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Nocturne City 02 - Blutfehde

Nocturne City 02 - Blutfehde

Titel: Nocturne City 02 - Blutfehde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge
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lassen, respektiert.“
    „Das war ein Fehler“, fügte Irina überflüssigerweise hinzu.
    Obwohl ich spürte, wie sich langsam Angst in meiner Magen -gegend ausbreitete, verdrehte ich nur die Augen und tat so, als hätte ich gerade tausend wichtigere Dinge zu tun, als mich mit ihnen zu unterhalten. „Nur damit ich das richtig verstehe: Es sind drei ukrainische Werwölfe nötig, um mir diese einfache Nachricht zu überbringen? Sprecht ihr unsere Sprache wirklich so schlecht?“
    Luna, jetzt hast du es geschafft! Drei angepisste Werwölfe in deiner Küche, und du hast noch nicht mal einen Tanga an, den du zu deiner Verteidigung einsetzen könntest.
    Ich versuchte mich zusammenzureißen und über einen Ausweg aus dieser Situation nachzudenken. Aber außer weiteren sarkastischen Kommentaren wollte mir partout nichts einfallen. Dann bemerkte ich, wie Sergei und Yelena seitlich ausschwärmten, während Irina sich direkt vor mir aufbaute. Aus den Tierdokumentationen im Nachtprogramm wusste ich, dass sie mich gerade einkreisten und einen Angriff auf ihre einsame Beute planten … und es gefiel mir gar nicht, die Beute zu sein!
    „Ihr könnt mich nicht einfach so töten“, protestierte ich halbherzig. „Ich bin Polizistin, und falls ihr es noch nicht mitbekommen habt, in unserem Land steht es unter Strafe, einen Polizisten anzugreifen.“
    Yelena stieß ein lautes Lachen aus. „Glaubst du wirklich, dass sich die Redbacks in irgendeinem Land um gewöhnliche Menschenbullen scheren würden, Insoli?“
    Der Punkt ging an sie. Meine Lage war aussichtslos. Ich konnte weder kämpfen noch weglaufen, und auch der Versuch, sie mit meinem nackten Körper zu verwirren, um irgendwie an meine Waffe auf dem Küchentisch zu gelangen, wäre ein sinnloses Unterfangen gewesen. Durch meine Prügelei mit Dmitri während des Duncan-Falls hatte ich eine ziemlich konkrete Vorstellung davon, wie schnell und unerbittlich seine Rudelgefährten mich bei der geringsten Bewegung zerfleischen würden.
    „Hast du noch irgendetwas zu sagen?“, fragte Sergei – eher rhetorisch. Mit einer hochgezogenen Augenbraue gab er mir zu verstehen, dass ich lieber schweigen und meine bevorstehende Zerlegung nicht weiter hinauszögern sollte.
    Wenn mir der Biss eines Serpent Eye eine gute Eigenschaft mit auf den Weg gegeben hatte, dann war es ein unerschütterlicher Überlebenswille. Selbst in den ausweglosesten Situationen fielen mir die verrücktesten Sachen ein, um meinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen. So auch dieses Mal.
    „Ich werde ihn heilen“, rief ich hastig aus.
    Irina erhob sich aus ihrer Lauerstellung und starrte mich ungläubig an. „Was?“
    Ich schluckte und versuchte in dem selbstsicheren Ton zu antworten, der sich bei Verkehrskontrollen bewährt hatte. „Ich werde Dmitri von der Infektion mit dem Dämonenblut heilen. Ihr müsst mir nur etwas Zeit geben.“
    Sichtlich überrascht hielt nun auch Yelena inne und blickte mich fragend an. „Warum bist du dir so sicher, dass du das schaffen kannst? Noch nicht einmal wir hatten Erfolg, und dabei sind wir sein Rudel. Du bist nur eine Insoli – eine einzelne Wölfin, die im Dreck der Gosse nach Essensresten schnüffelt.“
    „Ich will dich wirklich nicht beleidigen, Yelena, aber vielleicht hat es gerade wegen eures Rudelquatsches nicht geklappt“, entgegnete ich ärgerlich, denn dumme Kommentare über Insolis brachten mich nach wie vor auf die Palme. „Ich verstehe ja, dass ihr eure Traditionen habt, aber meiner Meinung nach könnt ihr bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag eure Sprüche aufsagen und Salbeizweige über Dmitris Kopf schwenken und werdet trotzdem keinen Erfolg haben – denn kein Mensch und kein Werwolf ist in der Lage, einen Dämonenbiss zu heilen!“
    Sergei fixierte mich mit seinen strengen Augen und kraulte sich dabei nachdenklich das Kinn. Ich erwiderte seinen Blick und bemühte mich nach Kräften, ihm die Stirn zu bieten. Bei unserem kurzen Blickduell ging es nicht darum, den anderen zu dominieren, sondern die Willensstärke des Gegenübers zu testen. Nach einer Weile senkte er seinen Blick, spuckte geräuschvoll auf den Küchenfußboden und sagte: „Gut, geben wir ihr eine Chance.“
    Sofort begannen Yelena und Irina auf Ukrainisch zu lamentieren, aber Sergei würgte ihre Einwände mit einem kurzen Knurren ab.
    „Meinetwegen“, murrte Irina und warf dabei schwungvoll ihre blonde Mähne zur Seite, wie man es von der verwöhnten Königstochter aus den Märchenfilmen kennt.

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