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Nocturne City 02 - Blutfehde

Nocturne City 02 - Blutfehde

Titel: Nocturne City 02 - Blutfehde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge
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bloß, dass du jetzt richtigen Ärger bekommen wirst, oder?“
    Ich stellte den Schädel auf dem Couchtisch in Rhodas Wohnzimmer ab und ließ mich auf ihr jeansblaues Zweiersofa fallen. Bis zu diesem Moment hatte ich nicht bemerkt, wie müde ich war, aber als mein Kopf die Sofakissen berührte, hätte ich am liebsten auf der Stelle meine Augen geschlossen.
    „Luna, ich habe dich was gefragt.“
    „Ja … wahrscheinlich.“
    „Seamus wird dich töten“, sagte sie, und diesmal klang es ganz und gar nicht nach einer Frage.
    „Er wird’s versuchen“, antwortete ich. Mit Mühe zwang ich mich dazu, den Stift in die Hand zu nehmen, um den Anfang der Inschriften zu suchen. „Er wird s sicherlich versuchen.“
    „Vor einiger Zeit noch hätte ich dir für so eine bescheuerte Aktion den Hintern versohlt“, schimpfte Sunny. „Aber mittlerweile habe ich gelernt, dass du für gewöhnlich nur das tust, was nötig ist … Sag mir einfach Bescheid, wenn ich dir irgendwie helfen kann, okay?“
    Ich antwortete nicht, denn ich war schon voll und ganz in die verschachtelten Inschriften vertieft. Sie waren so winzig klein, dass selbst eine ruhige Hand Jahre gebraucht haben musste, um sie auf der Oberfläche des Schädels zu verewigen.
    Obwohl Sunny offenbar überzeugt davon war, dass ich das Richtige tat, hörte ich unentwegt die Stimmen in mir flüstern: Adrenalinjunkie … lebensmüde Abenteurerin …
    Natürlich hatten beide recht. Meine einzige Hoffnung bestand darin, dass sowohl Sunny als auch ich selbst stark genug sein würden, wenn ein schrecklicher Tod für uns unausweichlich werden sollte.
    „Jetzt gibt es nur noch uns beide“, flüsterte ich in das ausdruckslose Gesicht des Schädels, aber Mathias antwortete nicht. Bei den Symbolen auf dem Schädel handelte es sich allem Anschein nach um Buchstabenfolgen – verschlungene Zeichen, deren psychedelische Formen mir wie eine bedrohlich wirkende Mischung aus Runen und Sanskrit erschienen. Entschlossen, die Lösung zur Heilung von Dmitris Infektion zu finden, begann ich die Zeichen abzuschreiben. Kaum hatte ich aber die erste Zeile auf dem Notizblock beendet, verkrampfte sich meine Hand und begann zu zittern. Eine Sekunde später bebte mein gesamter Körper, ohne dass ich etwas dagegen tun konnte. Der Stift huschte mit wilden Bewegungen über den Notizblock und hinterließ schließlich eine lange Linie, die wie ein Fluss auf einer Landkarte aussah.
    Blitze zuckten vor meinen Augen, und ich fühlte plötzlich, wie sich der Boden unter meinen Füßen zu bewegen begann. Sämtliche Nervenenden meines Körpers schlugen mit einem Mal Alarm und schickten Reize in die Zentrale zwischen meinen Ohren, wo sie sich in einem gewaltigen und alles betäubenden Schmerz vereinigten, der mich fast in die Besinnungslosigkeit trieb. Er war stärker als alles, was ich bis dahin kennengelernt hatte – schlimmer als die Verletzung durch eine Silberkugel und schrecklicher als die Krämpfe der Wandlung. Unfähig, mich weiter aufrecht zu halten, kippte ich vornüber, sodass meine Stirn auf den Tisch knallte. Dann sackte ich benommen auf den Boden. In wenigen Sekunden schwoll meine Zunge auf das Zehnfache ihrer normalen Größe an und blockierte meine Luftröhre. Trotz größter Anstrengung konnte ich nicht mehr um Hilfe schreien. Bewegungsunfähig kauerte ich am Boden und wartete darauf, dass der gigantische Schmerz endlich mein Bewusstsein ausschalten würde. Das war also der Tod, dachte ich. Das definitive Ende. Fehlte nur noch der Abspann mit meinem Namen in der Hauptrolle.
    Plötzlich spürte ich, wie zwei Hände meine Schultern packten und mich heftig durchschüttelten. Die Berührung fühlte sich so schmerzhaft an, als würde jemand zwei heiße Bügeleisen gegen meine Oberarme pressen. Der Sprache beraubt, betete ich schweigend, dass die fremden Hände mich endlich freigeben und mir einen schnellen Tod gewähren würden.
    „Lima!“, schrie Sunny, und ich öffnete die Augen. So schlagartig, wie der Schmerz über mich gekommen war, verschwand er in diesem Moment auch wieder. „Luna, hörst du mich?“, schrie sie erneut und schüttelte mich dabei so heftig, dass mir meine Haare ins Gesicht peitschten. Panik hatte die runden Züge ihres kreidebleichen Gesichts verzerrt. Obwohl ich sie gleich zu erkennen glaubte, blinzelte ich ein paarmal, um mich zu vergewissern, dass es wirklich meine Cousine war, die sich da mit entsetztem Blick über mich beugte. Besonders die unendlich vielen Blautöne

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