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Nocturne City 03 - Todeshunger

Titel: Nocturne City 03 - Todeshunger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge
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vorstellen konnte.
    »Bryson, für mich sieht es aus, als wenn schon jemand vor uns hier gewesen wäre und die Bude auf den Kopf gestellt hätte.«
    »Scheiße«, brummte er. »Wer zum Teufel interessiert sich denn für das versiffte Gerumpel eines irrsinnigen Selbstmörders?«
    »Der, der auch die Werwölfe tot sehen will«, antwortete ich. Neben dem Herd standen ein leerer Kochtopf und ein Rucksack, aus dem schmutzige Klamotten, ein paar Bücher und ein schwarzer Fotoapparat mit großem Objektiv herauslugten.
    »Das Ding hier sieht ziemlich teuer für jemanden aus, der in diesem Loch gehaust hat«, bemerkte ich und wies auf die Kamera.
    Bryson nickte, streifte Handschuhe über und zog die Kamera aus dem Rucksack. »Auf der Unterseite ist ein Aufkleber vom Pfandhaus. Film ist keiner mehr drinnen. Was wollte der Typ mit diesem Ding?«
    »Keinen Schimmer«, brummte ich. Obwohl ich nicht annahm, dass wir noch etwas Brauchbares finden würden, bat ich Bryson um ein Paar Handschuhe. In Schulkindmanier hielt er den Handschuh mit einer Hand festzog die Latexfinger mit der anderen zurück und ließ das Ding dann wie ein Gummigeschoss auf mich zurasen. Mit einer schnellen Handbewegung fing ich den Handschuh auf. »Das kannst du mit Leuten versuchen, die keine tierischen Reflexe haben, nicht mit mir, David.«
    »Hör mal, Wilder, ich habe nachgedacht«, meinte Bryson, als wir uns daranmachten, das Chaos zu durchsuchen.
    »Oh nein.«
    Er hielt inne und verschränkte die Arme. »Ich weiß ja, du hältst nicht viel von mir und meinen kombinatorischen Fähigkeiten …«
    »Falls sie überhaupt vorhanden sind«, warf ich ein.
    »… aber selbst Euer Hoch wohlgeboren müssen zugeben, dass die Faktenlage in diesem Fall verdammt dünn ist. Was soll das Ganze hier sein? Eine Vendetta zwischen Werwölfen und Blutsaugern?«
    »Vielleicht«, antwortete ich. »In dieser Stadt werden Leute wegen Handys erschossen und wegen Alufelgen erstochen. Es ist gut möglich, dass die Wendigos nur auf Rache aus sind.«
    »Gut«, sagte Bryson. »Aber warum jetzt? Es war doch verdammt lange ruhig, oder? Warum findet auf einmal so ein Blutvergießen statt?«
    »Immer, wenn du etwas Überzeugendes sagst, beginne ich automatisch, mir Sorgen um meine geistige Gesundheit zu machen, Bryson!« Ich musste zugeben, dass Bryson auf gewisse Weise recht hatte. Wenn Rache das Motiv war, passte ich nicht ins Opferprofil. Ich hatte nichts mit den Wendigos zu tun gehabt, geschweige denn ihnen einen Grund geliefert, mich über die Klinge springen zu lassen. Das Einzige, was ich mit den anderen gemeinsam hatte, war eine Ahnenlinie, die auf die Anführer der fünf Rudel Nocturnes zurückführte und uns auf diese Weise mit dem Abkommen zwischen Werwölfen und Wendigos in Verbindung brachte. Dieser Fall war wirklich sehr verwickelt, die Zusammenhänge unklar.
    Bryson begann, an der verschlossenen Schublade der Kommode zu rütteln, fluchte aber schon nach kurzer Zeit, weil sie nicht aufgehen wollte. »Lass mich mal«, forderte ich mit einem Seufzer. Ich zwängte meine Finger in den Spalt und zog einmal kräftig, wodurch das Schloss aus dem Holz riss und quer durch das Zimmer flog.
    »Du würdest dich hervorragend in einer Rugbymannschaft machen«, kommentierte Bryson mein Fingerspiel. »Wundert mich eigentlich, dass dich noch kein Talentsucher angesprochen hat.«
    »Diese Hosen stehen mir einfach nicht«, antwortete ich trocken und warf einen Blick in die Schublade. Sofort erregte ein brauner Briefumschlag meine Aufmerksamkeit, dessen Ecken schon ganz ausgefranst waren. Er war ziemlich schmutzig und schien oft benutzt worden zu sein. In seinem Inneren fand ich eine Menge Abzüge, eine mit schwer entzifferbaren Notizen übersäte Straßenkarte Nocturnes und ein paar sauber ausgeschnittene Zeitungsartikel.
    »Bryson«, sagte ich und drehte den ersten Abzug um. »Ich glaube, das solltest du dir ansehen.«
    Als ich ihm das erste Bild zeigte, pfiff er überrascht durch die Zähne: Zu sehen war Priscilla Macleod. Die Bildqualität war sehr grobkörnig, woraus zu schließen war, dass es mit großem Objektiv aus weiter Entfernung und wahrscheinlich heimlich aufgenommen worden war. »Verdammt, was soll das jetzt schon wieder? Der Typ war also nicht nur Gestaltwandler, sondern auch ein Stalker, oder wie?«
    »Hier sind auch Fotos von den anderen«, brummte ich. »Von allen vier Opfern und Carla.« Es gab auch Fotos von mir – wie ich an der Justice Plaza mein Auto aufschloss, im

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