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Nocturne City 03 - Todeshunger

Titel: Nocturne City 03 - Todeshunger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge
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versuchte erst gar nicht, ihn zum Reden zu bringen. Als er sich mit dem Gesicht zu mir drehte, kehrte ich ihm demonstrativ den Rücken zu und schaltete das Licht aus. Die Finsternis gab mir das Gefühl, dass er mich nicht mehr anstarrte, während wir schweigend nebeneinanderlagen.
    »Das mit uns beiden wird nicht klappen, oder?«, brach er das Schweigen. »Wir wollen zwar, dass es funktioniert, aber es klappt einfach nicht …« Den verbitterten Ton in seiner Stimme konnte ich nicht ignorieren. Langsam drehte ich mich zu ihm um und sah ihn an. Das schwache Mondlicht erhellte sein Gesicht, das niedergeschlagen und abgezehrt wirkte.
    »Das war einfach Scheiße, Dmitri«, brummte ich und zermalmte dabei den Kissenzipfel in meiner Hand. »Was hast du dir nur dabei gedacht?«
    Dmitri stand auf und zog seine Jeans an. »Ich habe an dich gedacht, daran, dass du meine Lebensgefährtin bist. Meine richtige Partnerin. Ich kann nicht bleiben.«
    Ein Teil von mir wollte schreien und ihn davon abhalten, mich zu verlassen, aber ein trostloses Gefühl abgrundtiefer Enttäuschung hielt mich zurück. Statt des erwarteten Riesenknalls schien alles auf ein sang- und klangloses Ende hinauszulaufen.
    Obwohl ich es mir in diesem Augenblick nicht eingestehen wollte, war ich tief in meinem Inneren wahrscheinlich sogar froh darüber, dass es Dmitri war, der auf die Trennung drängte, und die Schuld somit bei ihm lag. »Wohin gehst du?«
    »Geht dich im Augenblick nichts an«, sagte Dmitri. »Ich rufe dich an, ja? Irgendwann. Später.«
    »Er tut das gerade«, flüsterte eine Stimme in meinem Kopf. »Du bist nicht dafür verantwortlich, Luna, du bist nicht der Grund.« Das Geräusch der Tür, die hinter Dmitri zufiel, hinterließ ein zwiespältiges Gefühl der Erleichterung in meiner Brust.
    Vor Sonnenaufgang quälte ich mich aus dem Bett und machte mich auf den Weg ins Zentrum. Ich brauchte noch nicht einmal eine Stunde, was angesichts der vielen Sperrungen und Umleitungen nach dem Erdstoß ein kleines Wunder war. Als Bryson um sieben Uhr siebzehn schlaftrunken ins Revier taumelte, wartete ich schon eine Weile an seinem Schreibtisch auf ihn. »Du bist spät dran«, grüßte ich ihn.
    »Herr, was habe ich bloß verbrochen?«, fragte Bryson und blickte seufzend zur Decke. »Ich zahle Unterhalt, hinterziehe keine Steuern mehr und besuche sogar regelmäßig meine Tante Louise, obwohl die mich für ihren 1971 verstorbenen Bruder Rupert hält. Kurzum, ich versuche alles, um die Götter gnädig zu stimmen, und dennoch hetzen sie mir eine Nervensäge wie dich auf den Hals. Nicht genug, dass du mich in meinen Träumen verfolgst. Jetzt lauerst du mir sogar schon mit dummen Sprüchen bei der Arbeit auf.«
    »Du träumst von mir? Das ist ja süß«, antwortete ich mit einem Augenzwinkern. »Hier, ich hab dir einen Donut mitgebracht. Bullen wie du lieben doch Donuts, nicht wahr? Also nimm schon und freu dich!« Ungläubig betrachtete er den mit Marmelade gefüllten Donut auf dem Pappteller, den ich ihm hinhielt.
    »Ist das einer von Sam s?«
    »Wie könnte ich es wagen, dir etwas anderes anzubieten?«
    Mit zwei Bissen verschlang Bryson den Krapfen und krümelte dabei sein Hemd voll. »Sag schon, was treibt dich her?«
    »Du musst etwas im Computer nachschauen«, entgegnete ich. »Ich bin rausgefahren, zu diesem Paiute-Reservat, und habe eine Spur gefunden, die uns zum Mörder führen könnte.«
    »Geiler Scheiß! Ist das dein Ernst?«, fragte Bryson und schaltete den Computer ein. »Du hast keine Ahnung, wie glücklich mich deine Worte machen!«
    »Musst mir keine Medaille umhängen. Im Gerichtssaal wirst du das nämlich nicht beweisen können!«, versuchte ich Bryson den Wind aus den Segeln zu nehmen, als er sich die Marmeladenreste von den Lippen leckte.
    »Warum zur Hölle nicht?«
    »Der Typ, um den es geht, ist ein Wendigo«, begann ich. »Er müsste unter den unidentifizierten Selbstmördern der letzten Woche sein. Ein John Doe …« Ich hatte das Gefühl, seit Jason Kennukas Todessprung sei eine halbe Ewigkeit vergangen. In Wahrheit lag er erst ein paar Tage zurück. Eigentlich hätte mich das nicht überraschen sollen; ich verlor ständig das Zeitgefühl, wenn ich an einem schwierigen Fall arbeitete. In der Vergangenheit hatte das wieder und wieder zu Problemen in meinen Beziehungen geführt, da keiner meiner Exfreunde Verständnis für meine ungewöhnlichen und langen Arbeitszeiten aufbringen konnte. Außer Dmitri.
    Kaum war sein Name in meinen

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