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Nocturne City 03 - Todeshunger

Titel: Nocturne City 03 - Todeshunger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge
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Devere Diner eine Kleinigkeit aß und so weiter und so fort. Mir lief ein kalter Schauer über den Rücken. Als Nächstes breitete ich die Karte aus und legte die Bilder daneben. Plötzlich ergaben auch die Notizen einen Sinn. P. M. stand für Priscilla Macleod. Die neben ihren Initialen beginnende grüne Linie führte kreuz und quer durch das Revier der War Wolves. J.T. bedeutete demnach Jin Takehiko. Sein Bewegungsmuster konzentrierte sich überwiegend auf die exklusiven Straßen in Mainline.
    »Hat er …« Bryson beugte sich stirnrunzelnd über die Karte. »Hat der Mistkerl sie beobachtet?«
    »Gejagt«, flüsterte ich. »Das hat nichts mit Nervenkitzel oder einer abseitigen Neigung zu tun. Jason war ein Profi.« Blitzartig begannen sich die Gedanken in meinem Kopf zu drehen. Die bereits als Tatsachen abgespeicherten Annahmen zerbröselten und wirbelten wie bei einem Tornado durcheinander. Jason war auf jeden Fall in die Morde verstrickt gewesen. Hatte Lucas davon gewusst? War es das, was er vor mir verbergen wollte?
    »Das sieht mir schon eher nach einer heißen Spur aus«, sagte Bryson. »Was mich angeht, hat sich unser Selbstmörder gerade auf Platz eins der Verdächtigenliste katapultiert. Das würde auch erklären, warum noch niemand versucht hat, Carla unter die Erde zu bringen.«
    »Warum?«, murmelte ich. Es galt weniger Bryson, sondern eher Jason und in gewisser Weise auch Lucas. »Es gab keinen Grund, sie zu ermorden …« Ich stand auf und ging zum Fenster, um auf die Grabsteinreihen des gegenüberliegenden Friedhofs hinauszustarren. »Das ist total sinnlos, David.«
    »Erzähl keinen Quatsch«, widersprach er und faltete die Karte zusammen. Als er die Bilder einsammelte, legte er die von Carla beiseite. »Zumindest kann man diesem Durchgeknallten nicht vorwerfen, er würde sein Handwerk nicht verstehen. Ich meine, das ist ausgezeichnete Überwachungsarbeit, absolut detailliert. Wie es aussieht, war der Mistkerl bereits seit Monaten hinter Carla und den anderen her. Das muss man sich mal vorstellen, er hat die Morde mindestens vier Monate lang vorbereitet.«
    Ich drehte mich halb um. »Wirklich?« Je mehr ich darüber nachdachte, desto stärker verfestigte sich die anfangs vage Vermutung, es mit einer unlogischen Beweiskette zu tun zu haben. Schließlich fühlte ich mich, als hinge ich an einem Seil und schwänge über einem dunklen Abgrund hin und her, aus dem schauderhafte Geräusche nach oben drangen. Ich kannte dieses Gefühl nur allzu gut – es war ein verlässlicher Indikator dafür, dass mehr hinter einem Fall steckte, als die Sachlage vermuten ließ.
    »Ja«, sagte Bryson. »Selbst die Werwölfe konnten ihn nicht ausfindig machen. So viel zu diesen Großmäulern vom Revier.«
    »Es ist trotzdem sinnlos, David. Wenn Jason Kennuka es wirklich auf diese Leute abgesehen hatte, wäre er ihnen nicht vier Monate lang kreuz und quer durch Nocturne hinterhergeschlichen. Die Wendigos werden von einem unstillbaren Hunger getrieben und sind deshalb quasi immer auf der Jagd.« Außerdem waren sie verdammt gute Jäger, besser als die Werwölfe und definitiv auch besser als ich – aber das wollte ich Bryson nicht auf die Nase binden. »Es gibt keinen Grund, warum Kennuka so etwas getan haben sollte.«
    »Lass uns einfach zum Ende kommen und hier verschwinden, ja?«, nörgelte Bryson. »Ich habe nämlich das Gefühl, auf meinen Klamotten wachsen schon Pilzkulturen.«
    »Polyester schimmelt nicht«, sagte ich halbherzig. Bryson ging in die winzige Küche hinüber, um die Schränke zu durchsuchen. Griesgrämig sah ich mich noch einmal in dem kleinen Zimmer um.
    Mein Blick blieb an der Wand über dem Bett hängen. Über der Schlafstätte gab es einen rechteckigen Bereich, der etwas eingesunken und völlig frei von Schimmelflecken war. Als ich dagegenklopfte, ertönte ein Geräusch, das keinen Zweifel zuließ. »Hier ist etwas hinter der Wand«, rief ich.
    »Warte, ich habe ein Taschenmesser.« Ohne auf ihn zu hören, holte ich aus und ließ meine Faust durch den Putz krachen. Nachdem ich die Mörtelstücke aus dem Loch gekratzt hatte, wurde eine kleine rechteckige Kammer sichtbar. »Ich meine, ich hätte ein Taschenmesser gehabt …«, brummelte Bryson.
    In dem Versteck stand ein Regal, in dem sich ein randvoll mit getrockneten Kräutern gefüllter Lederbeutel befand. Obenauf lagen flache Steine, die kreisförmig um eine pechschwarze Statue angeordnet waren. Mit ihrem Kugelbauch, dem überdimensional großen

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