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Nocturne City 03 - Todeshunger

Titel: Nocturne City 03 - Todeshunger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge
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Gedanken aufgetaucht, begann ich reflexartig zu knurren. Als Bryson mich daraufhin mit hochgezogener Braue anschaute, tat ich, als hätte ich mich geräuspert. »Allergie …«
    »So, so … was zum Teufel ist eigentlich ein Wendigo?«
    »Ein raubtierhafter Gestaltwandler, der sich vom Blut seiner Beute ernährt«, entgegnete ich kurz.
    »Toll!«, brummte Bryson. »Wie stellst du dir das eigentlich vor? Soll ich mich vor die Geschworenen stellen und sagen: ›Ja, meine Damen und Herren, Sie haben richtig gehört … diesen vier Opfern hat man in den Kopf geschossen, um zu verschleiern, dass sie in Wirklichkeit von einem mystischen Fabelwesen mit einem unaussprechlichen Namen ermordet wurden, das für sein Leben gern Blut trinkt.‹« Verärgert hämmerte er in die Tastatur. »Du machst mich fertig, Wilder!«
    »Da steckt mehr dahinter«, versicherte ich ihm. »Die Opfer wurden aus einem bestimmten Grund getötet, und die Wendigos, mit denen ich gesprochen habe, verbergen etwas. Die Dinge kommen in Bewegung.«
    »Na, wenn das keine heiße Spur ist!«, schnaubte Bryson. »Die Dinge kommen langsam in Bewegung. Entzückend – du bist wirklich eine ganz große Nummer!«
    »Hör zu«, blaffte ich ihn an, »ich tue hier mein Bestes, um deinen Arsch zu retten, also spar dir einfach deine blöden Kommentare und zeig zur Abwechslung mal etwas Dankbarkeit, okay?«
    Ich sah auf den Bildschirm, auf dem gerade Jason Kennukas Gesicht und der Bericht des Gerichtsmediziners auftauchten. »Wenn du zur Abwechslung mal etwas Sinnvolles tun willst, schau dir diesen Typen näher an«, sagte ich. »Das ist der Bruder des Wendigos, mit dem ich mich unterhalten habe. Er hat sich selbst getötet. Nach dem, was sein Bruder erzählte, könnte er mit der Gruppe zu tun haben, die diese blutrünstigen Zombie-Werwölfe im Leichenhaus erschaffen hat. Wenn du den Mörder finden willst, ist das eine verdammt heiße Spur. Fass, Sherlock!«
    »War nicht so gemeint«, brummelte Bryson. »Es ist verdammt früh, und ich hatte noch keinen Kaffee.«
    »Ja, und du bist irgendwie ein Arschloch!«, maulte ich.
    »Tu nicht so, als sei es mit dir immer einfach, Wilder!«, konterte Bryson. »Also, was nun? Fahren wir?«
    Ich blinzelte verdutzt. »Was?«
    »Na, wir schauen uns die Wohnung des Typen an! Aber ich geh auf keinen Fall allein in die Höhle eines Wen … Wendi … – ach du weißt schon, eines dieser total verrückten Vampirviecher!«, sagte Bryson aufgebracht. »Wenn ich dich richtig verstehe, wollte irgendwas oder irgendwer, dass der Typ über den Jordan geht, und wenn dieses Etwas da immer noch herumlungert … na ja, versteh mich nicht falsch, Wilder, aber wenn du mitkommst, muss ich wenigstens nicht allein ins Gras beißen.«
    »Oh mein Gott, soll ich mich jetzt etwa auch noch für das Angebot bedanken?«, fragte ich kopfschüttelnd. »Ich bin zutiefst gerührt.« Mein Puls beschleunigte sich bei dem Gedanken, mal wieder einen Tatort untersuchen zu können – auch wenn es nur die Wohnung eines Selbstmörders war. »Gut, ich komme mit.«
    Jason Kennukas Apartment im Garden-Vista-Komplex vermittelte in etwa so viel Lebensfreude wie die Exekutionskammer in Los Altos. In einer Ecke der spärlich eingerichteten Einzimmerwohnung stand ein Feldbett, das Bettzeug darauf lag auf einem Haufen. Die hohen Wände waren kahl, und aus den Rissen im Putz kroch der Schimmel hervor. An der rostfarbenen Decke hing eine flackernde Lampe, die den Raum nur mäßig zu erhellen vermochte. Dem Feldbett gegenüber standen ein alter Gasherd und eine tropfende Spüle, die ziemlich viel Platz einnahmen. Das einzige weitere Möbelstück war eine Kommode.
    Bryson trat gegen einen Perserteppich, der mit grünem Schimmel überzogen war. »Riecht gewaltig nach toter Großmutter hier drinnen. Was sage ich? Nicht nach einer, sondern nach einem Dutzend!« Ich stand in der Mitte des Zimmers und blickte nachdenklich auf Jason Kennukas Habseligkeiten. Der Mann hatte offenbar nicht viel besessen, und was er sein Eigen genannt hatte, lag nun über den gesamten Boden verstreut. Ich kniff die Augen zusammen, um mir das Chaos genauer anzusehen, darunter den zusammengeschobenen Teppich und die Gewaltspuren an der einzigen verschlossenen Schublade der Kommode. Um die Spüle herum lagen Glasscherben, und auch das Fehlen jeglicher persönlicher Gegenstände machte mich stutzig. Das Zimmer war so verdreckt, dass ich es mir nur schwer als Behausung eines Menschen – oder eines Wendigos –

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