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Nocturne City 03 - Todeshunger

Titel: Nocturne City 03 - Todeshunger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge
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zuzulassen und brachte mich zu ihrem Wagen. »Aber untersteh dich, mir ins Auto zu kotzen, Fräulein, oder du kannst was erleben! Schnall dich an.«
    Alles Widersprechen war zwecklos. Sunny fuhr mich direkt nach Hause und hievte mich ins Bett. Erst als ich auf der Matratze lag, merkte ich, dass ich nach den ganzen Anstrengungen und Geschehnissen des Tages nur noch eins wollte: schlafen.
    Ich schreckte aus einem chaotischen Traum, in dem es um Lucas, jede Menge Blut auf nackter Haut und einen uralten, unersättlichen Hunger in meinem Innersten ging, hoch, weil das Telefon neben meinem Bett schrillte. Neben mir lag eine Nachricht, die Sunny im SMS-Stil auf ein Blatt geschmiert hatte. »Bin am Flughafen. Zurück, wenn Oma @ Home.«
    »Toll«, brummelte ich und griff nach dem Hörer des alten Telefons. »Ja?«
    »Luna?«, fragte die Stimme am anderen Ende, die ich sofort am schneidenden Klang – der ein wenig an scharfes Metall erinnerte – erkannte.
    »Lucas.«
    »Ich hoffe, es macht dir nichts aus, dass ich dich anrufe«, sagte er. »Ich brauche die Öffnungszeiten des Leichenschauhauses, damit ich Jason identifizieren kann, und … na ja … ich dachte, ich rufe besser dich an.«
    Ihr Götter, warum musste er so verloren und traurig klingen? Vielleicht war ich auf dem besten Weg, mich in eine paranoide Irre zu verwandeln, die hinter jedem erst einmal einen Lügner vermutete. Dass 90% der Menschen, mit denen ich in Kontakt kam, auf die eine oder andere Art tatsächlich Lügner waren, half mir nicht gerade dabei, dieser Entwicklung entgegenzusteuern.
    »Sie öffnen morgen um neun«, sagte ich. »Aber Lucas, eines der Rudel hat Wind davon bekommen, dass die Wendigos in den Fall verwickelt sind.« Ich erwähnte die Bespitzelung durch die War Wolves nicht. Ich fühlte mich so schon schlecht genug und konnte gut und gerne darauf verzichten, mich vor ihm obendrein noch als tollpatschiger Bulle zu outen.
    »Ich komme dennoch.« In Lucas’ Stimme lag ein unterschwelliges Knurren. »Jason war mein Bruder.«
    »Ich halte das wirklich für eine schlechte Idee«, sagte ich. »Ich weiß, was ich gesagt habe, aber die Rudel in Nocturne nehmen es verdammt ernst mit Sachen wie Gerechtigkeit und Ehre. Als Insoli kann ich dich nicht schützen.«
    »Das ist mir egal«, sagte Lucas. »Du wirst mit mir dort sein, und du bist alles, was ich brauche.« Ich schien wirklich paranoid zu sein – warum konnte ich ihm nicht einfach vertrauen?
    »Du setzt auf mich? Ich warne dich, in der Vergangenheit ist das einigen Leuten nicht sonderlich gut bekommen.«
    Er lachte kurz. »Ich glaube dennoch, dass es einfacher für mich ist, wenn du mitkommst. Momentan geht’s mir reichlich beschissen, aber ich reiße mich zusammen, weil Jason es so gewollt hätte. Also, wie sieht’s aus, kann ich auf dich zählen?«
    »Natürlich«, sagte ich und merkte, wie der Klang seiner Stimme ein wohlig-warmes Gefühl in meinem Innersten hervorrief. Noch nie hatte ich so viel Vorfreude auf einen Besuch im Leichenschauhaus empfunden. »Mach dir keine Gedanken wegen dieses blödsinnigen Abkommens, Lucas. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass die Werwölfe dir tatsächlich Unannehmlichkeiten bereiten werden, nur weil du die Leiche deines Bruders abholen willst.«
    »Gut, dann sehen wir uns morgen.«
    »Bis dann«, entgegnete ich und legte mit einem breiten und – angesichts der Gefährlichkeit der Situation – völlig unangebrachten Lächeln den Telefonhörer auf.
    Lucas tauchte schließlich eine Stunde zu spät vor dem Leichenschauhaus auf. Durch das lange Warten genervt war ich so oft die Treppe hoch- und runtergelaufen, dass es mir vorkam, als hätte ich einen kleinen Pfad in die Steinstufen getreten. Es wehte ein trockener, warmer Wind von der Bucht her, in dem ich nicht nur das Salz des Meerwassers, sondern für einen Moment lang auch einen anderen Werwolf zu wittern glaubte.
    Er stieg aus der Beifahrertür eines rostigen kleinen Lieferwagens, und als er mich erblickte, bedeutete er dem Fahrer mit einem Winken loszufahren.
    »Bringen wir es hinter uns«, sagte er und steckte die Hände in die Hosentaschen.
    »Gut«, willigte ich ein. »Hattest du Probleme herzufinden?«
    »Nicht so sehr, wie ich gehofft hatte«, murmelte er, während er mit skeptischem Blick die Gesichter der Passanten musterte. Wortlos gingen wir durch die gläsernen Eingangstüren ins Foyer. Lucas wirkte angestrengt und schien seit unserer letzten Begegnung zehn Pfund

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