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Nocturne City 03 - Todeshunger

Titel: Nocturne City 03 - Todeshunger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge
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Ding einmal berührt, und das hat mir gereicht.«
    Das Bimmeln an der Tür kündigte Sunnys Eintreffen an. »Hi, Perry.«
    »Sunflower«, antwortete er nickend und kam dann zum Thema zurück. »Also, die Gestaltwandler füttern diesen Wiskachee. Sie verehren ihn, indem sie seinen Fetisch anbeten, während er schläft. Wenn er dann erwacht, verleiht er ihnen Superkräfte.« Perry schnaubte. »So oder so ähnlich, jedenfalls. Ist ja nicht so, als sei ich der große Mythologie-Experte.«
    »Sie … füttern ihn?«, fragte Sunny. Perry stellte den Fetisch auf den Ladentisch, von wo aus er mich unheilvoll anstarrte. Als sich Perry kurz umdrehte, streckte ich der Figur die Zunge raus.
    »Die Wendigos trinken Blut. Dadurch bekommen sie ihre Kraft«, erläuterte Perry weiter. »In der Legende von Wiskachee ist von einem unersättlichen, alles vernichtenden Hunger die Rede, der eines Tages die ganze Welt verschlingt, wenn der Gott nicht regelmäßig mit dem Blut seiner Anhänger beschwichtigt wird.«
    Ich begann mich zu fragen, ob nicht die kleine Statue der Grund für Jason Kennukas Tod gewesen sein könnte. Möglicherweise hatten seine Wendigo-Freunde ihn davon überzeugt, ein klein wenig seines eigenen Blutes – das Blut eines Gläubigen – zu spenden. Hatte etwa die geheimnisvolle Magie, die sich wie eine Wand aus Stacheldraht um den Fetisch schlang, Jason dazu getrieben, vom Dach zu springen?
    »Wie ich schon sagte, alles Blödsinn«, sagte Perry. »Ich behaupte nicht, Wiskachee und seine Magie seien nicht real, aber all dieses Gerede vom Weltuntergang … davon faselt doch mittlerweile jeder zweite dieser stümperhaften Möchtegern-Geisterbeschwörer!« Nachdem er die letzten Konturen des Tattoos gezogen und das Dekolleté der wütenden Highschool-Königin in Frischhaltefolie gepackt hatte, stapfte er mit ihr zur Kasse. »Die Wendigos sind Freaks erster Klasse, so viel steht fest. Kennst du ihre Gräber, Wilder? Die sind unter der ganzen Stadt verteilt. Du brauchst noch nicht mal tief buddeln, und schon hast du ihre Knochen in der Hand. Hat den Casterhexen einen ganz schönen Schrecken versetzt, als sie im 19. Jahrhundert auf die Gerippe dieser Monster stießen. Jedenfalls – wenn du noch so etwas wie diesen Fetisch findest, bring es ruhig her, Luna. Ich stelle es dann in meine Sammlung.«
    »Vergiss es. Falls ich noch mal so ein Ding berühre, werde ich nicht lange genug leben, um es dir zu bringen«, entgegnete ich.
    Perry reagierte mit einem unheimlichen Grinsen der verzerrten Seite seines Mundes. »Wir müssen alle mal abtreten. Besser man macht’s dann mit einem großen Knall.«
    Als Sunny und ich über den Flur zur Treppe gingen, sah sie mir fragend in die Augen. »Worüber denkst du nach, Luna? Du machst immer dieses Gesicht, wenn du nachdenkst, also sag schon, was beunruhigt dich?«
    »Ich bin nicht beunruhigt«, antwortete ich. »Ich bin unzufrieden und verwirrt.«
    Sie schürzte die Lippen: »Warum?«
    Ich riss die Tür zum Treppenhaus auf und polterte die engen Steinstufen hinauf. »Weil ich keinen Schimmer habe, wie ich all diesen Götterbeschwörungs- und Menschenopferwahnsinn jemandem erklären soll, der nicht an dieses Zeug glaubt.«
    Bei den meisten trauernden Hinterbliebenen dürfte ein freundliches »Übrigens, dein Bruder war ein religiöser Spinner, der sich freiwillig für einen Hungergott mit unaussprechlichem Namen von einem Haus gestürzt hat« bestenfalls zu schockiertem Schluchzen und schlimmstenfalls zu ein paar wohl platzierten Faustschlägen oder einer Zwangseinweisung in die Psychiatrie führen. Andererseits bestand natürlich die Möglichkeit, Lucas nicht alle Details anzuvertrauen, schließlich hatte auch er mir nicht die hundertprozentige Wahrheit gesagt.
    »Was ist eigentlich so verteufelt schwer daran, ehrlich zu sein, Sunny?«, fragte ich brummig, als wir am Tor der Universität vorbeispazierten.
    »Die Wahrheit tut weh«, entgegnete sie.
    »Es wird den Wendigos weit mehr wehtun, wenn ich sie wegen dieser Sache am Arsch kriege!«, brummte ich missmutig.
    In meiner selbstgerechten Entrüstung achtete ich nicht auf meine Umwelt – schon gar nicht auf die Straße. Zum Glück war Sunny reaktionsschnell genug, um mich zurückzureißen, als ich in den dichten Verkehr rennen wollte. Mit einem Kopfschütteln drückte sie den Knopf der Fußgängerampel. »Jetzt beruhige dich mal, Luna!«
    »Ich hatte einen miesen Tag«, verteidigte ich mich. »Du kannst dich von mir aus beruhigen, so viel

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