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Nocturne City 03 - Todeshunger

Titel: Nocturne City 03 - Todeshunger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge
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geht nicht um mich. Ich brauche dich, verstehst du? Ich weiß nicht, was ich hier tue.«
    »Aha … dass du mal zugibst, keine Ahnung zu haben, ist wirklich eine Seltenheit«, antwortete sie. »Also gut, ich komme, aber nur, bis Rhoda anruft, dass ich sie abholen soll. Dann hau ich wieder ab, ja?«
    »Ja, gut. Wir treffen uns in Perrys Laden. Ich habe etwas Seltsames entdeckt und möchte gern wissen, was du davon hältst.«
    »Kannst du diese kryptischen Andeutungen nicht lassen und mir stattdessen einfach sagen, worum es geht?«, bat Sunny.
    »Ich erklärs dir, wenn du hier bist«, sagte ich und spürte, wie die magische Energie der Holzfigur durch die Tasche nach außen drang und sich auf meine Haut legte. »Deine Stimme klingt zittrig, Luna. Was ist passiert?«
    »Beeil dich einfach, Sunny, ja?«

16
    In Perrys Studio war es so dämmrig wie im Hinterteil eines Schwarzbären. Die kreischende Post-Industrial-Musik, die aus den Lautsprechern in der Ecke dröhnte, sorgte für die passende akustische Untermalung des dunklen Ambientes. Der Besitzer des Ladens saß mit dem Rücken zu mir auf einem Rollhocker. Sein Haar war im Nacken zu einem kleinen Zopf geflochten. Er war gerade im Begriff, die Tätowierung einer Kundin fertigzustellen, die wie eine untote Cheerleaderin aussah: ein schrill gekleidetes blondes Mädchen mit so üppigen Brüsten, dass sie sie ohne Weiteres als Schwimmkissen hätte nutzen können. Sie trug eine Lederweste und verschlissene, abgeschnittene Hosen, ihre Beine steckten in einer Netzstrumpfhose und schweren Stiefeln. Der grinsende Dämon, den ihr Perry gerade aufs Dekolleté tätowierte, rundete ihre Erscheinung geschmackvoll ab.
    »Perry«, sagte ich. Erst als ich »Perry, verdammt!« schrie, ließ er die Nadel verstummen und drehte sich auf seinem Hocker halb zu mir um.
    »Schau an, schau an, schau an«, schnurrte er. »Detective Wilder. Ich wusste doch, dass da etwas Süßliches in der Luft liegt.«
    »Ich will mit Perry reden, nicht mit dir«, blaffte ich die mir zugewandte Gesichtshälfte an, die mit dem toten, milchig grauen Auge, den vernarbten Lippen und der verschrumpelten Haut an ein Verbrennungsopfer erinnerte. Sie knurrte kurz in meine Richtung, wendete sich dann aber von mir ab, um mir die unversehrte Seite von Perrys Gesicht zu präsentieren. »Tut mir leid, Wilder«, entschuldigte er sich und sah mich mit seinem gesunden Auge prüfend an. »Du weißt ja, wenn ich mit der Nadel hantiere, bin ich in meiner eigenen Welt. Ist ’ne ganze Weile her, dass wir uns gesehen haben, was? Dachte schon, du hättest mich nicht mehr lieb.«
    »Du weißt, das kann niemals passieren«, sagte ich.
    »Entschuldigung«, unterbrach uns der fleischgewordene Traum der Footballspieler dieser Welt. »Ich bezahle hier nicht, um mir euer Gequatsche anzuhören.«
    »Geh mit deinen Pompons spielen, Kleine. Hier unterhalten sich zwei Erwachsene!«, wies ich sie zurecht. Dann zog ich die dunkle Holzfigur aus der Tasche, wobei ich sie vorsichtig an den Ecken der Beweismitteltüte hielt, und zeigte sie Perry. »Hast du irgendeine Ahnung, was das ist?«
    »Verdammt!«, rief er und erhob sich von seinem Sitz. Als das Metall seiner Beinschiene dabei das matte Licht reflektierte, erinnerte ich mich wieder daran, was Perry widerfahren war. Vor langer Zeit war etwas in eine Hälfte seines Körpers gefahren, das dunkel, unberechenbar und ganz und gar nicht Perry war. Seit damals musste man höllisch aufpassen, mit welcher seiner beiden Körperhälften man gerade sprach, denn die Antworten fielen für gewöhnlich sehr unterschiedlich aus.
    »Das ist so eine Art Hardcore-Fetisch«, entgegnete Perry. »Vor zehn Jahren habe ich ’ne Weile Tattoos in Wyoming gestochen und dabei nen Medizinmann getroffen, der mit Fetischen arbeitete. Echt ekelhaft für alle, auf die sie angewendet wurden, das kann ich dir sagen.«
    »Den hier hat ein Wendigo benutzt«, erläuterte ich. »Wofür genau weiß ich nicht.«
    »Ja, ja«, sagte Perry. »Sieht aus wie einer dieser Hungergötter. Die Gestaltwandler haben einen, den sie Wiskachee nennen. Soll angeblich aus dem Erdboden aufsteigen und deine Feinde bei lebendigem Leibe auffressen oder so.«
    Mir fuhr ein kalter Luftzug über den Nacken, der sofort für Gänsehaut auf meinem Rücken sorgte. »Ach ja?«
    »Ein Haufen Blödsinn, wenn du mich fragst«, fuhr er fort und gab mir den Fetisch zurück. Doch statt ihn anzunehmen, riss ich meine Hände in die Luft.
    »Lass mal … ich habe das

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