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Nocturne City 03 - Todeshunger

Titel: Nocturne City 03 - Todeshunger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge
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machen. »So sehr nun auch wieder nicht. Willst du wirklich erproben, wie geduldig eine stinkige Werwölfin mit einer Knarre in der Hand ist?«
    Lucas schüttelte sich und fauchte: »Also gut.« Dann schloss er die Augen und nahm wieder seine menschliche Form an. Nackt und verschrammt krümmte er sich am Boden. Aus seinen Wunden sickerte jede Menge tiefrotes Blut. Ich ergriff sein Hemd und drückte es ihm in die Hand.
    »Drück das fest auf die Wunde und wage es verdammt noch mal nicht, irgendwohin zu gehen!« Dann eilte ich zu Donal. Schnaufend und mit kaum fühlbarem Puls lag er auf dem Rücken. Ich nahm Lucas’ Jeans und presste sie auf die stark blutende Wunde in seiner Brust. »Macleod, hören Sie mich?«
    Seine Augäpfel bewegten sich unter den Lidern so hektisch wie die einer Person im REM-Schlaf, aber er nickte schwach.
    »Ja, gut«, sagte ich. »Sie müssen wach bleiben, verstanden? Nicht einschlafen, oder Sie werden nie wieder mein anmutiges Gesicht erblicken.«
    »Äh … ja …«, stöhnte er. Die blubbernden Geräusche der Flüssigkeit in seiner Lunge waren bei jedem Atemzug zu hören, aber ich lächelte ihn dennoch unentwegt an. Schon auf der Polizeischule hatte man uns eingebläut, das Opfer nie wissen zu lassen, wenn es schlecht stand. In solchen Situation musste man lächeln und dafür notfalls an süße Welpen, rosafarbene Einhörner und doppelte Bacon-Cheeseburger denken. Auf keinen Fall durfte man dem Betroffenen durch Blicke, Gesten oder Worte auch nur annähernd so etwas mitteilen wie: Verdammte Axt, Junge, das sieht ganz und gar nicht gut aus!
    »So ist’s gut«, redete ich Macleod zu und tastete in meiner Hosentasche. Statt meines Handys förderte ich einen Salat aus zerbrochenen Plastikteilen und verbogenen Platinen zutage, die an einer zerbrochenen LCD-Anzeige hingen und von allerlei Drähten zusammengehalten wurden. »Verdammt!«, rief ich. Mit Handys hatte ich noch nie viel Glück gehabt. »Donal, wo ist Ihr Mobiltelefon?«
    Mühsam öffnete er den Mund: »In meinem Jackett … Tasche …« Ich fischte zuerst in der linken, dann in der rechten Tasche, fand aber nur seine Brieftasche, eine Packung Zimtkaugummis und ein Klappmesser. Erst in der Innentasche entdeckte ich seinen blutverschmierten Blackberry. Ich wischte ihn an meiner Jeans ab und wählte die Notrufnummer. »Officer Wilder hier.« Ich ratterte meine Dienstnummer herunter und informierte im Polizeijargon: »Schießerei auf dem Magnolia Boulevard. Verletzte mit Schuss- und Stichwunden vor dem Restaurant El Gato. Ich brauche einen Krankenwagen, und zwar schnell.« Ich sah Donal an, dessen Atmung mit jeder Sekunde flacher wurde, und fügte hinzu: »Beeilen Sie sich.«

18
    Dank meiner geschärften Sinnesorgane hörte ich die Sirenen schon, als die Krankenwagen noch ein gutes Stück Weg entfernt waren. Schweigend ging ich wieder zu Lucas hinüber und packte seinen unversehrten Arm. »Steh auf.«
    »Ich kann immer noch nicht fassen, dass du auf mich geschossen hast«, knurrte er. »Du bist wirklich noch verrückter als diese War Wolves.«
    »Hör auf zu heulen und reiß dich gefälligst zusammen!«, antwortete ich. »Das ist doch nur eine Fleisch wunde. Jemand, der so schnell heilt wie du, wird noch nicht mal eine Woche mit einer Narbe herumlaufen.«
    »Lass mich raten …«, sagte Lucas, »… eigentlich hast du auf meinen Kopf gezielt, nicht?«
    »Ich wünschte, es wäre so gewesen«, brummte ich, während ich seinen gesunden Arm über meine Schulter legte. Meine Knie zitterten unter seinem Gewicht. Er war zwar zehn Zentimeter kleiner als Dmitri, aber durch seinen kräftigen Körper, der nur aus Knochen und Sehnen zu bestehen schien, kam es mir so vor, als würde ich gerade einen doppelt so großen Trunkenbold stützen.
    »Du hältst mich jetzt möglicherweise für verrückt …«, murmelte Lucas, als die Sirenen näher kamen und die Wände der Seitengasse bereits das rote Licht der Rundumleuchten reflektierten. »Aber sollten wir nicht auf die Krankenwagen warten?«
    »Nicht, wenn wir uns jede Menge Ärger und einen Gefängnisaufenthalt ersparen wollen«, antwortete ich kurz. Lucas und ich verließen hinkend den Ort des Geschehens. Unter anderen Umständen hätte ich bei unserem Anblick höchstwahrscheinlich selbst geschmunzelt. Wann sieht man schon mal zwei blutverschmierte Gestaltwandler Arm in Arm auf der Flucht vor einem Krankenwagen? Aber in diesem Augenblick war mir gar nicht zum Lachen zumute. Lucas’ schmerzgepeinigter

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