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Nocturne City 03 - Todeshunger

Titel: Nocturne City 03 - Todeshunger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge
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Gestaltwandler, versteht ihr? Der Laden kriegt sonst einen schlechten Ruf. Die Leute machen sich Sorgen wegen Ansteckungsgefahr und solchen Sachen.«
    »Wenn du uns loswerden willst, kannst du es gern mal versuchen!«, erwiderte ich trotzig, griff eine Handvoll Mull und presste sie auf Lucas’ Schusswunde. Das Verbandsmaterial war sofort blutdurchtränkt.
    »Is’ ja nicht so, dass ich’s nicht zu schätzen wüsste, dass ihr zuerst an mein Etablissement gedacht habt …«, sagte der Alte, während er unruhig von einem Fuß auf den anderen trat. Er trug eine bedruckte Schlafanzughose, einen braunen Wollpullover und eine völlig verdreckte Hornbrille. Irgendwie erinnerte er mich an einen Zwerg, aber nicht an einen von den niedlichen, die man sich als Dekoration ins Blumenbeet neben die Begonien stellt. »Aber ihr seid nun mal keine Menschen, und …«
    »Mein Freund hat eine Schusswunde!«, unterbrach ich ihn und wies auf Lucas. »Also machst du jetzt endlich deinen verdammten Job oder soll ich dir eine Abreibung verpassen und dann selbst die Instrumente in die Hand nehmen?«
    Ein Zucken lief über Pops’ Gesicht. »Könnt ihr überhaupt bezahlen?«
    »Im Augenblick nicht«, gab ich zu. »Sieh es einfach als deinen Beitrag zum Gemeinwohl an!«
    Wir starrten einander an. Neben den hupenden Autos und dem Gezwitscher der Bordsteinschwalben vor der Tür war Lucas’ leises Stöhnen das einzige Geräusch, das die Stille durchbrach.
    »Gut, dann muss ich aber erst mal meine Instrumente von oben holen«, lenkte Pops schließlich ein, »und Morphium. Schusswunden sind ’ne heikle Sache. Wenn er rumzappelt, während ich die Kugel herausfische, könnte er … na ja, einen Nervenschaden davontragen.«
    »Dann hol deinen Krempel«, sagte ich, »und denk gar nicht erst dran, die Bullen zu rufen. Du weißt ja, dass Leute wie wir keine Knarren oder Messer brauchen, um dich verdammt schnell und mit verdammt großen Schmerzen ins Gras beißen zu lassen.«
    Pops quiekte und verschwand hinter der Schwingtür, die zum Verkaufsraum führte. Ich setzte mich einstweilen neben Lucas auf die Pritsche. Seine Hand glitt über die meine, und ich zuckte zusammen. Seine Haut war so kalt, als hätte er einige Tage in einem von Dr. Kronens Kühlschränken verbracht. Als ich versuchte, die Hand wegzuziehen, hielt Lucas sie fest. »Was ist los?«, fragte er leise.
    »Du hast vielleicht Nerven! Hast du etwa schon vergessen, dass du gerade jemanden ermordet hast?«, zischte ich.
    »Hatte keine andere Wahl«, antwortete er mit einem Schulterzucken, das für jemanden, der gerade angeschossen worden war, überraschend lässig wirkte. »Außerdem … scheint dich das … nicht zu stören.«
    »Natürlich stört es mich!«, rief ich laut und fragte mich im gleichen Augenblick, warum es mich eigentlich störte. Donal Macleod hätte an meiner Stelle jetzt wahrscheinlich einen schottischen Freudentanz aufgeführt oder zur Feier des Tages ein zünftiges Haggis verspeist. Wegen einer toten Insoli hätte er sicher keine Träne vergossen. Warum störte es mich dann, dass Lucas einen War Wolf erledigt und um ein Haar auch Donal getötet hatte?
    »Warum?«, fragte Lucas, als könne er meine Gedanken lesen.
    »Weil es unnötig war.« Die Antwort kam so leise und nüchtern, wie es die Wahrheit in den meisten Fällen tat – irgendwie unspektakulär. »Du hattest ihn bereits besiegt. Er war fertig, und wir hätten einfach verschwinden können. Aber du wolltest ihn töten.«
    »Ja«, sagte Lucas. »Das wollte ich.« Er stützte sich auf seine Ellbogen, um sich aufzurichten; sein Gesicht hatte wieder etwas Farbe. »Es ist meine Natur. Dachtest du, du würdest dem Monster in mir nie begegnen?« Er streckte den Arm aus und ergriff eine Handvoll frischen Mulls, den er sich dann auf die Schulter mit der Wunde presste. »Dachtest du, ich sei genau wie du?«
    Ich blickte zu den benutzten Mullbinden, die auf dem senffarbenen Linoleum des Behandlungsraums lagen. Das Blut auf dem Mull leuchtete so rot, dass es eher wie Blüten als wie Wundflüssigkeit aussah. »Ich habe einen Fehler gemacht«, murmelte ich. »Ich muss herausfinden, warum die Wendigos die Werwölfe töten, und zwar verdammt schnell! Stattdessen habe ich dir geholfen, in die Stadt zu kommen, und wie es aussieht, wird es deswegen noch ein riesiges Theater geben.«
    Der teilnahmslose Ausdruck verschwand aus Lucas’ Gesicht und wich dem warmen, leisen Lächeln, das ich von ihm kannte. »Aber du hast es getan. Du

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