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Nocturne City 03 - Todeshunger

Titel: Nocturne City 03 - Todeshunger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge
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Körper war so schwer, dass es mir vorkam, als hätte mir die strahlende Herrscherin höchstpersönlich zwei zentnerschwere Mühlsteine auf die Schultern geladen.
    Als eine Ambulanz mit quietschenden Reifen hinter uns in die Straße einbog, atmete ich erleichtert auf. Das Stichwort »Schießerei« hatte wieder einmal Wunder gewirkt und den Einsatzkräften Flügel verliehen. Wenn Donal jetzt starb, war ich nicht mehr dafür verantwortlich.
    »Beim Thema Knast bin ich zwar ganz deiner Meinung …«, japste Lucas, »… aber ich verblute trotzdem gerade!«
    »Lucas?«, grollte ich, während ich ihn durch eine Seitenstraße schleppte, die in die Brewster Street – eine heruntergekommene Parallelstraße des Magnolia Boulevards – mündete.
    »Was?«, keuchte er missmutig, als ich das Tempo erhöhte, um uns schneller in Sicherheit zu bringen.
    »Hör endlich mit dem Gejammer auf und sei froh, dass ich dich aus dem Schlamassel geholt habe, du Mistkerl!«, fuhr ich ihn an.
    »Genau, Mädchen, sag ihm, wies läuft!«, rief uns eine Dragqueen nach, die gerade aus einem kleinen rund um die Uhr geöffneten Kiosk an der Straßenecke stolziert kam.
    Lucas sackte mit einem Ächzen zusammen. »Verdammt, ich glaube, ich werde ohnmächtig«, wisperte er. Auf der Suche nach Halt umklammerte er meine Hüfte und hielt sich dann an meinem Gürtel fest.
    »Nicht auf diesem Gehsteig, nein! Es sei denn, du willst dich mit der Krankheit anstecken, bei der gewisse Körperteile abfallen.« Die Brewster Street hatte früher den Beinamen »Stecher-Straße« getragen. Der zweideutige Name stammte aus den Tagen Jeremiah Chopins, in denen die zahlreichen Schneiderläden die Bordelle in den Hinterhäusern gedeckt hatten. Obwohl die Huren und Stricher noch immer genügend Gründe hatten, um weiter gegen ihren schlechten Ruf zu kämpfen, konnten sie ihre Tätigkeit heute weit offener ausüben: Der Straßenzug hatte sich mit den Jahren in eine freizügige Lustmeile verwandelt. Auch in dieser Nacht schritten sie zwischen den zahllosen Schnapsläden und Sexshops hin und her und boten den Fahrern der langsam vorbeirollenden Autos ihre Dienste an. Es waren allerdings weniger als sonst – die Hitze machte einfach allen zu schaffen.
    »Hier entlang«, sagte ich zu Lucas und steuerte auf eine Drogerie mit abgedunkelten Scheiben zu. »Nicht mehr weit.« Die Seitentür war mit der Aufschrift »Lieferanteneingang« versehen, aber ich wusste, was sich wirklich dahinter befand. Vor meiner Beförderung zum Detective war ich fünf Jahre lang in Waterfront Streife gefahren. Als ich damals wieder einmal mit meinem Kollegen Dixon ähnlich langsam wie die Dealer und Freier die Brewster entlanggekrochen war, hatte er mich auf »Pops’ Drugstore« hingewiesen: »Hier kommen Typen her, die keine Lust auf die Fragen im Krankenhaus haben.«
    Da ich Lucas mit beiden Händen stützen musste, trat ich mit dem Fuß gegen die verrostete Metalltür, die unter dem schwachen Licht der Eingangslampe äußerst schmucklos wirkte. »Hallo!«, rief ich. »Pops, mach auf!«
    Nach einer Weile wurde die Türkette zurückgezogen, und ein Gesicht, das von einer Haartracht der Marke »durchgeknallter Wissenschaftler« umrahmt war, linste durch den Spalt.
    »Passwort?«, blökte Pops. Seine Stimme klang keineswegs so altersschwach und versoffen, wie es der starke Whiskygerucli hätte vermuten lassen, der uns durch den Türspalt entgegenschlug.
    »Mach sofort die gottverdammte Tür auf, oder ich breche dir die Nase!«, rief ich Pops’ Augen wurden schmal wie Münzschlitze. »Wer zum Teufel bist du? Stammkunden seid ihr nicht.«
    Lucas beugte sich zu Pops hinunter, ließ seine Augen silbern aufblitzen und grollte ihn an: »Lass uns rein, alter Mann!« Pops erschrak und machte einen Satz nach hinten, wobei er unfreiwillig die Tür aufriss.
    »He, das ist mein Trick!«, blaffte ich Lucas an.
    Das Hinterzimmer des Ladens war wie ein kleiner OP eingerichtet, dessen Ausstattung einem Horrorfilm aus den Fünfzigerjahren entsprungen zu sein schien. Nichts glänzte oder schien besonders sauber oder gar keimfrei zu sein. In Ermangelung einer Alternative setzte ich Lucas auf den »OP-Tisch« – eine mit weißen Lacken bedeckte Pritsche. »Verdammt, bist du schwer«, stöhnte ich erlöst und atmete tief durch.
    »Wollte schon länger abnehmen …«, brummelte Lucas »… aber du kennst ja mein Chili.«
    »Leute«, sagte Pops ängstlich. »Ich behandle hier nur gewöhnliche Menschen, keine

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