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Nocturne City 03 - Todeshunger

Titel: Nocturne City 03 - Todeshunger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge
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nämlich eingestürzt, wegen des Bebens …«
    »Dann nehmen Sie die kleinen Seitenstraßen«, sagte ich. »Ist mir egal, was es kostet. Bringen Sie uns einfach aus der Stadt raus, ja?«
    »Das ist spannend«, sagte Lucas, als das Taxi sich eine Abgaswolke ausstoßend in Bewegung setzte. »Ich war noch nie auf der Flucht.« Er rückte an mich heran, sodass sich unsere Schultern – meine schmerzend vom Kampf mit Macleods Ganoven und seine nach der Notoperation verbunden – berührten. »Wie steht’s mit dir?«
    »Einmal«, brummte ich und schaute aus dem Fenster. Licht und Schatten flössen langsam ineinander, als das Taxi auf der Watermark Street Fahrt aufnahm.
    »Was ist damals passiert?«, fragte Lucas. Das Morphium machte ihn offenbar sehr gesprächig.
    »Menschen sind gestorben«, entgegnete ich und rutschte auf dem mit Plastik überzogenen Rücksitz etwas von ihm weg. Für den Rest der Fahrt starrte ich schweigend aus dem Fenster. Nachdem wir das Zentrum hinter uns gelassen hatten, dominierten graue Selbsteinlagerungskomplexe und heruntergekommene Wettbüros das Straßenbild, und wenig später verlor die Stadt ihren urbanen Charakter und löste sich nahe der Küste fast vollkommen auf. Nur vereinzelt tauchten im Scheinwerferlicht des Taxis verlassene Häuser auf, die aber eher nach gestrandeten Schiffswracks als nach menschlichen Behausungen aussahen. Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichten wir endlich das Skelett eines Ruderbootes, das die Abzweigung zu meinem Cottage markierte.
    »Schönes Haus«, sagte Lucas, der ausstieg, während ich den Taxifahrer bezahlte. »Sieht behaglich aus. Schöne Aussicht. Wenn du je umziehst, gib Bescheid. Ich nehm’s sofort.«
    »Hätte dein Clan nichts dagegen?«, fragte ich.
    Kurz bevor das davonfahrende Taxi um die Ecke bog, tauchten uns die Rückleuchten noch einmal in rotes Licht. Ich streckte den Kopf in die Höhe, witterte aber nur die Brise, die vom Meer herüberzog. Meiner Nase zufolge waren weder Dmitri noch andere mies gelaunte Werwölfe in der Nähe. Ob jemand tatsächlich noch miesere Laune haben könnte als Dmitri, wenn er gesehen hätte, wie Lucas an meine Schulter gelehnt zur Haustür humpelte, war allerdings mehr als fraglich.
    »Die Leute da draußen in der Siedlung sind nicht mein Clan«, blaffte Lucas mit einer Entschiedenheit, die mich angesichts seiner Verletzung und des Morphiums in seinem Blut ziemlich überraschte. »Sie sind meine Familie.«
    »Das ist dasselbe«, meinte ich mit einem Achselzucken und schloss die Tür auf.
    »Das ist nicht dasselbe!«, protestierte er. »Blutsverwandtschaft bedeutet nichts. Einfluss ist alles. Werwölfe können das nicht begreifen.«
    »Oh Mann«, knurrte ich, und lud ihn unsanft auf der Couch ab. »Für dich sind wohl alle Werwölfe ein bisschen beschränkt, was?«
    Sein Mund verzog sich etwas. »Tut mir leid. Das hätte ich nicht sagen sollen.« Er grinste verschmitzt. »Ich hatte einen harten Tag.«
    »Nein, mir tut es leid«, antwortete ich. »Ich habe die dumme Angewohnheit, immer alles rauszuposaunen, ohne mich darum zu kümmern, wer es hören könnte. Die Ärzte meinen aber, das Problem könnte gelöst werden – mit einem gut platzierten Reißverschluss.«
    Lucas lachte nicht, sondern grunzte nur. Lässig legte er einen Fuß auf den Couchtisch, was mich eigenartigerweise nicht so sehr verärgerte, wie wenn Dmitri genau dasselbe tat. Stattdessen fühlte ich, wie ich langsam zur Ruhe kam. Auch das Zittern meines Körpers verschwand allmählich. Die Kombination von Lucas und meiner Couch schien eine beruhigende Wirkung auf mich zu haben, was die Sache nicht unbedingt einfacher machte.
    »Danke für alles, was du heute getan hast«, meinte er nach einer Weile, als ich endlich die Nerven gefunden hatte, mich neben ihn zu setzen. Obwohl mich unsere Nähe wieder an die Kreatur erinnerte, die unter seiner Haut lauerte, konnte oder wollte ich nicht von ihm wegrücken.
    Das Monster in Lucas ängstigte mich nicht. Im Gegenteil – ich wollte ihm näher sein, um zu sehen, was es mit Lucas anstellen würde, wenn wir uns berührten.
    »Bisher hat niemand derartige Mühen auf sich genommen, um mir zu helfen«, durchbrach er die Stille.
    »Das kann ich mir gar nicht vorstellen«, erwiderte ich und vergrößerte die Distanz zwischen uns wieder auf einen Wir-sind-nur-Freunde-Abstand. »Wenn du Mensch bist, kommt man doch ganz gut mit dir aus.«
    Lucas wurde sofort ernst. »Ich bin kein Mensch, Luna. Warum sagst du so

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