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Nocturne City 03 - Todeshunger

Titel: Nocturne City 03 - Todeshunger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge
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etwas?«
    »Ich …«, begann ich. Lucas setzte sich auf und sah mich an. Seinen Augen waren schmal und hatten in den Winkeln tiefe Falten, die ich zuvor nicht bemerkt hatte. Sie ließen ihn älter und rauer aussehen, als er eigentlich war.
    »Schämst du dich so sehr dafür, eine Werwölfin zu sein, dass du dir einzureden versuchst, du wärest ein Mensch, nur weil du menschliche Haut trägst? Das ist doch vollkommen widersinnig.« Er berührte meine Wange. »Du bist so viel schöner als sie.«
    »Hör auf«, warnte ich ihn und schob seine Hand fort. »Ich schäme mich für gar nichts! Offenbar hast du noch nicht bemerkt, dass Nichtmenschen in dieser Stadt nicht sonderlich beliebt sind. Im Gegensatz zu dir habe ich nicht den Luxus, mich jedes Mal unter einem Baum verstecken zu können, wenn jemand daran Anstoß nimmt, dass ich drei Tage im Monat ziemlich behaart bin.«
    Mit einem Mal verschwand das Lachen aus seinem Gesicht. »Das war der schlimmste Tag meines Lebens«, flüsterte er. »Erst der Anblick meines toten Bruders, dann dieser Angriff der War Wolves … tut mir leid, wenn ich etwas von der Rolle bin.«
    »Schon gut«, erwiderte ich leise. »Ich muss mich auch entschuldigen, und zwar dafür, dass ich angedeutet habe, Jason könnte an der Ermordung von vier Menschen mitgewirkt haben.«
    »Werwölfe«, flüsterte Lucas gedankenversunken. »Keine Menschen.«
    »Wie auch immer …«, antwortete ich. »Jedenfalls bin ich froh, dass wir den fünften Werwolf gefunden haben, ehe die Mörder ihn – oder besser gesagt sie – schnappen konnten.«
    »Sie steht unter eurem Schutz?«, erkundigte sich Lucas.
    »Ja, aber eigentlich ist sie gar nicht so beglückt darüber«, erklärte ich. »Sie hasst mich. In ihren Augen bin ich eine niedere Lebensform und dazu noch die böse Exfreundin des Typen, der sie gebissen hat.«
    Lucas strich mir eine Haarsträhne aus den Augen. »Das verstehe ich. Ich würde dich auch nicht wütend machen wollen.«
    »Lucas.« Ich seufzte und ergriff sein Handgelenk. Er drehte es geschickt aus meinem Griff und umschloss meine Finger mit der Hand.
    »Kann ich dir nicht wenigstens für einen Augenblick nahe sein? Ich brauche es …«
    »Wenn man es genau nimmt, beschützt Bryson Carla …«, quasselte ich weiter. »Das ist der, der dieses grauenhaft stinkende Aftershave und diese geschmacklosen Anzüge trägt. Außerdem fährt er einen …«
    Plötzlich presste Lucas die Lippen auf meinen Mund. Er ging dabei so sanft und geschwind vor, dass es mir einen Moment lang so vorkam, als halte er mir den Mund zu. »Sei still, Luna«, flüsterte er und küsste mich erneut.
    Der Fairness halber muss ich zugeben, dass ich es zehn Sekunden lang zuließ, ehe ich ihn wegzustoßen versuchte. Lucas war nicht nur anziehend und witzig, sondern obendrein auch noch liebenswürdig. Trotzdem ließ er all meine Werwolfinstinkte Alarm schlagen.
    »Ich kann nicht«, flüsterte ich aufgeregt gegen seinen Mund. »Bitte versteh doch … das kann ich Dmitri nicht antun.«
    Lucas atmete aus, seine Hand lag in meinem Nacken. »Du bist so gottverdammt gut und rein. Es könnte so schön sein, wenn du nur deine seltsamen Vorstellungen von Treue und Moral nicht ganz so ernst nähmest.« Er schloss für einen Moment die Augen. »Trotzdem gehen alle guten Dinge im Leben einmal zu Ende.«
    »Was?«, fragte ich begriffsstutzig. Lucas lächelte nur und ließ dabei die Spitzen seiner Zähne zwischen den Lippen aufblitzen.
    »Ich bin immer noch hungrig.« Seine Zähne gruben sich in meinen Nacken, nahe der Stelle, an der sich meine Bissnarben befanden. Ich stöhnte und stieß ihn mit aller Kraft von mir. »Warum wehrst du dich?«, fragte Lucas, packte meine Arme und drückte sie nach unten. »Du wusstest doch, dass früher oder später jemand wieder seine Reißzähne in deinen Hals rammen würde.«
    »Geh von mir runter, du gottverdammter Psychopath!«, schrie ich und riss meine Arme los. Mit ungeheurer Wucht stieß ich meinen Daumen in die Stelle des Verbands, wo ich die Schusswunde in seiner Schulter vermutete.
    Lucas heulte auf. Es war der gleiche durchdringende Laut, den ich im Wald gehört hatte. Er war so grell, dass irgendwo im Haus Glas zu Bruch ging und ich einen Moment lang glaubte, taub zu werden.
    Irgendwie konnte ich mich von ihm losreißen. Keuchend starrten wir einander an – ich mit meinem angekratzten Hals und er mit der erneut blutenden Schulter. »Luna?«, fragte er so verdattert, als sei er gerade aus einem Traum

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