Nocturne City 03 - Todeshunger
Verantwortlichen sprechen!«, fauchte eine tiefe Stimme mit Akzent sie an. »Versuchen Sie ja nicht, mich hier abzuwimmeln, Fräuleinchen!«
Oh mein Gott. War das ein schottischer Akzent?
»Ich denke, wir sollten mal schauen, was da los ist«, flüsterte ich, als der unverwechselbare Geruch wütender Werwölfe nicht mehr zu leugnen war.
»Hex noch mal, was ist jetzt schon wieder los?«, fluchte er lautstark und stürmte zum Empfangstresen. Ich folgte ihm und baute mich neben ihm auf, als er kurz hinter dem Metalldetektor stehen blieb.
»Ach du Scheiße«, flüsterte ich mit einem Blick auf die sechs Werwölfe vor dem Tresen, von denen einige Anzüge, andere eher legere Bekleidung trugen. Unter ihnen waren drei Männer mit asiatischen Zügen, die helle Satinjacken und enge dunkle Hosen trugen und mit ihren Stachelfrisuren sehr auffielen.
Der Mann mit dem beeindruckenden Sean-Connery-Akzent pochte wuchtig mit der Faust auf Shelleys Tresen. Neben ihm stand ein Kamerateam von NC-1 – der schrillsten und sensationslustigsten Nachrichtensendung in Nocturne City- und filmte die ganze Szene. Mir schwante Böses, denn nach dem Duncan-Fall hatte NC-1 eine Sondersendung mit dem Titel »Die Blutspur der Wölfin« über mich produziert.
»Ich verlange eine Erklärung!«, donnerte der War Wolf. »Ich verlange, dass Detective Bryson mir persönlich erklärt, was er wegen des Mordes an meiner Nichte unternimmt!«
Auf dem Kopf von Priscillas Onkel waren erste graue Strähnen zu sehen. Hände, Hals und Gesicht waren von einer beeindruckenden Anzahl an Narben überzogen, von denen eine vom Mundwinkel bis hinters Ohr reichte. Hätte ich es nicht besser gewusst, ich hätte darauf getippt, dass der Mann in seiner Freizeit Bierdosen kaute. Als der War Wolf nochmals mit der Faust auf den Tresen hämmerte, machte sich selbst in den Augen der unerschütterlichen Shelley langsam Panik breit.
»Ich will Bryson sprechen, und zwar sofort!«
»Hier steht er! Ich bin der, den Sie suchen«, verkündete Bryson prahlerisch. Sogleich richteten sich sechs wütende Augenpaare auf ihn, während gleichzeitig sechs Oberlippen nach oben schnellten und rasiermesserscharfe Reißzähne freilegten. Am liebsten wäre ich Bryson in diesem Moment selbst an die Gurgel gegangen.
»Hast du nicht mal gesagt, du wolltest nicht als Werwolffutter enden?«, flüsterte ich ihm von hinten zu. »Glückwunsch, du Angeber, scheint so, als wärst du deinem ultimativen Albtraum gerade ein Stück näher gekommen.«
»Scheiße«, wisperte Bryson. Lauter sagte er: »Leute, ich tue alles, was in meiner Macht steht! Ich bearbeite Ihre Fälle mit höchster Priorität.«
»Höchste Priorität?«, fauchte einer der Asiaten und schnellte geschmeidigen Schritts nach vorn, um sich mit verschränkten Armen vor Bryson aufzubauen. Er war schnell, verdammt schnell sogar. Seine beiden Mitstreiter positionierten sich links und rechts neben ihm und ließen ihren Befehlshaber keinen Moment aus den Augen. »Nach sechs Wochen Ermittlungsarbeit haben Sie weder brauchbare Spuren noch Tatverdächtige! Unter höchster Priorität verstehe ich etwas anderes.«
»Entweder Sie verschwinden jetzt oder ich lasse Sie rauswerfen!«, heizte Shelley die Stimmung weiter an. »Sie können hier nicht einfach so hereinstapfen und ein solches Theater veranstalten!«
»Wagen Sie es nicht, uns aus einer öffentlichen Dienststelle jagen zu wollen!«, knurrte der War Wolf. »Als Steuerzahler haben wir ein Recht darauf, hier zu sein und Fragen zu stellen.«
»Bei allem Respekt, aber bis eben wusste ich noch nicht einmal, dass Sie überhaupt Steuern zahlen!«, schoss Shelley zurück, »und jetzt krabbeln Sie besser wieder in Ihre Höhle und lausen sich gegenseitig, bevor Sie größere Scherereien mit dem NCPD bekommen, als Ihnen lieb ist.« Als sie zum Hörer griff, um ihre Drohung wahr zu machen, presste der War Wolf ein bedrohliches Knurren hervor und ging in die Hocke, um sich auf sie zu stürzen.
»Tun Sie das nicht!«, rief ich und stellte mich schützend vor Shelley. Natürlich hatte sie verdient, was der alte War Wolf mit ihr vorhatte, aber trotz allem war sie meine Kollegin. »Bitte, können wir das nicht friedlich regeln?«
Der War Wolf musterte mich von Kopf bis Fuß, schnüffelte kurz an mir und starrte mir dann feindselig in die Augen, während die restlichen Wölfe einfach abwarteten, was als Nächstes geschehen würde.
Toll. Wenn dem Alten mein Geruch nicht passte, würden mich die anderen in
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