Nocturne City 03 - Todeshunger
Sekundenschnelle zu praktischen Grillsteaks verarbeiten.
»Eine Insoli auf einem Polizeirevier?«, zischte er. »Wer zum Teufel sind Sie?«
»Luna Wilder ist mein Name«, antwortete ich. »Bis vor Kurzem war ich Detective des Morddezernats.«
»Das ist Hausfriedensbruch!«, keifte Shelley, die augenscheinlich durch mein Einschreiten wieder angriffslustiger geworden war.
»Hören Sie …«, fuhr ich sie an. »Ich weiß, es fällt Ihnen verdammt schwer, diese Müllkippe in Ihrem Gesicht geschlossen zu halten, aber versuchen Sie es einfach, ja?«
»Ja, Shelley«, schaltete sich Bryson ein. »Ab jetzt haben Sie Sendepause.«
Unfassbar – Bryson unterstützte mich! Scheinbar geschahen doch noch Zeichen und Wunder. »Ich möchte mich für das Verhalten der Kollegin entschuldigen«, sprach ich den War Wolf an. »Was können wir für Sie tun?«
»Sie sind wirklich die Luna Wilder?«, erkundigte sich die NC-1-Reporterin mit weit aufgerissenen Augen. Es war Janet Bledsoe, eine kesse Brünette, die die Bezeichnung »investigativer Journalismus« als Entschuldigung für lächerliche Doku-Soaps über schmierige Gebrauchtwagenhändler und Pflegeskandale
in Altenheimen benutzte. Ihrem begeisterten Gesichtsausdruck nach zu urteilen glaubte sie, mit diesem Fall einer Riesenstory auf der Spur zu sein.
»Ja«, entgegnete ich.
»Luna Wilder? Die Frau, die nicht nur mit dem Tod des Bezirksstaatsanwalts Duncan zu tun hatte, sondern auch bei der Erschießung Seamus O’Hallorans anwesend war?«
Noch ehe ich antworten konnte, waren Scheinwerfer und Kamera auf mich gerichtet, und die unhöfliche Journalistin hielt mir ihr Mikro unter die Nase. »Was ist Ihre Aufgabe in diesem Fall, Miss Wilder?«
»Officer Wilder, wenn ich bitten darf«, antwortete ich und lächelte kurz in die Kamera. »Ich helfe einem Kollegen.«
»Miss Wilder, glauben Sie, Ihr Mitwirken bei der Bearbeitung dieser sensiblen Mordfälle ist zweckmäßig? Schließlich sind Sie in der Vergangenheit immer wieder durch grundlose Gewalt gegen Zivilisten und reichlich Suspendierungen aufgefallen.«
Mit einer raschen Bewegung schoss ich an der Kamera vorbei, griff mir einen von Janet Bledsoes vierundzwanzigkarätigen Diamantohrringen und zog ihr Gesicht so nah an meinen Mund, dass ich ihr ins Ohr flüstern konnte. »Wenn diese Kamera nicht augenblicklich aus meinen Augen verschwindet, schlage ich das Ding in Stücke und drehe mit den Überbleibseln einen Dokumentarfilm in Ihrer Speiseröhre.« Mit einem Grinsen fuhr ich meine Reißzähne leicht aus und strich ihr mit den scharfen Spitzen übers Ohrläppchen. »Haben wir uns verstanden?«
»Lassen … Sie mich …«, wimmerte sie ängstlich. Dem Anschein nach hatten sie weder die Dokus über schlitzohrige Autohändler noch ihre Berichte über unverantwortliche Pflegekräfte auf die Konfrontation mit einer launenhaften Werwölfin vorbereitet. Mit einer angewiderten Geste ließ ich sie los und wandte mich an Bryson: »Würdest du dich bitte um das Band kümmern?«
»Unautorisierte Filmaufnahmen in einer Polizeidienststelle stellen ein Sicherheitsrisiko dar! Her mit dem Band, und zwar dalli!«, schnauzte Bryson den Kameramann an. Der versuchte zu diskutieren, gab sich aber schnell Brysons Waffenschein -Pflichtigem Eau de Cologne geschlagen, als dieser ihm auf die Pelle rückte.
»Denken Sie ja nicht, wir seien schon fertig. Sie können die Wahrheit nicht ewig verschweigen!«, drohte Janet Bledsoe, während zwei uniformierte Kollegen sie am Ellbogen griffen und aus dem Revier beförderten. »Gottverdammte Faschisten!«
»Wow, als Faschistin wurde ich noch nie beschimpft«, murmelte ich, als sie zeternd hinter den Schwingtüren verschwand.
»Es gibt immer ein erstes Mal«, wandte der War Wolf ein. »Werden Sie mir ein paar ehrliche Antworten geben, Officer Wilder?«
»Kommt darauf an …«, entgegnete ich ausweichend und wies auf die restlichen Werwölfe. »Wer „sind Sie überhaupt?«
»Ich bin Donal Bruce Macleod, Priscillas Onkel und Rechtsberater des War-Wolf-Rudels in Nocturne City«, antwortete der Alte.
Der Asiate, der kurz zuvor Bryson angefahren hatte, nickte mir kurz zu, ehe er sich vorstellte: »Ryushin Takehiko, Rudelführer der Ookamis.«
Ich hatte noch nie von den Ookamis gehört, aber Ryushin sah dem ermordeten asiatischen Werwolf so ähnlich, dass er ohne Weiteres ein Verwandter hätte sein können.
»Sind Sie der Bruder des Toten?«, fragte ich und erntete ein Nicken als Antwort. Ryushins
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