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Nocturne City 03 - Todeshunger

Titel: Nocturne City 03 - Todeshunger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge
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bis der Mond unterging und das Morgenrot die rauchblaugraue Dunkelheit des Nachthimmels zu verdrängen begann. Irgendwann gelang es mir nicht mehr, die Augen offen zu halten. Ich rollte mich zusammen und schlief ein.
    Ich erwachte in der Morgendämmerung, als die Sonne den neuen Tag eingeläutet hatte, wieder ganz Mensch, und spürte als Erstes die unangenehmen Stiche der Steine und Zweige in meinem Rücken. Mein gesamter Körper war mit abheilenden Kratz- und Schürfwunden übersät. An meinen Armen fand ich tiefere Schnitte, und an der Sohle meines rechten Fußes entdeckte ich eine klaffende Wunde, die noch blutete. Insgesamt fühlte ich mich, als hätte man mich vier oder fünf Tage lang hinter einer Postkutsche hergeschleppt und meinen Schädel dann nach einem zünftigen Saufgelage mehrmals gegen eine Betonwand gerammt.
    »Strahlende Herrscherin«, murmelte ich, als ich mich aufzusetzen versuchte und ein Schwindelanfall samt tanzender Lichter vor den Augen das Ergebnis war. Nach einer Weile schaffte ich es dann aber doch und machte eine ernüchternde Bestandsaufnahme: Ich hatte immer noch keine Bekleidung, um meinen geschundenen Körper zu bedecken, und wusste nach wie vor nicht einmal ansatzweise, wo ich mich befand.
    Auf der Habenseite konnte ich verbuchen, dass ich bei Bewusstsein war, meine kleineren Wunden zu heilen begonnen hatten und ich – wenn das kein Anlass zur Freude war – verdammt noch mal noch am Leben war.
    Nach einem Blick auf die aufgehende Sonne wusste ich, wo Osten war. Ich machte mich in die entgegengesetzte Richtung auf, denn Nocturne City musste westlich liegen. Früher oder später würde ich ans Meer kommen und zurück zur Zivilisation finden, die hoffentlich ein paar Kleidungsstücke für mich bereithielt.
    Als die Sonne langsam höher stieg, begann ich darüber nachzudenken, ob ich wirklich gesehen hatte, was ich gesehen zu haben glaubte. Mit jedem Schritt wurden nicht nur Hunger, Durst und Erschöpfung, sondern auch meine Zweifel größer … schließlich hatte man mich unter Drogen gesetzt. Hatte ich halluziniert, war blindlings durch die Wildnis gerannt und hier gelandet?
    »Ist das wichtig?«, fragte ich mich. Die Sonne stand nun fast senkrecht über mir und verbrannte mir Schultern, Rücken und Nacken. Nachdem ich mühsam einen weiteren Hügel hinaufgeklettert war, brach ich fast in Tränen aus, als ich unter mir einen kleinen Airstream-Wohnwagen erblickte, von dem aus eine schmale Straße durch die Felsen in die Ferne führte und auf einen hauchdünnen dunklen Streifen zusteuerte, den ich dank meiner scharfen Augen als Highway erkannte.
    Halb laufend, halb rutschend stürzte ich den Hügel hinunter zum Wohnwagen und näherte mich dem Gefährt auf der fensterlosen Seite. Weit und breit war kein Auto zu sehen, und auch im Wohnwagen selbst schien sich niemand aufzuhalten, da ich weder Geräusche hören noch Gerüche wahrnehmen konnte. Nur eine Wäscheleine mit einem dunklen Arbeitshemd und einer Hose aus grober Baumwolle zeugte davon, dass vor Kurzem noch jemand hier gewesen war.
    Obwohl sie mir ein paar Nummern zu groß und noch nicht mal halb trocken waren, kam es mir vor, als schlüpfe ich in ein Versace-Kleid, als ich die schäbigen Klamotten überstreifte, und glücklich, nicht mehr splitternackt durch die Gegend laufen zu müssen, machte ich mich barfuß auf den langen, schmerzhaften Weg zum Highway.

8
    Der dritte Lkw, den ich anzuhalten versuchte, bremste. Der Fahrer musterte mich, schüttelte den Kopf, kaute geistesabwesend auf seinem Stück Trockenfleisch herum und sagte: »Meine Güte, Sie sehen aus, als hätte man Sie ganz schön durch die Mangel gedreht!«
    »Ganz schön ist ganz schön untertrieben!«, brummte ich. »Fahren Sie nach Nocturne City?«
    »In die Nähe«, sagte er. »Hab ’ne lange Tour von der anderen Seite der Berge, muss DVDs abliefern. Dachte, Sie würden versuchen, mir mit der Anhalter-Masche den Lkw unterm Hintern wegzuklauen.«
    »Wenn ich das vorhätte, trüge ich Schuhe, oder?« Mit einem tiefen Seufzer stieg ich in den Lkw und machte es mir in dem nach Schweiß und Marihuana stinkenden Beifahrersitz bequem. Nur mit Mühe konnte ich die Augen offen halten. Die strahlende Sonne heizte das Führerhaus auf, sodass ich schon nach kurzer Zeit zu schwitzen begann. Meine Kratz- und Schnittwunden brannten und riefen unangenehme Erinnerungen an die vergangene Nacht wach.
    »Schätze schon«, sagte der Fahrer. »Woher stammen Sie?«
    »Aus der

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