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Nocturne City 03 - Todeshunger

Titel: Nocturne City 03 - Todeshunger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge
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haben. Statt des beabsichtigten Schreis brachte ich aber nur ein leises Hüsteln zustande.
    »Was tust du überhaupt hier?«, fragte ich Dmitri, als er mir das Haar aus dem Gesicht strich.
    »Dieser Typ, Bryson, hat mich angerufen und erzählt, du hättest handfesten Ärger in der Gerichtsmedizin gehabt und seist verletzt.«
    »Da bist du gekommen, um mir deinen Ich-habs-dir-doch-gleich-gesagt-Spruch zu drücken?«, fragte ich bissig. »Wenn dem so ist, dann kannst du das als erledigt abhaken und mich in Ruhe weiterleiden lassen, okay?«
    »Ich bin gekommen, um mich zu entschuldigen«, antwortete Dmitri kurz. Verlegen und beschämt senkte ich den Blick. Nicht genug damit, dass ich völlig am Ende war und nach dieser ganzen Geschichte ziemlich lädiert aussah – nein, mein schnippischer Kommentar brachte mir auch noch den Preis für die fieseste Freundin der Welt ein.
    »Oh, gut … äh, ich meine: danke«, stammelte ich.
    »Ich hätte dich nicht bedrängen sollen«, sagte Dmitri schlicht. »Trotz allem will ich es noch mal versuchen. Schließlich habe ich die Redbacks nicht verlassen, um mutterseelenallein in dieser gottverdammten Stadt herumzuirren und mich andauernd volllaufen zu lassen, damit ich dich und die Angst vor dem Dämonenbiss vergesse. Glaub mir, ich habe beschlossen, dir in Zukunft beizustehen.«
    Für einen Moment war ich verblüfft und versuchte, das nervöse Zucken zu bekämpfen, das seine Worte in meinem Bauch verursacht hatten. Als ich mich wieder gefangen hatte, kniff ich ihm in den Arm. »Du bist sicher, dass du wirklich Dmitri Sandovsky bist und nicht ein hoffnungsloser Romantiker, der in den Körper meines Freunds geschlüpft ist?«
    Er griff meine Hand und drückte die Finger gegen seine Lippen. Dann zog er meinen Körper an sich und küsste mich. Ich schrie vor Schmerz, denn Dmitri hatte bei seinen Liebkosungen natürlich auch meinen verletzten Arm berührt. Dort zogen sich unter den Bandagen lange Wundnähte wie ein kunstvolles Stickmuster bis zur Schulter.
    »Tut mir leid!«, brummte er und wich erschrocken zurück. Dann nahm er wieder meinen Arm, diesmal sehr vorsichtig, und untersuchte die dicken Verbände mit besorgtem Blick. »Verdammt noch mal, Luna, mit was für einer Bestie bist du dieses Mal in den Ring gestiegen?«
    »Das wüsste ich selbst gern«, gab ich wütend zur Antwort. »Dann könnte ich nämlich den Verantwortlichen aufspüren und ihm den Kopf abreißen.« Ich ließ mich gegen den steifen Stapel Krankenhauskissen sinken. »Ich habe sie aber erledigt. Sogar Lautrec. Allerdings habe ich jetzt …« Ich presste die Lippen zusammen, um den Satz nicht zu Ende sprechen zu müssen den Tod einer jungen Frau auf dem Gewissen.
    Dmitri zog erstaunt eine Braue hoch. »Ich dachte, Lautrec sei tot.«
    »Ja, das dachte ich auch.«
    Langsam beugte er sich über das Bett und schüttelte mein Kissen auf, um es mir etwas bequemer zu machen. »Der Arzt meinte, du kannst nach Hause, sobald du dich besser fühlst. Soll ich dich mitnehmen?«
    Ich biss mir auf die Lippen. Natürlich wollte ich Dmitri zurückhaben. Ich war einsam, das Leben war hart, und bei gelegentlichen Übergriffen blutrünstiger Untoter konnte ich seine Hilfe ganz gut gebrauchen. Andererseits stellte sich die Frage, wie lange es dauern würde, bis wir wieder in unsere alten Muster zurückfallen und über jede Kleinigkeit streiten würden.
    Hölle. Es sah ganz so aus, als würde ich – wieder einmal – meinem Ruf gerecht werden, demzufolge ich in Beziehungsfragen selten die richtigen Entscheidungen traf. »Ich würde nichts lieber tun, als nach Hause zu fahren«, antwortete ich schließlich, woraufhin mich Dmitri behutsam an sich zog und meine Stirn küsste.
    »Keine Streitereien mehr, ja?«
    »Zumindest für die nächsten anderthalb Stunden nicht«, willigte ich ein. »Danach werden nämlich meine Nähte anfangen zu jucken, und dann kann ich für nichts garantieren. Kannst ja mal Sunny fragen, was passiert ist, als sie mir den Finger nähen mussten, nachdem ich ihn mir mit einer Nagelfeile fast gespalten hätte.«
    Ich stand auf und fand meine Sachen auf einem Tischchen unter dem Fenster. Als ich gerade aus meinem rückenfreien Krankenhausleibchen geschlüpft war, flog die Tür auf. Herein kam Bryson, der mit seinem Seersucker-Jackett, der weißen Hose und dem Strauß Gänseblümchen in der Hand wie eine albtraumhafte Krankenschwester mit Stoppelbart aussah.
    »Oh Mann!«, sagte er, als er mich sah. »Tut mir leid, Wilder!

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