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Nocturne City 03 - Todeshunger

Titel: Nocturne City 03 - Todeshunger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge
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Clanältesten oder eine Bezahlung in Silber gibt«, zitierte Danny in monotonem Singsang die entsprechende Regel der Wendigos. Zufrieden grinste Lucas mich an.
    »Niemand in meinem Clan würde es wagen, sich über diese Regeln hinwegzusetzen. Mein Ururgroßvater hat sie aufgestellt, und er war ein furchterregender Hurensohn. Genau wie ich. Mein Männer widersetzen sich mir nicht.«
    »Kann ja sein, aber ich weiß mit Gewissheit, dass es ein Wendigo war«, erklärte ich beharrlich. »Ich habe die Narben, um es zu belegen, und Halluzinationen hatte ich auch.«
    Lucas rieb sich das Kinn. »Ich habe nicht gesagt, dass es kein Wendigo war, sondern nur, dass es keiner meiner Männer war! Ohne Auftrag durch die Rudel halten wir uns von der Stadt fern, und die Rudel kommen dafür nicht auf unser Land. Punkt.«
    »Ihr begeht Auftragsmorde für die Rudel?«, murrte ich. »Outsourcing … wie modern!«
    »Wir sind nicht die einzigen Wendigos in der Gegend«, erklärte Lucas. »Wenn der Mörder der Werwölfe tatsächlich Wendigo war, dann einer von den wilden Clans. Die kümmern sich einen Scheißdreck um unsere Regeln.«
    »Verdammte Tiere!«, maulte der Typ neben Danny und hörte sich dabei in etwa so an wie Dmitri, als er über die Wendigo gesprochen hatte.
    »Diese Wilden … die kennst du nicht zufällig … oder?«, begann ich.
    »Pass auf«, entgegnete Lucas. »Das ist ein Thema, das ich nicht in fünf Minuten erklären kann. Warum bleibst du nicht zum Abendessen, und ich erzähle dir alles, was du wissen willst?«
    »Hält mir dann wieder jemand eine Knarre an den Schädel?«, fragte ich. Lucas ließ sich zu einem Lachen hinreißen, wodurch sich seine Gesichtszüge auflockerten und er etwas menschlicher wirkte. »Nur, wenn du dich weigerst, mein berühmtes Chili zu essen!«
    »Lucas!«, wandte Danny ein und legte seine Hand auf die Schulter des Clanführers. »Chektah mescht tah …«
    Lucas bleckte die Zähne und presste ein Knurren hervor, das mir die Nackenhaare zu Berge stehen ließ. Auch die anderen Wendigos zuckten zusammen und wichen mit eingezogenen Köpfen zurück. »Dachte ich s mir doch, dass ihr nichts dagegen habt«, sagte Lucas befriedigt. »Mein Clan, meine Sitten!« Dann wandte er sich mir zu. »Komm, Luna, ich zeig dir, wo es langgeht.«
    Wir gingen auf einem befestigten Weg hinüber zu einem Wohnwagen mit windschnittigem Design, dessen Außenwände aus unlackiertem Aluminium bestanden. Als wir an seinem Wohnwagen angekommen waren, stieg mir ein eigenartiger Geruch in die Nase. Auch Lucas schien es gerochen zu haben, denn er ging sofort zur Rückseite des Wagens und begann, an den Schläuchen eines kleinen Propantanks zu hantieren. »In dieser verdammten Siedlung funktioniert nichts länger als einen Tag«, schimpfte er und schnitt mit einem Taschenmesser einen Teil der Propangasleitung weg.
    »Hört sich an wie mein Leben«, brummte ich.
    Lucas steckte die Schlauchenden wieder zusammen und drehte den Gashahn auf. »So sollte es funktionieren«, murmelte er. »Komm rein, dann kriegst du auch ein Getränk.«
    Lucas schob mich wieder sanft zur Tür, aber diesmal sperrte ich mich und brummte ihn an. »Beruhig dich«, sagte er. »Ich wurde so erzogen, dass ich nett und zuvorkommend bin, egal, ob ich der betreffenden Person ein Schießeisen an den Schädel halten will oder nicht.«
    »Ich dachte, du wüsstest noch nicht mal, wie man Benehmen schreibt.«
    »Hin und wieder schon«, lachte Lucas mit einem Augenzwinkern.
    »Also doch ein Mann von Welt, was?«, sagte ich und trat durch die Tür in seinen Wohnwagen. Der Raum war klein, aber sauber und gemütlich eingerichtet. In der Ecke stand eine kleine Couch, über das eine helle Wolldecke gehängt war. An den mit echten Tapeten aus den Sechzigerjahren tapezierten Wänden hingen jede Menge Fotos und Bilder. Neben einem Plattenspieler in der anderen Ecke befand sich eine kleine Nische mit einem Kartentisch und ein paar Sitzgelegenheiten.
    »Bitte setz dich, Luna. Kann ich dir einen Eistee anbieten, während wir auf die Tortillas warten?«
    Bei der Erwähnung von etwas Essbarem meldete sich mein Magen wieder. »Gern.«
    Lucas verschwand durch einen raschelnden Perlenvorhang in die Küche und machte sich an den Eistee: Eiswürfel klirrten in Gläsern, und im nächsten Moment lag ein Hauch frischer Zitrone in der Luft.
    Lucas roch zwar wie die Zombies aus der Gerichtsmedizin und das Ding, das mich durch den Wald gejagt hatte, aber sein ernstes, herzförmiges Gesicht

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