Noelles Demut
für fast zwei Monate in Paris gewesen und erst vor zwei Tagen zurückgekehrt. Durch die Trennung war Ann bewusst geworden, wie sehr sie ihn liebte.
Minutenlang starrte Noelle Simon an. Bewundernd nahm sie wahr, wie beherrscht und selbstsicher er die Schläge platzierte. Er sah bedrohlich aus, aber nicht angsteinflößend.
In Noelles Innerem begann es zu summen. Das Herz lief ihr über. Der nächste Schlag kam so gewaltig, dass selbst Noelle zusammenzuckte. John schrie, und Noelle sah gebannt, wie er sich in Ekstase wand. Ann liebkoste ihn, während er seinen Orgasmus genoss.
Simons Gesichtsausdruck veränderte sich schlagartig. Aus dem konzentrierten, beherrschten Master wurde Noelles Simon. Die sanften braunen Augen sahen auf das verliebte Paar hinab. Noelle sah Wehmut und eine ungestillte Sehnsucht in Simons Blick. Er schluckte krampfhaft, bevor er sich umdrehte und das Zimmer verließ.
Hastig drehte Noelle sich um. „Ich danke dir. Du hast mir das größte Geschenk von allen gemacht.“ Mit diesen Worten ließ sie das durchtriebene Stück mit offenem Mund stehen und stürzte aus dem Gang.
„Simon!“, rief Noelle ihm nach.
Er blieb wie angewurzelt vor der Treppe stehen. Seine breiten Schultern hoben und senkten sich unter keuchenden Atemzügen.
„Weißt du, was das Schlimmste für mich war?“, flüsterte Noelle leise, als sie hinter ihm stehen blieb. „Dass ich dich die ganze Zeit belügen musste und dir eines nicht sagen konnte: Ich wollte es!“ Sanft legte sie ihre Hand auf seine Schulter. „Ich habe Tom darum gebeten, mich zu schlagen.“
Ein klägliches Keuchen entwich Simon. Er rührte sich nicht von der Stelle.
„Bitte sieh mich an, Simon.“
Ganz langsam wandte er sich ihr zu. In seinen Augen stand Unglaube. Sein massiger Körper zitterte sogar.
„Zeig mir diese Welt, wie sie wirklich ist“, bat Noelle und legte damit ihr Herz und ihre Seele in Simons Hände.
Ann löste Johns Ketten. Stöhnend ließ er die Schultern kreisen, um seine verspannten Muskeln zu massieren.
Dann sank er in die Knie und sah Ann eindringlich an. „Wir müssen reden, Ann. Ich habe dir was zu sagen.“
Mit seinen folgenden Worten konnte er alles zerstören, aber er musste es riskieren. Ann schien zu spüren, dass er ihr etwas Entscheidendes mitzuteilen hatte, denn ihr Blick war unsicher. So hatte er sie in all den Jahren nicht gesehen.
John nahm seinen ganzen Mut zusammen und sagte: „Ich habe dich in Paris vermisst. Nein, bitte lass mich ausreden“, gebot John ihr Einhalt, als Ann hitzig Luft in ihre Lungen saugte.
„Ich weiß, dass dir deine Freiheit über alles geht. Ich respektiere das. Du bist eine starke, selbstbewusste Frau, die mit beiden Beinen im Leben steht. Ich bewundere dich dafür. Doch in Paris ist mir etwas klar geworden. Tausendmal habe ich gedacht: Wenn sie doch nur hier wäre, um das alles miterleben zu können. Ich weiß, ich bin zehn Jahre jünger als du und ein unbekannter, mittelloser Künstler. Ich kann dir nichts bieten, außer meiner Liebe.“
Ann kullerten Tränen über die Wangen. Statt einer Antwort brach nur ein Wimmern aus ihrer Kehle. John schloss sie in seine Arme und bettete ihren Kopf an seine Brust. „Ich verlange nichts von dir, Ann. Ich wollte nur, dass du es weißt.“
„Ich bin zu derselben Erkenntnis gekommen“, brachte Ann zwischen zwei Schluchzern heraus. „Dieser Monat ohne dich war die Hölle.“
John lachte. „Und ich hatte Angst, du würdest mich in die Wüste schicken.“
Ann versuchte zu lächeln, doch die Tränen flossen noch immer. „Ich würde dir folgen, denn ich liebe dich auch.“
Simon musste Noelle berühren, um zu begreifen, dass es kein Traum war. Sie stand tatsächlich vor ihm und strahlte ihn an. Ihre Worte entsprangen nicht seiner Fantasie. Als die ganze Anspannung von ihm abfiel, sank er in die Knie und umschlang ihren Körper.
„Verdammt, Nell! Ich habe geglaubt, dich verloren zu haben, als ich deine Stimme hörte.“
Noelle streichelte zärtlich seinen Nacken. „Ich habe doch gesagt, du kriegst mich nicht mehr los. Warum glaubst du mir das nicht?“
Als Simon den Kopf hob, grinste sie frech.
„Ich wusste nicht, wie ich es dir sagen sollte. Dich belügen zu müssen, hat mich innerlich zerfressen. Es tut mir so leid.“
„Ich liebe dich, Simon. Du hast immer versucht, mich zu beschützen, sogar vor dir selbst. Ich bin bereit für dich, für das, was du mir geben kannst. Entführe mich in deine Welt. Zeige mir dein
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