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Nördlich des Weltuntergangs

Nördlich des Weltuntergangs

Titel: Nördlich des Weltuntergangs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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beiseite und sagte zu ihm:
    »Hör mal, Severi. Du bleibst am besten hier und stellst den Jungs eine anständige Hütte an den Hang.«
    Dann kehrte Eemeli mit den anderen Zimmerleuten zurück, um die Innenarbeiten in der Kirche zu vollenden. Severi Horttanainen nahm unterdessen am Hiidenvaara die Zügel in die Hand, er setzte die Motorsäge in Gang und fällte noch am selben Tag etwa hundert Kiefern zur Balkengewinnung. Er wies die Grünen an, die Stämme abzubeilen. Den bisher entstandenen Kasten nahm er auseinander und rollte die Balken zum Feuer, sie konnten als Brennholz dienen. Danach setzte er die Ecksteine für die neue Hütte, und noch vor Eintritt der Dunkelheit verlegte er die erste Schicht Balken.
    Gleich im Morgengrauen ging es weiter, gegen Mittag brachte Taina Korolainen einen Kessel Fleischsuppe, einige Roggenbrote und hausgemachtes Bier, und am Abend hatte die neue Hütte bereits Fensterhöhe erreicht. Nach einer Woche fertigte Horttanainen den Dachstuhl und schaufelte als Isolierung für die Zwischendecke ein paar Kubikmeter Ameisennester hinein. Er zimmerte ein Lattendach und mauerte in die Ecke der Stube einen Ofen, den er mit einem Blechrohr versah. Dann passte er das Fensterglas und die Tür ein und nagelte schließlich noch an die hintere Wand der geräumigen Stube eine lange doppelstöckige Pritsche, auf der mindestens zwanzig Leute Platz fanden, von den mageren Grünen sogar dreißig. Als die Hütte fertig war, ließ sich Horttanainen anständig voll laufen und befahl den Grünen, ihn wegzutragen.

8
    Frau Taina Korolainen hatte den ganzen langen Herbst für nützliche Arbeiten genutzt: Sie hatte Dutzende Liter Moltebeeren und Preiselbeeren und Unmengen von Pilzen gesammelt. Eemeli hatte von Bauer Matolampi ein wendiges Ruderboot gekauft, und Taina hatte im See mit dem Netz gefischt. Sie hatte jede Menge Hechte, Barsche und Maränen gefangen. Sogar Krebse hatte sie an Matolampis Ufer entdeckt. All das hatte sie sorgfältig eingelegt und eingesalzen und im Erdkeller gelagert, den Eemeli hinter dem Friedhof in den Hang des Kirchenhügels gegraben hatte. Dort konnte später der Leichenkeller eingerichtet werden, wenn erst die Beschaffung von Toten in Gang kam.
    Eemeli baute nach Feierabend eine stabile Sauna an den See. Sie stand auf dem Gelände des künftigen Pfarrhauses, etwa zweihundert Meter von der Kirche entfernt am gegenüberliegenden Ufer. Zwischen der Kirche und dem Pfarrhaus floss in Richtung Nordosten der stromschnellenreiche Ukonjoki-Fluss, über den die Männer aus dicken Balken eine Brücke gebaut hatten. Eemeli beabsichtigte, im nächsten Frühjahr auf der Anhöhe gleich hinter der Brücke das Pfarrhaus zu errichten. Wenn man einmal eine eigene Kirche hat, gehört dazu natürlich auch ein Pfarrhaus. An einen Pastor verschwendete er vorläufig noch keinen Gedanken.
    Im Oktober wurde die Glocke geliefert. Das Fahrzeug der Gießerei fuhr mit seiner Last hinter die Kirche. Die Glocke wog mehr als zweihundert Kilo, sodass einige besondere Vorkehrungen notwendig waren, um sie an den vorgesehenen Platz im Dachreiter zu heben. Die Männer bauten im Dach ein Gestell, an dem sie einen Flaschenzug befestigten, dann zogen sie die schwere Glocke an Stahlseilen hinauf. Vom See her blies ein heftiger Wind, der die Glocke an ihren Seilen ins Schwingen brachte. So begann sie auf ihrem Weg nach oben zu läuten, sie hatte einen schönen und weittragenden Klang. Die Glocke schlug sechs Mal an, ehe sie an ihrem Platz war. Dann verstummte sie.
    Anfang Dezember wurde die Kirche fertig. Bereits vorher hatten die Zimmerleute ihr Zelt abgebaut und waren an den Hiidenvaara in die Hütte der Grünen gezogen. Der Weg zur Arbeit und nach Hause betrug jeweils vier Kilometer, aber das machte nichts. Mit Fahrrädern gelangten die Männer ans Seeufer und nahmen dann das Boot, denn der See war nur ein paar hundert Meter breit.
    Eemeli zog mit Taina Korolainen aus der Sakristei in die neu errichtete Sauna. Die leere Kirche konnte demnach ausgefegt und von den Bauresten befreit werden. Die breiten Fußbodenbretter wurden lackiert, und nun war gleichsam die geistliche Atmosphäre hergestellt. Im Inneren der Kirche wurde nicht mehr geschnarcht, nicht gegessen, nicht geträumt, kein schmutziges Menschenleben geführt.
    Der Außenanstrich wurde auf den nächsten Sommer verschoben; bis dahin würden die Balken von den winterlichen Frostwinden gut ausgetrocknet sein. Eemeli bestimmte Rot als Farbe für die Kirche. Schon

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