Nördlich des Weltuntergangs
und verfolgen, wie man das in diesen Tagen mache.
»Einen Traktor zu benutzen ist hoffnungslos veraltet und viel zu teuer. Außerdem gibt es sowieso kaum noch Treibstoff«, erklärte Eemeli.
Der Berater bestätigte, dass Treibstoff Mangelware war. Er war mit dem Fahrrad von Sotkamo nach Ukonjärvi gekommen, da er nicht genug Geld hatte, das Moped zu benutzen.
»Aber von Amts wegen bin ich gezwungen, die Dörfer abzuklappern und diese Listen zu verteilen. Wenn ich doch nur schon Rente bekäme«, seufzte der fünfundzwanzigjährige Berater deprimiert.
Früh am Morgen machte man sich mit drei Ochsenpaaren auf den Weg zu dem Rodeland am Laakajärvi nahe der Russenhalbinsel. Sechs Zugtiere mit je fünfhundert Kilo Gewicht zogen die stabilen Wagen, die mit Pflügen, einem Bagger zum Gräbenziehen, Haken für die Baumstümpfe, Spaten und Äxten beladen waren. Dutzende von Arbeitern fuhren außerdem mit. Die Entfernung betrug etwa anderthalb Kilometer. Am Ziel angekommen, wurden zunächst die Ochsen an den See getrieben, damit sie saufen und auf den Uferwiesen Gras fressen konnten. Dann begannen die Männer, Bäume zu fällen. Die Ochsen wurden paarweise vor die Arbeitsmaschinen gespannt, zwei zogen den Bagger, zwei die Haken, mit denen die größten Baumstümpfe ausgerissen und die Steine weggeräumt wurden, das letzte Paar zog den Pflug.
Eemeli Toropainen und der Berater blieben mit dem Proviant auf der Uferwiese zurück, um den Beginn der Arbeiten zu verfolgen. Es war ein warmer Sommertag, die Bremsen summten, das Wasser des Sees plätscherte angenehm beruhigend am schilfbewachsenen Ufer. Eemeli beteiligte sich nicht an den schweren Rodungsarbeiten, seine Herzkrankheit ließ es nicht zu. Er bot dem Berater aus dem mitgebrachten Fass kaltes Hausbier an.
Der Berater staunte über das Tempo und die Intensität der Arbeit: Der Wald fiel, der Bagger schaufelte eine Furche frei, die Arbeiter verlegten darin ein aus Brettern gefertigtes Drainagerohr und deckten es mit Erde ab.
Der Ödwald wich zurück und schuf Platz für das Feld. Mithilfe der Ochsen brachen selbst die dicksten Wurzeln knackend aus dem Erdreich, und auch die schwersten Wackersteine wurden ruckzuck aus der festen Umklammerung der Erde gelöst.
Am anderen Ende wurde der Boden mit dem zweischarigen Pflug aufgebrochen. Dabei wurden riesige Brocken herausgeschnitten, die erst auf die Seite und dann, unter dem Druck der Pflugschare, auf den Rücken kippten, wobei sie Reiser und kleine Steine unter sich begruben. Fruchtbares Erdreich wurde sichtbar, reicher Ackerboden, den man noch im selben Sommer würde eggen können, um darauf kostbares Brotgetreide anzubauen.
Eemeli Toropainen betonte, dass zwei Ochsen beim Pflügen gut und gern einen Traktor mit Allradantrieb ersetzten. Das Tempo war nicht atemberaubend, vielleicht drei, vier Stundenkilometer, aber es ging ohne Störungen voran. Man brauchte keinen teuren Treibstoff und keine Ersatzteile. Keine Hafermotoren blieben plötzlich stehen, sondern die Ochsen zogen den Pflug stundenlang, ohne zu tanken. Und wenn es Zeit zum Fressen war, suchten sie sich selbst ihre Nahrung auf der Wiese und tranken vom klaren Wasser des Sees.
Der Arzt Seppo Sorjonen erschien und brachte einen Medikamentenkoffer und die notwendigsten Geräte für die erste Hilfe mit. Bei Rodungsarbeiten konnte es zu Unfällen kommen.
»Na, was sagt der Berater? Ist die Arbeit nicht prächtig anzuschauen?«, fragte Sorjonen.
Berater Pärssinen gab zu, dass sich für diese Arbeit Ochsen besser eigneten als Pferde, und, in diesen Zeiten, natürlich besser als Traktoren.
Sorjonen fing an, die Ochsen zu rühmen. Er erklärte, dass ein Traktor mit Allradantrieb viel Geld kostete, während ein Ochsenpaar seine acht Klauen als Antrieb hatte. Ochsen brauchte man nicht zu reparieren, sie gingen nicht so ohne weiteres kaputt. Als ehemaliger Taxifahrer wusste er, wie teuer die Reparatur von Maschinen war. Hatten die Ochsen mal irgendeine Krankheit, wurden sie meist von selbst wieder gesund, und falls die Krankheit tödlich war, gewann man sogar noch Wurst und Filet. Ein abgenutzter Traktor stand nur herum und verschandelte die Gegend, aber aus der Haut eines Ochsen konnte man Stiefelleder machen und aus den Knochen Seife kochen.
Sorjonen erzählte, dass die Ochsen von Ukonjärvi sogar Namen hatten, auf die sie auch hörten.
»Der alte da hinten am Waldrand, der die Stubben aus dem Boden zieht, heißt Eemeli«, erklärte er und schielte dabei zu
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