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Nördlich des Weltuntergangs

Nördlich des Weltuntergangs

Titel: Nördlich des Weltuntergangs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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Zeit der großen Feindschaft Russen bei Sturm mit ihrem Boot gekentert und umgekommen waren. Dutzende von Ertrunkenen waren damals auf die Halbinsel gespült worden. Wie es hieß, spukten dort in Sturmnächten die toten Russen, jedenfalls waren aus dieser Richtung russische Hilferufe und andere Geräusche zu hören.
    Von dort führte die Grenze quer über den See und schloss dabei Gebiete der Provinz Kuopio ein. Die gesamte Südostseite des fischreichen Laakajärvi ging in den Besitz der Stiftung über. Am Flüsschen Pöllösenpuro schließlich stieß die Grenze dann auf das alte Land der Stiftung.
    Die Einwohner stimmten dem ausgehandelten Kauf zu. Nun verfügte man über ein zusammenhängendes Areal, das alle Dörfer umschloss und drei Provinzen berührte, nämlich Oulu, Kuopio und Pohjois-Karjala.
    Die Südostseite des Laakajärvi zu besitzen war für die Gemeinde deshalb so wichtig, weil der See groß und fischreich war. Es gab zahlreiche Fangplätze, wo man reiche Beute machen konnte, und Eemeli Toropainen kündigte an, dass man dort im Sommer wie im Winter im großen Stil mit Netzen fischen werde. Die Maränen des Laakajärvi, vor allem die kleinen, waren jetzt für die Gemeinde ständig verfügbar. Außerdem konnte man aus dem See womöglich Erz gewinnen, denn bei Rautaruukki in Raahe war aus Koksmangel seit Jahren kein Stahl mehr produziert worden.
    Zum Abschluss der Jahresversammlung bestätigte Eemeli Toropainen ein allgemein gültiges Reglement für die Gemeinde Ukonjärvi. Es war eine private Verfassung, die sich über die Gesetzgebung Finnlands und der Europäischen Union hinwegsetzte und recht lockere Bestimmungen enthielt, basierend auf dem gesunden Bauernverstand. Einmal jährlich sollte eine Gerichtssitzung stattfinden, im Bedarfsfall auch öfter. Die strengste Strafe war die Ausweisung aus der Gemeinde Ukonjärvi. Die Wahlen zu den Dorfkomitees sollten künftig alle zwei Jahre stattfinden.
    Als sämtliche Themen abgehandelt waren, erhob sich im Publikum ein junger Mann, der eine braune Popelinejacke und eine rot gestreifte Krawatte trug. Er war Landwirtschaftsberater, kam aus Sotkamo und hieß Jaritapio Pärssinen. Man gewährte ihm das Wort, auch wenn er nicht der Gemeinde angehörte. Der Berater stellte seinen Laptop auf den Stuhl und begann:
    »Von Amts wegen habe ich die Pflicht, mich zu der hier betriebenen Landwirtschaft zu äußern. Wir in Sotkamo beobachten schon seit mehreren Jahren, wie Sie das Land bebauen. Sie machen alles genau entgegengesetzt zu dem, wie es in Finnland und in der Welt üblich ist«, begann der Berater.
    »Na und?«, schnaubte Eemeli Toropainen.
    Der Berater war der Meinung, dass die Gemeinde Ukonjärvi ein inoffizieller Verbund war und nach wie vor zu Finnland gehöre. Deshalb könne sie sich nicht einfach im gesetzlosen Raum bewegen.
    »Seit Jahren haben Sie kein einziges unserer Schreiben beantwortet und keinen der gesetzlich vorgeschriebenen statistischen Fragebögen ausgefüllt. Hier wohnen Tausende von Menschen, aber uns ist bisher kein landwirtschaftliches Gesamtkonzept vorgelegt worden. Sie haben ohne genehmigte Pläne neue Felder angelegt. Alte, stillgelegte Felder haben Sie ohne Genehmigung wieder bebaut. Mit dem Wald sind Sie nach eigenem Gutdünken verfahren. Sie haben keine Subventionen beantragt, keine Exportsteuern bezahlt. Sie machen nur, was Ihnen gefällt.«
    Der Berater hatte einen Stapel Computerausdrucke dabei, die er Eemeli Toropainen übergab.
    Eemeli blätterte zerstreut in den Papieren. Sie enthielten jeweils einzelne Spalten für Landmaschinen, für Dünger und Kraftfutter, für Produktionskontingente, Subventionen und Steuern. Er erklärte, dass die Gemeinde nur drei Dampfmaschinen besaß, mit denen die Dreschmaschinen betrieben und Strom erzeugt wurde. Man benutzte keinen Traktor, keinen einzigen benzinbetriebenen Motor. Kunstdünger wurde nicht eingesetzt, sondern man streute Viehdung auf die Felder. Transporte wurden mit Pferden durchgeführt, die Pflüge wurden von Ochsen gezogen.
    »Diese Papiere geben keinen Anlass, Maßnahmen zu ergreifen«, erklärte Eemeli und beendete damit die Versammlung.
    Als sich der Festsaal der Schule geleert hatte, trat Eemeli zu dem Berater. Der stopfte frustriert die Fragebögen in seine Aktentasche und schloss den Laptop.
    Eemeli erzählte ihm, dass seine Leute auf den neuen Flächen nahe der Russenhalbinsel gleich am nächsten Morgen Wald roden und Felder anlegen wollten. Der Berater dürfe gern mitkommen

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