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Nördlich des Weltuntergangs

Nördlich des Weltuntergangs

Titel: Nördlich des Weltuntergangs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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möglich, irgendwo auf der Halbinsel Kola an Land gehen, um Flusslachse zu fangen. Etwa zu Beginn des Sommers sollten sie dann wieder im Weißen Meer sein und im Herbst 2018 mit dem Fang und den restlichen Expeditionsmitgliedern in Ukonjärvi eintreffen.
    So begann die große Kola-Expedition. Eemeli Toropainen, Severi Horttanainen und viele Einwohner von Ukonjärvi begleiteten die Karawane bis hinter den Hiidenvaara. Auch der »Fliegende Engel« ging als Kurier mit auf die Reise, sie sollte zurückkommen und berichten, wie die erste Etappe bis zum Weißen Meer verlaufen war.
    Zur Zeit der ersten Schneefälle kam der »Fliegende Engel« angehetzt. Sie war aufgeregt wie immer: Die Expedition war erst am Murtovaara gewesen und dann weit, weit bis ans Meer gewandert, dort waren Bäume gefällt und Bretter gesägt worden, um Schiffe zu bauen. Auch Baracken und ein Stall für die Ochsen waren entstanden. Menschen waren der Karawane unterwegs nicht begegnet. Auf dem Rückweg hatte der »Fliegende Engel« ein paar Beerensammler getroffen, die in der Nähe der Staatsgrenze Preiselbeeren gepflückt hatten. Auch der »Fliegende Engel« hatte Preiselbeeren gepflückt, sie dann aber irgendwo liegen gelassen, all die guten Beeren.
    Die Partisanen, die am Murtovaara geblieben waren, brachten im Frühjahr Nachrichten vom Werftlager am Weißen Meer. Dort war alles in Ordnung, die Männer fischten und machten hin und wieder Ausflüge auf die Solowezkischen Klosterinseln. Zu Weihnachten hatte Feldpröbstin Hillikainen in der Dreifaltigkeitskirche des Klosters einen Gottesdienst gehalten, an dem auch ein paar alte Karelierinnen aus dem Dorf Solowezk teilgenommen hatten. Die russischen Einsiedlermönche, die auf dem Sekirnaja-Berg lebten, hatten es übel genommen, dass eine lutherische Pastorin im Kloster predigte, doch im Allgemeinen unterhielten die Finnen gute Beziehungen zu den örtlichen Bewohnern, sie handelten mit ihnen, tauschten Fisch gegen Getreide.
    Im Frühjahr 2018 war nordöstlich von Ukonjärvi eine seltsame Lichterscheinung am Himmel zu sehen. Mit Angst im Herzen dachten die Leute, dass dort vielleicht ihre Wasserstoffbombe explodiert sei und mit ihr die Männer, die sie transportiert hatten. Diese Angst hielt sich das ganze Frühjahr und den Sommer in Ukonjärvi, und erst im Herbst, als die ausgesandte Expedition von der Halbinsel Kola und vom Eismeer zurückkehrte, erfuhren die Leute Genaueres.
    Die Teilnehmer der Expedition waren bei guter Gesundheit und die Wagen schwer beladen mit der reichen Ausbeute. Taneli Heikura berichtete, dass sie, sowie die Schiffe fertig gewesen seien, zunächst nach Solowezk und von dort längs des Südufers der Halbinsel Kola durch das Weiße Meer in die offene Barentssee gesegelt seien. Unterwegs hatten sie scharenweise Weißwale gesehen. Drei Exemplare hatten sie erlegt.
    Am östlichen Ende der Halbinsel Kola, an der Mündung des Flusses Ponoi, hatten sie von den ortsansässigen Bewohnern, hauptsächlich Kola-Saamen, einen Fangplatz gepachtet. Sie hatten mit den Leuten Handel getrieben und sich mit ihnen richtig angefreundet, sogar in dem Maße, dass sich auf der Rückfahrt zwei Expeditionsmitglieder dort als Fischer niedergelassen und einheimische Frauen geheiratet hatten, gleichzeitig wollten sie nun für die Wahrung der Pachtrechte Ukonjärvis auf der Halbinsel Kola sorgen.
    Von der Halbinsel Kola aus waren die Männer dann gen Nowaja Semlja gesegelt, um die Atomwaffe loszuwerden, die sie die ganze Zeit mit sich geschleppt hatten. Die letzten Winterstürme hatten der Flotte jedoch arg zugesetzt und sie an Nowaja Semlja vorbei weit ins Eismeer hinaus getrieben. Die Männer hatten mit den Schiffen in einem Nothafen geankert, an der windgeschützten Seite einer kleinen Felsinsel. Diese war so klein gewesen, dass sie gar nicht auf der alten allgemeinen Karte eingezeichnet war.
    »Und jetzt wird man sie auch auf genaueren Karten nicht mehr finden…, oder falls man den Namen findet, dann jedenfalls nicht mehr die Insel, weil sie uns nämlich versehentlich explodiert ist«, erzählte Taneli Heikura.
    Folgendes war passiert: Das Schiff, an dem die Atombombe befestigt gewesen war, war an Land getrieben. Dann war erneut Sturm aufgekommen, der das Schiff an die Felsen geschleudert hatte. Die Männer hatten es dort zurücklassen müssen. Sie hatten die Bombe nicht in ein anderes Schiff umladen können, da das Ufer steil war und sie außerdem keine Balken hatten, um einen Kran zu bauen. Sie

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