Nördlich des Weltuntergangs
hatten sich eine andere Lösung einfallen lassen. Mit einer Winde hatten sie die Bombe auf die Spitze der Felsinsel gehievt, wo sie sie mit Seilen an den Steinen und Felskanten befestigt und ein Schutzdach darüber errichtet hatten. Auf den Deckel der Kiste hatten sie in allen Sprachen, die sie konnten, Warnungen geschrieben und zufällige Besucher aufgefordert, die Insel wegen atomarer Gefahr zu meiden. »Auf einmal hörten wir dann von der Bombe so merkwürdige Geräusche. Wir machten den Deckel der Kiste auf und legten das Ohr ans Metall, und da hörten wir von drinnen leises Zischen und Knacken.«
Somalischmied Josif Nabulah hatte die Vermutung geäußert, dass sich im Inneren der Bombe womöglich ein zusätzlicher Zündmechanismus befinde, der durch die stürmische Überfahrt und die Havarie in Gang gesetzt worden sei. Solche Geräte seien zu Beginn des dritten Weltkrieges verwendet worden, hatte er gesagt. Der Sinn dieser Selbstzünder war es wahrscheinlich, die Bombe zur Explosion zu bringen, falls der Feind sie in die Hände bekam und zu demontieren versuchte.
»Wir haben gemacht, dass wir von dem Felsen wegkamen. Wir sind zu unseren Schiffen gerudert und haben die Bombe ihrem Schicksal überlassen. In aller Eile haben wir die Segel gesetzt und Kurs auf die Halbinsel Kola genommen, dann sind wir drei Tage und drei Nächte ohne Pause gesegelt. Eines Morgens haben wir ein schreckliches, lang gezogenes Donnern gehört, und das ganze nördliche Firmament wurde erst blendend weit? und anschließend rostrot. Daraus haben wir geschlossen, dass es die Insel jetzt nicht mehr gibt. Vier Stunden später kam aus der Richtung der Explosion eine mehr als zehn Meter hohe Sturzwelle, die beinah unsere ganze Flotte verschlungen hätte. Viele Gegenstände wurden ins Meer gespült, und wir bekamen blaue Flecken, als die Schiffe auf den wilden Schaumkronen tanzten und wir hin und her geschleudert wurden.«
Die Expedition brachte hundertvierzig Fässer gesalzenen Fisch mit, hauptsächlich Lachs, aber auch anderen Schuppenfisch wie Maränen und Forellen. Außerdem fünfzehn Fässer Walfett und tausendvierhundert Kilo getrockneten Dorsch. Weißwale hatten die Männer hauptsächlich im Weißen Meer, aber ein paar auch in der Barentssee gefangen. Die Ausbeute an Fellen war ebenfalls beachtlich: Zwei Eisbären, fünf Polarfüchse, ein paar Wölfe und an die hundert Füchse hatten dran glauben müssen.
Außerdem waren fünf Frauen aus Archangelsk, wo die Expedition auf dem Hinweg Halt gemacht hatte, mitgekommen. Die Stadt war sehr verwahrlost, und es hatten noch weit mehr Frauen Interesse bekundet, in Ukonjärvi finnische Männer zu heiraten. Nach großen Kriegen herrschte ja zumeist an Frauen kein Mangel. Da allerdings kein weiterer Bedarf bestanden hatte, hatte sich die Expedition mit den fünf willigsten begnügt.
37
Im August 2022 wurde in Ukonjärvi eine Landwirtschaftsausstellung organisiert. Es war die erste, die in einem nordischen Land nach dem dritten Weltkrieg stattfand. Während das übrige Europa noch schwer an den Folgen des Krieges zu tragen hatte, kannten die Leute in Ukonjärvi keinen Mangel.
Eemeli Toropainen hielt die Ausstellung für wichtig, weil die Gemeinde auf diese Weise die Produkte ihrer Naturalwirtschaft mit Blick auf einen eventuellen Export präsentieren konnte. Gleichzeitig würden das Selbstvertrauen und die Zuversicht der Einwohner gestärkt. Einen besonders festlichen Charakter bekam die Ausstellung dadurch, dass Eemeli gerade zu dem Zeitpunkt seinen fünfundsiebzigsten Geburtstag feierte.
Der Gewerbebeauftragte von Kajaani hatte Eemeli schon im Frühjahr vorgeschlagen, die Messe gemeinsam zu veranstalten. Er hatte sogar angeregt, Kajaani und Ukonjärvi zu einer Gemeinde zusammenzufassen, wobei Ukonjärvi das Zentrum und der Sitz der Verwaltung sein sollte. Eemeli Toropainen hatte den kommunalen Zusammenschluss abgelehnt. Er hatte erklärt, dass es nicht das Anliegen der Asser-Toropainen-Stiftung sei, sich nahe gelegene Städte einzuverleiben. So blieb Kajaani also selbstständig, und Ukonjärvi organisierte allein die Eemeli-Toropainen-Jubiläumsausstellung.
Zum Messezentrum wurde die neue Schule am Hiidenvaara auserkoren, die im Sommer desselben Jahres fertig gestellt worden war. Auf dem Hof wurden mehrere Zelte und ein großer Pavillon errichtet, in denen die einzelnen Abteilungen Platz fanden. Auch der Festsaal der Schule wurde in die Ausstellungsfläche einbezogen.
Ukonjärvi hatte zu
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