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Nördlich des Weltuntergangs

Titel: Nördlich des Weltuntergangs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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gefördert wurden, unter­ schied es sich vorteilhaft dadurch, dass es ohne Wer­ bung auskam. Trotzdem war es auf diesem Sektor das beliebteste Touristenziel im Land.
    Es kam der Sommer und mit ihm die Hauptreisesai­ son. Urlauber bevölkerten die Gegend, sie ruderten auf dem Hiidenjärvi umher und belagerten die vielen ande­ ren Seen. Sie besuchten die Wohnsiedlung der Grünen und bestaunten, wie diese sich nahezu völlig selbst versorgten, indem sie Kräuter trockneten, Fische fingen, Pilze sammelten. Die Urlauber streiften durch die Wäl­ der der Stiftung, das größte Interesse fand jedoch die illegal gebaute Kirche.
    Dabei äußerten die Touristen ihre Verwunderung, dass es in der Kirche keine Orgel gab. Immerhin waren eine Kanzel und ein Altar eingebaut worden, und sogar ein Kreuz hing an der Wand hinter dem Altar. Aber eine Orgel war nicht vorhanden. Was ist das nur für eine Kirche, in der nie eine Orgel erklingt!, sagten die Touris­ ten, und bestärkten damit die Zimmerleute, die Leute vom Grünberg und besonders Henna Toropainen und Frau Taina Korolainen, die ebenfalls wieder an den Ukonjärvi gekommen war.
    Eemeli Toropainen fragte unter seinen Leuten nach, ob jemand Orgel spielen könne. Als Severi Horttanainen das von sich behauptete, beschloss Eemeli, eine Orgel anzuschaffen. Später zeigte sich, dass Horttanainen nicht wirklich das Instrument beherrschte. Auf dem Akkordeon konnte er ein wenig herumklimpern, und einmal war er im Suff auf die Orgelempore der Kirche von Hollola gestiegen, wo er das Fußpedal und die Tas­ ten bearbeitet hatte, bis die Orgel aufjaulte, ehe man ihn wegen Entweihung eines Gotteshauses hinausgeworfen hatte.
    Eemeli wandte sich an die lutherische Kirche von Finnland und erkundigte sich, ob irgendwo im Land eine gebrauchte Orgel mit gutem Klang zu verkaufen war. Domprobst Anselmi Leskelä vom Bistum Kuopio reagier­ te negativ auf die Anfrage; er war immer noch wütend über den eigenmächtigen Kirchenbau am Ukonjärvi. So kam es, dass kein einziges Bistum bereit war, Toropai­ nen bei der Anschaffung einer Orgel zu helfen. Man behauptete, sämtliche Instrumente seien in geweihten Kirchen im Einsatz.
    Glücklicherweise meldete sich da ein Cousin von Frau Taina Korolainen, der in den vergangenen Jahren als Kantor in Kerava gearbeitet hatte. Von ihm bekam Ee­ meli den Wink, dass es eventuell möglich sei, in Däne­ mark eine Orgel zu erwerben, da zumindest in der Ge­ gend von Ǻ rhus derzeit die Kircheninstrumente erneuert wurden. Ein kurzer Briefwechsel ergab, dass in dem kleinen Dorf Trustrup eine alte Kirche restauriert wurde, die in diesem Zusammenhang auch eine neue Orgel bekommen sollte. Die alte war, so erklärten die Dänen, noch in ausgezeichnetem Zustand, und auch der Preis war nicht sehr hoch. Eemeli Toropainen wollte in den Kauf keine große Summe investieren. Noch verfügte die Stiftung zwar über Mittel, und durch die Touristen strömte neues Geld in die Kasse, aber es gab eine Reihe wichtigerer Vorhaben. Der Friedhof musste geebnet und eingeweiht werden, die Grünen am Hiidenvaara wünsch­ ten sich einen Kuhstall, und am Ukonjärvi wurden weitere Wohnhäuser gebraucht. All das verursachte Kosten. Außerdem rechtfertigten Horttanainens Kan­ torsqualitäten sicher nicht den Erwerb eines ganz neuen Instrumentes.
    Also auf zum Orgelkauf nach Dänemark. Severi Hort­ tanainen wäre am liebsten mitgekommen. Er begründete seinen Wunsch damit, dass er der einzige verfügbare Orgelkenner sei und Eemeli in Dänemark mit Rat und Tat zur Seite stehen wolle. Eemeli lehnte jedoch aus Kostengründen ab. Außerdem wurde Severi in Finnland gebraucht. Er sollte am Hiidenvaara die Ausschachtun­ gen für den Kuhstall übernehmen, denn die Grünen beabsichtigten, auf der Wiese hinter dem Berg Kühe zu halten.
    Im Flugzeug nach Kopenhagen fand Eemeli Toropai­ nen sich unversehens in Gesellschaft von einer attrakti­ ven Frau mit äußerst korrektem Benehmen. Ihr Alter war ein wenig schwer zu schätzen, der Stimme nach mochte sie etwa fünfzig sein, vom Erscheinungsbild her zwanzig Jahre jünger. Nun, an den Händen und am Hals hatte sie ein paar Falten.
    Die Frau stellte sich als Diplom-Benimmaktrice Soile-Helinä Tussurainen vor. Man kam ins Plaudern. Dabei stellte sich heraus, dass die Dipl.-Benimmaktrice in den Sechzigerjahren in Sinelmä Hurres berühmtem Stil- und Schönheitssalon studiert und über ihre Studien ein Diplom bekommen hatte. Sie fand, dass auf dem Gebiet

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