Nördlich des Weltuntergangs
der Traktor möge entweder zurückstoßen oder in den Schnee fahren, sein Fahrzeug sei dafür nicht geeignet. Man habe es außerdem eilig. Für die Sendung Heute Nachmittag bei uns zu Haus mussten noch mehrere Aufnahmen gemacht werden.
Eemeli Toropainen konnte mit seiner Holzfuhre nicht zurückstoßen. Er versuchte, Platz zu schaffen, indem er mit dem Traktor durch den Schneewall an den Straßen rand fuhr. Das gelang ihm auch, aber dabei kippte der Anhänger um, und etwa zwanzig Kubikmeter trockener Birkenscheite rutschten in den tiefen Schnee. Die Män ner, die auf der Fuhre gesessen hatten, sausten in ho-hem Bogen in den Wald.
Als den Fernsehleuten klar wurde, dass es Kirchen bauer Eemeli Toropainen höchstpersönlich war, der seine Fuhre vor ihnen umgekippt hatte, holten sie eilig ihre Ausrüstung aus dem Wagen. Kabel wurden über die schneebedeckte Straße gezogen, der Tontechniker trug auf einem Stab das windgeschützte Mikrofon, und der Kameramann machte die Kamera startklar und stützte sie fest gegen seinen Oberarm. Eine Reporterin eilte an den Straßenrand, hielt Toropainen das Mikrofon hin und stellte ihm für die Sendung Heute Nachmittag bei uns zu Haus allerlei Fragen zu seiner Kirche.
Eemeli stiefelte durch die Holzscheite, klopfte seine schneebedeckte Pelzmütze am Wagen der Fernsehleute aus und gab der Reporterin mit rot angelaufenem Ge sicht so deftige Antworten auf ihre Fragen, dass sie immer weiter zurückwich und sich schließlich in ihr Fahrzeug rettete. Die Kabel wurden eilends aufgerollt, und das Fahrzeug verschwand hinter einer Kurve.
Zwei Stunden hatten die Männer damit zu tun, die Holzscheite einzusammeln und wieder auf dem Anhän ger zu stapeln. Müde kamen sie schließlich auf dem Hof der Matolampis an, es war bereits dunkel und gerade die Zeit der Abendnachrichten. Bäuerin Helvi stand ohne Jacke draußen vor der Tür und rief:
»Kommt schnell rein an den Fernseher!« Auf dem flimmernden Bildschirm war Eemeli Toropai
nens rotes Gesicht zu sehen, und zu hören war eine wütende Tirade, gewürzt mit allerlei Kraftausdrücken. Er stellte einige rhetorische Fragen nach der Freiheit des Kirchenbaus und dem Recht sterbender alter Menschen, ihren letzten Willen zu formulieren, außerdem tadelte er die Neugier der Menschen, die mit Hausfriedensbruch gleichzusetzen war. Seine Stiftung habe versucht zu arbeiten, ohne jemanden zu stören, und er werde nicht erlauben, dass von außen Einfluss auf ihre Tätigkeit genommen werde. Zum Schluss drohte er an, eigenhän dig jeden zu verprügeln, der künftig ohne stichhaltigen Grund den Frieden am Ukonjärvi störe.
Die Tirade bewirkte, dass von nun an noch mehr Neugierige zum Ukonjärvi strömten. Schon am folgen den Sonnabend wurden fünfhundert Besucher gezählt, am Sonntag waren es fast tausend.
10
Die Völkerwanderung musste gebremst werden. Eemeli Toropainen ließ an den Privatwegen, die zum Ukonjärvi und zum Hiidenvaara führten, Schlagbäume aufstellen, die mit Schlössern versehen wurden. Insgesamt waren
drei Wegschranken erforderlich, eine zur Kirche und zwei zum Hiidenvaara, denn dorthin führte ein Weg, der dem westlichen Ufer des Hiidenjärvi-Sees folgte, und ein zweiter, der östlich vom Berg verlief. Dazwischen lagen der See und der Westhang des Berges mit Vihermäki, Grünberg, wie das Wohngebiet der Naturschützer, ihrer Ideologie entsprechend, inzwischen genannt wurde. Im Frühjahr hatten sich dort weitere Grüne niedergelassen, Toropainens Zimmerleute hatten für sie neue Blockhüt ten gebaut. Eine ganze Häusergruppe war entstanden, möglicherweise das erste durch und durch grüne Dorf der Welt?
An den Wegschranken wurden aus Balken Wärter häuschen errichtet. Die Grünen übernahmen die Aufga be, dort Dienst zu tun. Sie kassierten von den ankom menden Touristen Eintrittsgeld und öffneten den Schlagbaum. Hinter dem Kirchenhügel wurde ein Platz eingezäunt, auf dem zur Versorgung der Gäste ein Kiosk errichtet wurde. Dort gab es Wild in unterschiedlichster Zubereitung, außerdem Fische, Beeren und andere Produkte aus der Umgebung. Neben dem Zaun hatten Interessenten die Möglichkeit, Maränen am Spieß über dem Feuer zu rösten. Das Geschäft lief gut.
Die Leute hatten die von Eemeli Toropainens Stiftung verwalteten Grundstücke in Kalmonkylä, am Hiidenvaa ra und am Ukonjärvi inzwischen das Kreativgelände des seligen Toropainen getauft. Von ähnlichen touristischen Einrichtungen, die staatlich
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