Nördlich des Weltuntergangs
für die Neugier der Menschen aufzubringen. Die Presseleute begann er zu meiden, denn was immer er auch sagte, die Berichte, die dann erschienen, waren verfälscht oder reißerisch. Die Besucher ihrerseits störten die Arbeit, sie standen überall herum, verstopften die Wege und warfen Wurstpellen auf den Friedhof.
Im Februar gerieten Eemeli Toropainen und Severi Horttanainen mit einem aufdringlichen Besucher in Streit, dem Domprobst Anselmi Leskelä aus Kuopio, einem alten, beleibten Kirchenmann. Leskelä erschien in einem schwarzen Dienstwagen zusammen mit seiner Frau und seinem Schwiegersohn. Schnurstracks trat er in die Kirche, um sie in Augenschein zu nehmen. Er musterte den Innenraum, stieg auf die Kanzel, befühlte den Altar, inspizierte die Sakristei. Die Ergebnisse sei nes Rundgangs notierte er in einem kleinen Heft. Als er zu seinem Auto, das hinter dem Friedhof wartete, zu rückkam, musste er feststellen, dass sein dämlicher Schwiegersohn den Wagen im Schnee festgefahren hatte. Der Domprobst musste sich dazu durchringen, Eemeli Toropainen um Hilfe zu bitten.
Eemeli holte Severi Horttanainen, und gemeinsam versuchten sie, den Dienstwagen mit dem Traktor he rauszuziehen. Während die beiden Helfer durch den Schnee wateten, um dann ein Seil an der Stoßstange des Autos zu befestigen, konnte sich der Domprobst nicht verkneifen, die gottlosen Zustände am Ukonjärvi zu kritisieren. Er fand es lästerlich, ohne Erlaubnis des Bischofs und ohne eigentlichen geistlichen Bedarf eine eigene private Kirche zu bauen. Severi Horttanainen zeigte auf Eemelis Fellmütze und sagte:
»Wir hier am Ukonjärvi gehören zum Pelztum Toro painen und nicht zum Bistum Kuopio.«
Der Domprobst betonte, dass üblicherweise zunächst eine Kirchgemeinde entstand, deren Aufgabe es dann war, für die Räumlichkeiten zu sorgen, in denen Gottes Wort verkündet werden konnte. Hier aber gab es eine Kirche, doch Gottes Wort wurde nicht gehört, eine Ge meinde, geschweige denn ein Pfarrer waren nicht vor handen. Drohend fuhr er fort, dass man Toropainen gerechterweise das Kreuz, das Symbol des Glaubens, wegnehmen musste. Dass es hier hing, war in seinen Augen mehr als fragwürdig. Außerdem war die Kirchen glocke unerlaubt zu Silvester geläutet worden, wie er gehört hatte.
»Das ist teuflisches Treiben«, konstatierte der Dom probst.
Die Helfer gerieten in Wut, als sie diese Vorwürfe hör ten. Eemeli Toropainen wollte es jedoch nicht zu einem Streit kommen lassen, und so versuchte er die Wogen zu glätten: »Schon möglich, dass die Stiftung die Gründung einer eigenen Gemeinde ins Auge fasst, darüber kann man ganz sachlich verhandeln«, sagte er.
Der Domprobst wurde nur noch wütender. Er erklär te, dass ein Laie nicht einfach daherkommen und eine Kirchgemeinde gründen konnte. Nur der Bischof oder das Domkapitel konnten das anregen und vorschlagen. Der Gründungsantrag musste danach der Kirchenlei tung vorgelegt werden, und das war keineswegs alles, sondern, vorausgesetzt, die Kirchenleitung stimmte zu, ging der Vorgang anschließend zur Prüfung und Ent scheidung an den Staatsrat. Die Gründung einer Kirch gemeinde war also nicht Sache irgendeiner privaten Stiftung, sondern darüber entschieden die Kirchenbe hörden und letztlich die Regierung von ganz Finnland.
Eemeli Toropainen befestigte das Seil am Traktor und kletterte in die Fahrerkabine. Beim Anfahren knurrte er:
»Wenn die Sache so schwierig ist, dann verzichte ich. Wir werden versuchen, mit unserem eigenen Glauben und ohne Hilfe des Bistums auszukommen.«
Der Dienstwagen des Domprobstes ruckte an und kam langsam aus dem Schnee heraus. Toropainen schleppte ihn etwa fünfzig Meter in Richtung Dorf. Dann löste er das Seil und hielt für den Domprobst die hintere Tür auf. Leskelä kam schwerfällig angetrabt. Seine Frau, die im Auto saß, schimpfte ihn wegen seiner Tiraden aus und erinnerte ihn an seinen Blutdruck. Die Tür knallte zu, der Schwiegersohn gab Gas, und der schwarze Dienstwagen schaukelte davon, drinnen der Domprobst, erfüllt mit berechtigtem religiösem Zorn.
Eine Woche später, als Eemeli Toropainen und seine Männer mit einer vollen Fuhre Brennholz von Kalmon mäki nach Ukonjärvi unterwegs waren, kam ihnen an der Brücke über den Pöllösenpuro ein Aufnahmestab des Fernsehens entgegen. Die Straße war schmal und von hohen Schneewällen eingesäumt, zum Ausweichen war nicht genug Platz. Der Fahrer der Fernsehleute rief,
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