Nördlich des Weltuntergangs
Aussicht gestellt, ihn in Trustrup zu besu chen. Doch hatte sie das anscheinend nicht einrichten können, und Eemeli wartete mit der Orgel zwei Tage vergeblich im örtlichen Gasthof. Stattdessen tauchten überraschend vier Amerikaner auf. Sie bestellten ihm Grüße von ihrer finnischen Geschäftsfreundin Lady Tussurainen, die ihnen Direktor Toropainen empfohlen habe. Es gehe um gemeinsame Projekte in Finnland.
Die Männer waren mittleren Alters, gut gekleidet und in ihrem Auftreten sehr selbstsicher. Zwei von ihnen stellten sich als Chirurgen vor, der dritte war Jurist und der vierte geschäftsführender Direktor. Sie besaßen in Mexiko eine Privatklinik, in der Organtransplantationen durchgeführt wurden. Darin waren sie absolut firm, wie sie sagten. Transplantationen der inneren Organe des Menschen verlangten Spitzentalente, und genau das waren sie.
Die Amerikaner wussten gut Bescheid über Eemeli und die Asser-Toropainen-Stiftung. Sie hatten ihre Informationen hauptsächlich von Soile-Helinä Tussurai nen erhalten, mit deren Hilfe sie noch weitere Erkundi gungen direkt in Finnland eingezogen hatten. Sie erklär ten, dass sie sehr geschmeichelt seien, einen tüchtigen finnischen Geschäftsmann kennen zu lernen. Ein Mann wie er passe wirklich ausgezeichnet in ihre Pläne.
Sie betonten, dass das gemeinsame Gespräch äußerst vertraulich sei, daran möge sich auch Eemeli Toropai nen bitte halten. Ihnen sei bekannt, dass er sich mit den finnischen Behörden angelegt habe. Immerhin habe er dafür sogar einen Bußgeldbescheid bekommen. Außer dem hatten das Bistum Kuopio und die finnische Kirche Vorbehalte gegen ihn. Solche Verdienste gefielen ihnen, wie sie sagten.
Bevor die Amerikaner ihr endgültiges Angebot unter breiten wollten, wünschten sie noch ein paar zusätzliche Informationen über die Siedlung am Ukonjärvi. Wie weit war der Ort von der finnisch-russischen Grenze ent
fernt? Wie weit war es von dort bis nach Murmansk? Und nach Archangelsk? Gab es in der näheren Umge bung Krankenhäuser oder Privatärzte? Und wo befanden sich die nächsten Behörden, zum Beispiel die Polizei und das Gesundheitsamt? War die Gegend am Ukonjär vi eine Landschaft, in der man sich gegebenenfalls ver stecken konnte? Welche hygienischen Bedingungen herrschten in Finnland?
Eemeli gab ihnen die Informationen, obwohl er sich ein wenig über die Fragen wunderte. Nun, er hatte nichts zu verheimlichen. Er wusste, dass seine Ge sprächspartner alles, was er erzählte, leicht auch ander weitig erfahren konnten.
Dann ging es an die eigentlichen Verhandlungen. Die Amerikaner machten einen klaren Vorschlag: Sie wollten eine private Transplantationsklinik am Ukonjärvi auf dem Grund und Boden der Stiftung gründen und dabei sämtliche anfallenden Kosten übernehmen. Dort sollten einerseits Patienten aus Westeuropa behandelt werden, andererseits wollte man auch Patienten aus Russland, Polen, eventuell sogar aus Albanien aufnehmen. Für die Klinik wären nur zwei oder drei Gebäude nötig. Strom würde mit einem eigenen Generator erzeugt. Eine Was serleitung war natürlich erforderlich, ebenso eine Verbrennungsanlage für Gewebe und andere Kranken hausabfälle. Die Bedingungen für eine sterile Chirurgie mussten gesichert sein. Mitarbeiter gäbe es nur wenige, ein Wohngebäude würde daher reichen. Da die Klinik privat wäre und Spitzenchirurgie betriebe, müsste die ganze Anlage auf geeignete Weise getarnt und um sie herum für scharfe Überwachung gesorgt werden. Darin seien sie ebenfalls Experten, sagten die Amerikaner.
Eemeli Toropainen war der Meinung, dass eigentlich nichts gegen das Projekt spreche. Immerhin entstanden im Umfeld der Kirche neben Kalmonmäki gerade zwei Dörfer, da wäre eine eigene medizinische Versorgung wohl angebracht. Er erklärte den Männern, dass am Ukonjärvi nicht unbedingt Spitzenchirurgie benötigt werde, es sei denn, die Bäuerin Matolampi wolle ihre Krampfadern operieren lassen. Es wäre demnach wün schenswert, die Klinik könne auch gewöhnliche Eingriffe machen: den Blinddarm operieren oder Wunden nähen, wenn sich jemand mit der Axt ins Bein geschlagen hatte und so weiter. Die Amerikaner versprachen bereitwillig, alle Patienten der Siedlung zu behandeln, sogar um sonst.
Der Vertrag über eine amerikanische Klinik am Ukon järvi wurde mündlich abgeschlossen und mit Hand schlag besiegelt. Bei der Gelegenheit bekam Eemeli Toropainen einen gesicherten Scheck
Weitere Kostenlose Bücher