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Nördlich des Weltuntergangs

Titel: Nördlich des Weltuntergangs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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die Bullen versammelten sich, um den wehmütigen, russisch an­ gehauchten Klängen zu lauschen. Die misstrauischen Bären und Wölfe dagegen hielten sich fern und ließen die Bullen in Ruhe. Raubtiere mögen keinen Blues.
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    In den Anfangsjahren des neuen Jahrtausends wurde am Hiidenvaara eine reguläre Volksschule eröffnet. Als Gebäude diente die zu eng gewordene ehemalige Kaser­ ne der Partisanenkompanie, wobei die Räume zuvor gründlich renoviert wurden. Für die Rekrutenausbil­ dung errichtete man ein neues Gebäude in Kalmonmäki. Die Schießbahn wurde in den Wald hinter dem Löytö-lampi-See verlegt.
    In der Schule unterrichteten zwei Grüne, ein Mann und eine Frau. Die Pastorin betrieb weiter ihre Sonn­ tagsschule und lehrte außerdem in der Oberstufe Religi­ on und Ethik. Die Kinder wurden nach den alten, be­ währten Prinzipien eines naturnahen Lebens erzogen.
    Gleich im ersten Jahr kamen fünfzig Kinder in die Schu­ le. Viele der Kleinen stammten aus Grünberg, die ande­ ren aus Ukonjärvi und Kalmonmäki sowie aus zwei neuen Dörfern namens Rajalampi und Sepänkylä.
    In dieser Zeit begannen die Einwohner, Ukonjärvi als eigenständige Gemeinde zu betrachten und zu bezeich­ nen. Zwar hatte der finnische Staat die neue, in der Wildnis entstandene Kommune noch nicht anerkannt, das jedoch kümmerte niemanden. Die Stiftung war ohnehin nicht daran interessiert, ihren Status offiziell zu ändern, denn das hätte jede Menge öffentlicher Ausga­ ben und diverse Steuern mit sich gebracht.
    Abends wurden die Räume der Schule für die Frei­ zeitbeschäftigung der Einwohner genutzt: Im Werkraum hobelten die Männer Skier und Fassstäbe, im Turnsaal standen Webstühle, an denen die Frauen Teppiche webten. Einmal in der Woche traf sich der gemischte Chor, ebenso der Färbzirkel, den die Grünen betrieben. Die Monatsversammlungen der Jagdgesellschaft wurden ebenfalls in der Schule abgehalten. Darüber hinaus gab es oft Abendveranstaltungen und Basare, zu denen sogar Leute von außerhalb kamen, und auch die Jah­ resversammlungen der Asser-Toropainen-Kirchenstif-tung wurden aus der Wohnstube des Pfarrhauses in die Schule verlegt, wo wesentlich mehr Platz war.
    Im Frühjahr 2006 wurden im Rahmen eines Schulab­ schlussfestes die Zeugnisse für die erste Klasse ausge­ geben. Man sang ein alt vertrautes kirchliches Sommer-lied unter Leitung des inzwischen hochbetagten Kantors Severi Horttanainen. Die Kinder führten rührend unge­ schickt ein Schauspiel mit dem Titel Die Trolle und Elfen vom Hiidenvaara auf der Bärenjagd auf. Anschließend fand die Jahresversammlung der Stiftung statt.
    Eemeli Toropainen leitete die Stiftung offiziell weiter­ hin allein, obwohl er in jedem Dorf ein Komitee gegrün­ det hatte, das sich um die örtlichen Belange kümmerte. Die jeweiligen Einwohner durften die Mitglieder der Komitees frei wählen. Die Vorsitzenden waren so etwas wie Dorfchefs, mit denen Eemeli die laufenden Angele­ genheiten der gesamten Gemeinde entschied. Einmal im Jahr traf man sich zu einer Versammlung, auf der jeder Einwohner der Gemeinde das Recht hatte zu reden. Die Verwaltungsstruktur war einfach und funktionierte wohl gerade deshalb problemlos.
    Nach Eröffnung der Versammlung ließ Eemeli Toro­ painen den ehemaligen Gehilfen Taneli Heikura, der mittlerweile knapp über dreißig war, zum Kommissar der Gemeinde ausrufen. Zum Arzt bestimmte er den ehemaligen Taxifahrer und Dichter Seppo Sorjonen, 45, der sich nach der Jahrtausendwende in Grünberg ange­ siedelt und der, wie allgemein bekannt war, eine münd­ liche Prüfung als Doktor abgelegt hatte.
    Die zur Feldpröbstin beförderte Tuirevi Hillikainen präsentierte der Versammlung die aktuellen Zahlen aus der Meldeliste: Die Einwohnerzahl der Gemeinde betrug
    3511. Auf dem Friedhof lagen 314 Tote, davon 11 Rus­ sen, 2 Zigeuner sowie 1 Somali.
    Diesmal war die Versammlung besonders bedeutsam. Der Stiftung waren zahlreiche testamentarische Schen­ kungen gemacht worden, und auch sonst verfügte sie über reichliche finanzielle Mittel. Am Ukonjärvi hatten sich viele Leute aus der Umgebung niedergelassen, weil die Stiftung ihnen auch in schwierigen Zeiten ihre Exis­ tenz sichern konnte, und als sie gekommen waren, hatten sie ihr Vermögen mitgebracht. Da die finanzielle Situation also zufrieden stellend war, hatte Eemeli Toro­ painen beschlossen, weitere ausgedehnte Ländereien hinzuzukaufen, wovon er jetzt der Versammlung berich­ tete. Ihm

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