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Nördlich des Weltuntergangs

Titel: Nördlich des Weltuntergangs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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Strom erzeugt wurde. Man benutzte keinen Traktor, keinen einzigen benzinbe­ triebenen Motor. Kunstdünger wurde nicht eingesetzt, sondern man streute Viehdung auf die Felder. Transpor­ te wurden mit Pferden durchgeführt, die Pflüge wurden von Ochsen gezogen.
    »Diese Papiere geben keinen Anlass, Maßnahmen zu ergreifen«, erklärte Eemeli und beendete damit die Ver­ sammlung.
    Als sich der Festsaal der Schule geleert hatte, trat Eemeli zu dem Berater. Der stopfte frustriert die Frage­ bögen in seine Aktentasche und schloss den Laptop.
    Eemeli erzählte ihm, dass seine Leute auf den neuen Flächen nahe der Russenhalbinsel gleich am nächsten Morgen Wald roden und Felder anlegen wollten. Der Berater dürfe gern mitkommen und verfolgen, wie man das in diesen Tagen mache.
    »Einen Traktor zu benutzen ist hoffnungslos veraltet und viel zu teuer. Außerdem gibt es sowieso kaum noch Treibstoff«, erklärte Eemeli.
    Der Berater bestätigte, dass Treibstoff Mangelware war. Er war mit dem Fahrrad von Sotkamo nach Ukon­ järvi gekommen, da er nicht genug Geld hatte, das Moped zu benutzen.
    »Aber von Amts wegen bin ich gezwungen, die Dörfer abzuklappern und diese Listen zu verteilen. Wenn ich doch nur schon Rente bekäme«, seufzte der fünfund­ zwanzigjährige Berater deprimiert.
    Früh am Morgen machte man sich mit drei Ochsen­ paaren auf den Weg zu dem Rodeland am Laakajärvi nahe der Russenhalbinsel. Sechs Zugtiere mit je fünf­ hundert Kilo Gewicht zogen die stabilen Wagen, die mit Pflügen, einem Bagger zum Gräbenziehen, Haken für die Baumstümpfe, Spaten und Äxten beladen waren. Dut­ zende von Arbeitern fuhren außerdem mit. Die Entfer­ nung betrug etwa anderthalb Kilometer. Am Ziel ange­ kommen, wurden zunächst die Ochsen an den See getrieben, damit sie saufen und auf den Uferwiesen Gras fressen konnten. Dann begannen die Männer, Bäume zu fällen. Die Ochsen wurden paarweise vor die Arbeitsma­ schinen gespannt, zwei zogen den Bagger, zwei die Haken, mit denen die größten Baumstümpfe ausgeris­ sen und die Steine weggeräumt wurden, das letzte Paar zog den Pflug.
    Eemeli Toropainen und der Berater blieben mit dem Proviant auf der Uferwiese zurück, um den Beginn der Arbeiten zu verfolgen. Es war ein warmer Sommertag, die Bremsen summten, das Wasser des Sees plätscherte angenehm beruhigend am schilfbewachsenen Ufer. Eemeli beteiligte sich nicht an den schweren Rodungs­ arbeiten, seine Herzkrankheit ließ es nicht zu. Er bot dem Berater aus dem mitgebrachten Fass kaltes Haus­ bier an.
    Der Berater staunte über das Tempo und die Intensi­ tät der Arbeit: Der Wald fiel, der Bagger schaufelte eine Furche frei, die Arbeiter verlegten darin ein aus Brettern gefertigtes Drainagerohr und deckten es mit Erde ab.
    Der Ödwald wich zurück und schuf Platz für das Feld. Mithilfe der Ochsen brachen selbst die dicksten Wurzeln knackend aus dem Erdreich, und auch die schwersten Wackersteine wurden ruckzuck aus der festen Um­ klammerung der Erde gelöst.
    Am anderen Ende wurde der Boden mit dem zwei­ scharigen Pflug aufgebrochen. Dabei wurden riesige Brocken herausgeschnitten, die erst auf die Seite und dann, unter dem Druck der Pflugschare, auf den Rü­ cken kippten, wobei sie Reiser und kleine Steine unter sich begruben. Fruchtbares Erdreich wurde sichtbar, reicher Ackerboden, den man noch im selben Sommer würde eggen können, um darauf kostbares Brotgetreide anzubauen.
    Eemeli Toropainen betonte, dass zwei Ochsen beim Pflügen gut und gern einen Traktor mit Allradantrieb ersetzten. Das Tempo war nicht atemberaubend, viel­ leicht drei, vier Stundenkilometer, aber es ging ohne Störungen voran. Man brauchte keinen teuren Treibstoff und keine Ersatzteile. Keine Hafermotoren blieben plötz­ lich stehen, sondern die Ochsen zogen den Pflug stun­ denlang, ohne zu tanken. Und wenn es Zeit zum Fressen war, suchten sie sich selbst ihre Nahrung auf der Wiese und tranken vom klaren Wasser des Sees.
    Der Arzt Seppo Sorjonen erschien und brachte einen Medikamentenkoffer und die notwendigsten Geräte für die erste Hilfe mit. Bei Rodungsarbeiten konnte es zu Unfällen kommen.
    »Na, was sagt der Berater? Ist die Arbeit nicht präch­ tig anzuschauen?«, fragte Sorjonen.
    Berater Pärssinen gab zu, dass sich für diese Arbeit Ochsen besser eigneten als Pferde, und, in diesen Zei­ ten, natürlich besser als Traktoren.
    Sorjonen fing an, die Ochsen zu rühmen. Er erklärte, dass ein Traktor mit Allradantrieb viel

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