Nördlich des Weltuntergangs
eine gottgefälligere Gemeinschaft.
Den ganzen Vormittag wurde über das Problem hin-und herdiskutiert. Schließlich hatte Eemeli Toropainen das Gezänk satt. Er sagte dem Bischof, dass er seinet wegen die Kirche und den Friedhof zehnmal weihen könne, wenn ihm so viel daran liege.
»Es ist bestimmt egal, wie oft eine Kirche oder ein Friedhof gesegnet wird, oder? Gott nimmt zusätzliche Rituale wohl nicht übel, Tuirevi?«
Die Pastorin wurde wütend.
»Du, Eemeli, solltest dich lieber um die Segnung dei nes eigenen Familienstandes kümmern und dich nicht in die theologischen Meinungsverschiedenheiten von Pastoren und Bischöfen einmischen.«
Der Assessor legte Eemeli Toropainen ein paar Ur kunden vor, die bestätigten, dass die Gemeinde von Ukonjärvi in die finnische Kirche aufgenommen worden war. Eemeli unterschrieb die Papiere und meinte – offensichtlich verschreckt –, dass er nichts dagegen habe, sich sofort trauen zu lassen, falls das Tuirevi Hillikainen besänftigen werde. Die Pastorin holte umge hend Taina Korolainen herbei. Die beiden mussten sich nebeneinander ins Wohnzimmer stellen, Hillikainen trat vor sie hin und wurde amtlich:
»Vor dem Angesicht des allmächtigen Gottes und in Anwesenheit dieser Zeugen frage ich dich, Eemeli Toro painen: Willst du Taina Korolainen als deine Ehefrau lieben und ehren, in guten wie in schlechten Zeiten?«
Eemeli blieb nichts anderes übrig, als Ja zu sagen. Auch Taina sagte Ja. Damit war alles klar. Tuirevi Hil
likainen erklärte die ehemalige Zugreinigungschefin Taina Korolainen und den Direktor der Asser-Toropainen-Stiftung, Eemeli Toropainen, zu Mann und Frau. Eine Urkunde wurde angefertigt, als Zeugen der Eheschließung unterschrieben Julius Ryteikköinen, der Bischof von Kuopio, und Assessor K. Henriksson vom Domkapitel.
Nun war Eile geboten. Eine Hochzeitsfeier musste ar rangiert werden. Taina rief die Dienstmädchen zusam men und verteilte die Aufgaben. Tuirevi Hillikainen benachrichtigte den Organisten und den Küster. Die Kirche musste geschmückt, die Hochzeitsgäste eingela den werden und so weiter. Eemeli holte die Karaffe aus dem Vorratsschrank und goss dem Bischof, dem Asses sor und sich selbst einen tüchtigen Schluck daraus ein.
»Hier in Ukonjärvi scheint alles blitzschnell zu gehen, wenn es darauf ankommt«, sprach der Bischof lobend und erhob sein Glas.
Kurz darauf konnte Eemeli durch das Fenster auf der Hofseite beobachten, wie zwei Pferde aus dem Stall geführt und jeweils vor einen Schlitten gespannt wur den. Mit dem einen fuhr jemand nach Kalmonmäki, wahrscheinlich, um eine Köchin zu holen. Die Braut selbst setzte sich in den anderen Schlitten, sie knallte mit der Peitsche und sauste in Richtung Hiidenvaara davon. Eemeli vermutete, dass sie dort ein paar Frauen bitten wollte, bei den Vorbereitungen zu helfen. Sicher würde auch Henna dabei sein.
Bald setzte hastiges Leben und Treiben ein. Die Kö chin kommandierte die Gehilfinnen herum, der Back ofen glühte, die Frauen und Mädchen rannten zwischen Keller und Festsaal hin und her. Bierfässer wurden herbeigerollt, die Verwalterin des Schnapskellers bekam eine größere Bestellung als üblich. Weiße Leinentücher wurden über die Tische gebreitet, Schinken, Braten, Fisch und diverse Beilagen aufgetragen. Auf dem ver schneiten Hof wurden Teerfackeln angezündet, die Kirche wurde geschmückt.
Der Bischof, mit dem Schnapsglas vor sich, verfolgte das Ganze mit staunenden Blicken. Er hatte es nicht für möglich gehalten, dass noch am selben Tag die Hoch zeitsfeier stattfinden sollte. Dem guten Eemeli machte dieses Tempo ein wenig Angst. Er hatte in aller Ruhe seit fünfzehn Jahren mit Taina Korolainen zusammenge lebt, und nun musste an einem einzigen Tag die ganze stabile Beziehung über den Haufen geworfen und in Windeseile Hochzeit gefeiert werden. Eemeli zog sich mit dem Bischof und dem Assessor ins Hinterzimmer zu rück, wo sie sich die Zeit mit der Schnapskaraffe ver trieben.
Gegen Abend wurden sie abgeholt und in die Kirche geführt, wo Tuirevi Hillikainen einen Dankgottesdienst anlässlich der am Tag vollzogenen Trauung abhielt. Auch der Bischof sprach ein paar fromme Worte. Orga nist Horttanainen ließ das Instrument dröhnen.
Anschließend schritt das Hochzeitspaar Arm in Arm ins Pfarrhaus zur Feier. Die Gäste brachten draußen im klirrenden Frost ein Hurra auf Taina und Eemeli aus, die endlich in den Ehestand getreten waren. Die
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