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Nördlich von Nirgendwo – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Nördlich von Nirgendwo – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Titel: Nördlich von Nirgendwo – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Hamilton
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Street, hatte der Chief gesagt. Sein Büro mußte direkt hier in der Stadt sein, da die Ashmun Street senkrecht zum Fluß verläuft, durch das hindurch, was hier als Geschäftsviertel gilt, und dann den alten Kanal des Elektrizitätswerks überquert. Es konnte nicht allzu schwer sein, es zu finden. Verdammt noch mal, schließlich war es die einzige Privatdetektei in diesem Teil des Staates, geschweige denn in dieser Straße.
    Ich begann an der Kreuzung mit der Portage Street und arbeitete mich von da nach Süden vor. An beiden Seiten der Straße lagen Andenkenläden, wo man Postkarten kaufen konnte, nachgemachten indianischen Kopfputz und vor allem die kleinen Erzfrachter-Modelle, mit »Sault Ste. Marie, Michigan« auf die Bordwand graviert. Dahinter lag auf der einen Seite eine Eisdiele, auf der anderen eine Buchhandlung, danach ein weiterer Andenkenladen, der sich auf Kristallschmuck und die kleinen Keramikfiguren spezialisiert hatte, die die Leute sammeln. Ein Restaurant, noch ein Andenkenladen, dann überquerte man die Spruce Street. Langsam mußte es warm werden, denn hier machte man schon die ernsteren Geschäfte. Ein dreistöckiges Bankgebäude auf der einen, ein Wirtschaftsprüfer auf der anderen Seite, dann ein Reisebüro und daneben ein Laden, der einem in vierundzwanzig Stunden ein Geschäftsschild anfertigte.
    Fast wäre ich an Leons Tür vorübergegangen. Sie lag zwischen dem Schilderladen und einer Kraftfahrzeugversicherung. Die Inschrift auf der Tür lautete »Prudell Ermittlungen. Erster Stock«.
    Ich öffnete die Tür und ging eine schmale Treppe hoch. Oben lag ein kleiner Flur mit zwei verschiedenen Büros, die unbenutzt wirkten. Dann stand ich vor der letzten Tür und sah durch die Glasscheibe auf meinen alten Partner Leon Prudell. Er saß am Schreibtisch und starrte aus dem Fenster auf die Straße hinunter. Er war noch ganz der alte, den ich kannte, fünfzig Pfund zu schwer und mit diesem Haar, so rot, daß es schon orange war, und das nach allen Seiten abstand. Er trug diesmal nicht sein übliches Flanellhemd und auch nicht seine Jagdstiefel. Er trug in der Tat ein weißes Hemd mit Schlips. Ich stand eine Zeitlang da und beobachtete ihn und dachte an den Abend, an dem er nach Paradise gekommen war und im Glasgow Inn auf mich gewartet und sich mit Jackys Whiskey Mut angetrunken hatte, um sich mit mir auf dem Parkplatz zu prügeln.
    Ich hatte ihm den Job weggenommen – so glaubte er wenigstens. Er hatte ein paar Dinge für Lane Uttley erledigt, einen Rechtsanwalt hier in der Stadt. Lane hatte rausgekriegt, daß ich mal Polizist gewesen war und immer noch eine Kugel in der Brust stecken hatte. Er war zu mir gekommen und hatte mich beschwatzt, es als Privatdetektiv zu versuchen. Ich war blöd genug, das tatsächlich zu tun, gerade lang genug, daß einige wahrhaft gräßliche Dinge passieren konnten. Leon war da auf einmal überzählig und draußen gewesen. Bis zum heutigen Tage, da ich vor seiner Bürotür stand und ihn hinter seinem Schreibtisch beobachtete, wußte er immer noch nicht, welchen Riesengefallen ich ihm damit erwiesen hatte.
    Danach war Privatdetektiv so ziemlich das Allerletzte, was ich auf der Welt sein wollte – beziehungsweise noch schlimmer: Privatdetektiv und Leons Partner. Aber er wollte mein Nein einfach nicht akzeptieren. Er fing an, sich als mein Partner aufzuführen, und verdammt noch mal, er hat mir einige Male ganz schön aus der Klemme geholfen. Er hat mir sogar das Leben gerettet. Da habe ich dann gesagt, okay, ich werde dein Partner. Dein stiller Partner. Dein gelegentlicher, dein ruf-mich-an-wenn-du-mich-wirklich-brauchst-Partner. Er hatte mir dann noch einmal aus der Klemme geholfen, aber dieses Mal hatte ich mir überlegt, es sei an der Zeit für mich, Klemmen grundsätzlich zu meiden. Ich bat ihn, meinen Namen aus der Firma zu streichen, auch von der Website, die er eingerichtet hatte. Keine Prudell-MacKnight Ermittlungen mehr. Keine Geschäftskarten mehr, auf der zwei Pistolen aufeinander gerichtet waren. Seitdem hatte ich ihn nicht mehr oft gesprochen. Ich konnte nicht verhindern, daß ich mich ihm gegenüber ein wenig schuldig fühlte.
    Es bedarf keines großen Aufwands, um im Staat Michigan Privatdetektiv zu werden. Man braucht nur drei Jahre als Polizist gearbeitet zu haben oder einen Collegeabschluß in Strafrecht. Leon hatte den Weg übers College gewählt, direkt hier in der Stadt, am Lake Superior State College. Danach wäre er allerdings besser

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