Nördlich von Nirgendwo – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)
von den Scheinwerfern des Feuerwehrautos. Sieben oder acht weitere Fahrzeuge standen in der Gegend herum. Einer der Männer wandte sich zu mir um, als ich ausstieg. Er hatte seine Gummistiefel an, seinen Feuerwehrhelm, aber keine Jacke.
Flammen. Überall Flammen, orange, gelb und blau.
»Mr. McKnight«, sagte er.
Ich hörte ihn nicht. Ich ging an ihm vorbei auf die Hütte zu. Ich ging so nahe heran, daß ich die Hitze auf meinem Gesicht spüren konnte.
»Mr. McKnight! Treten Sie zurück!«
Ich fühlte, wie ich zurückgerissen wurde. Ich starrte weiter in die Flammen. Das war meines Vaters Meisterwerk, die beste Sache, die er je gebaut hatte, und die letzte.
Sie verbrannte vor meinen Augen.
Drei Stunden vergingen. Es war lange nach Mitternacht, als die Feuerwehrleute abzogen. Sie wollten keine Glut zurücklassen, nicht mit so viel trockenem Gebüsch in der Umgebung. »Das letzte, was wir wollen, ist ein Waldbrand«, sagte der Mann. »Haben Sie irgendeine Idee, wie das passiert sein kann?«
Ich hatte ihm nichts zu sagen. Ich stand nur da und sah den Männern zu, wie sie die Ruine der Hütte mit feinen Wasserschleiern tränkten, hin und her, hin und her. Das Wasser hatte die Luft gesättigt und schlug sich auf meinem Gesicht nieder, aber ich wischte es nicht ab. Ich ballte meine Hände zu Fäusten, löste sie dann wieder, um sie erneut zu ballen, wieder und wieder.
»Das ist sehr schnell gegangen, Mr. McKnight. Fassen Sie nichts an, bis der Brandexperte da war.«
»Das werde ich nicht tun«, sagte ich.
»Wir kommen morgen wieder, um sicherzugehen, daß nichts mehr raucht.«
»Okay.«
»Wir haben unser Bestes getan.«
»Das weiß ich. Vielen Dank.«
Als sie gegangen waren, waren nur noch ich und ein Haufen schwarzen Schutts da. Der Kamin stand noch, der Kamin, den mein Vater mit seinen Händen gebaut hatte, Stein für Stein. Er stand nun einsam auf der Lichtung und wirkte seltsam fehl am Platze.
Ich weiß nicht, wie lange ich da gewartet habe oder worauf ich vielleicht gewartet habe. Ich wollte nicht Abschied nehmen. Ich konnte nicht weggehen.
Schließlich ging ich doch. Ich fuhr den Wagen zu meiner Hütte zurück, ging nach drinnen und setzte mich in einen Sessel. Ich starrte auf den Fußboden, bis das Telefon klingelte. Ich sah auf die Uhr. Es war 1.42 Uhr.
»McKnight«, sagte die Stimme.
»Ich bringe Sie um«, sagte ich.
»Seien Sie Ihren Träumen treu, das hält Sie jung.«
»Ich schwöre Ihnen, Blondie, ich werde Sie umbringen.«
»Ja, das hatten wir schon. Habe ich mich jetzt klar ausgedrückt? Laßt ihr Jungs das Zeug nun rüberwachsen oder nicht?«
»Da ist nichts zum Rüberwachsenlassen, Sie dämlicher Scheißer. Ich hatte nichts mit dem Raub zu tun, das zunächst mal. Und selbst wenn ich damit zu tun hätte, im Safe waren Dreißigtausend, und kein Cent mehr.«
»Ich weiß, wer Vargas ist. Und ich weiß, was er so am Laufen hat. Das ist der einzige Grund, warum ich eingestiegen bin. Das ist jetzt wohl die gerechte Strafe dafür, daß ich mich mit Amateuren eingelassen habe, wie? Einmal und nie wieder, was? Daß Seanie seinen Anteil aufgegeben hat, war so was wie ein erster Hinweis, wenn Sie wissen, was ich meine. Er hat ihn aufgegeben, weil er wußte, daß es sehr viel mehr gab. Scheiße, er hätte das Geld sogar am eigenen Körper verstecken können, bei dem Riesensack, den er getragen hat. Hätte er mehr Mumm für haben müssen, als ich ihm zugetraut hätte, aber bitte, warum nicht. Vielleicht hat er es so gemacht. Als Ihre andern drei Freunde verhaftet wurden, da kam sozusagen alles zusammen, klar? Als ich rausgekriegt hatte, wer Sie waren, dieser geheimnisvolle Gast, der eigentlich gar nicht da sein durfte, machte alles plötzlich Sinn. Ich weiß alles über Sie, McKnight. Ich habe gedacht, Sie sind verdammt cool, als ich Ihnen die Pistole gegen den Schädel preßte. Jetzt weiß ich, wieso. Sie haben gewußt, um was es in dieser Nacht ging. Sie haben von Anfang an mit dringesteckt.«
»Sie sind auf dem völlig falschen Dampfer, Blondie. Alles, was Sie gesagt haben, ist totaler Quatsch.«
»Was ich zur Zeit wirklich von Ihnen erwarte, ist, daß Sie endlich was kapieren. Sie sollten kapieren, womit Sie es hier zu tun haben, klar?«
»Ich weiß, was Sie sind, Blondie. Glauben Sie mir, da habe ich viel Bessere gesehen. Eine Hütte abfackeln, mein Gott, das ist doch Hühnerkacke, das ist Ihnen doch wohl klar? Warum kommen Sie nicht rüber und reden mit mir, wenn Sie mir ins
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