Nördlich von Nirgendwo – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)
so wirkte, als stünde er schon dreißig Jahre dort, und alles schimmerte im Mondlicht wie eine Szene aus einem Schwarzweißfilm. Ich bring dich um, Bennett, sagte ich zu mir. Wenn du nicht schon tot bist.
Ich stieg über einige Zementstufen auf die Laderampe. Es gab zwei große Rolltore, die ich gar nicht erst probieren wollte. Daneben war eine normale Metalltür. Ich stand einen Moment lang da und überlegte, wie ich die Sache angehen sollte. Ich hätte Bennetts Namen brüllen können, aber ich wollte niemanden erschrecken, falls sie gerade mitten in einer Sache drin waren.
Also, dachte ich, geh leise rein. Wenn du gewahr wirst, daß drinnen etwas vor sich geht, dann tu, was du zu tun hast. Wenn du nichts siehst, kannst du immer noch ein paar Namen rufen.
Die Tür stand einen Spalt offen. Es gab ein fürchterliches metallisches Kreischen, als ich sie aufstieß.
Drinnen war es dunkel.
Okay, es war an der Zeit, Laut zu geben. »Bennett!«
Die Explosion eines Schusses zerriß alles. Ich fiel zu Boden. Dann war plötzlich alles nur noch Lärm und Schmerz und Angst, als eine weitere Explosion die Wand hinter mir zu treffen schien, dann noch eine. Dann fiel eine schwere Last auf meinen Rücken, und ich dachte, das ist es. Ich bin auf der Stelle tot.
»Ich bin es!« schrie ich. »Hier ist Alex!«
Es wurde still, zumindest gab es keine weiteren Schüsse mehr. Mit den Resonanzen in meinen Ohren konnte ich meinen, daß es für mich nie wieder wahre Stille geben würde. Die Last auf meinem Rücken preßte mich zu Boden.
Endlich eine Stimme: »Alex? Bist du das?«
»Ja!«
»Alles in Ordnung?«
»Holt mich hier raus!«
Ich hörte Schritte, und dann wurde das Gewicht von meinem Rücken gehoben, was zum Teufel es auch sein mochte. Starke Arme packten mich an den Schultern und zogen mich in eine Sitzposition. »Alex, mein Gott«, sagte jemand.
Ein Licht erstrahlte und blendete mich. »Oh Scheiße. Seht ihn euch mal an!«
»Sagt mir vielleicht einer mal, was hier verdammt noch mal vor sich geht?« sagte ich. »Ihr hättet mir fast den Schädel weggepustet.«
Das Licht blendete mich immer noch.
»Und könntet ihr mal den dämlichen Scheinwerfer von meinem Gesicht nehmen?«
Als ich wieder etwas erkennen konnte, sah ich, daß Bennett die Stablampe hielt. Die andere Hand umklammerte den langen Schaft einer Jagdrifle. Ham stand neben ihm, mit einer weiteren Stablampe und einer weiteren Rifle. Jackie und Gill flankierten sie, jeder mit einer weiteren Rifle. Jackies kannte ich, eine alte Winchester mit Spezialabzug, die bei ihm immer rumgelegen hatte. Sie war seit Jahren nicht mehr abgefeuert worden.
Ich rang nach Luft. »Nun redet schon«, sagte ich.
»Die Tür ist auf Sie draufgefallen«, sagte Bennett.
»Was wollt ihr hier?«
»Wir haben sie aus den Angeln geschossen. Sie wiegt bestimmt nen Zentner.«
»Was wollt ihr hier?«
»Ham, heb ihn vom Boden auf.« Sein Sohn versuchte mich aufzurichten. Ich stieß ihn beiseite und stand ohne Hilfe auf.
»Wie haben Sie uns gefunden?« fragte Bennett.
»Ganz einfach, ich bin den idiotischen Spuren gefolgt. Erzählt ihr mir jetzt vielleicht einmal, was hier vor sich geht?«
»Wir wollten hier an sich Blondie treffen. Er hätte schon vor einer Stunde hier sein müssen.«
»Und ihr habt hier mit euren Scheißjagdgewehren gesessen? Habt drauf gewartet, ihn abzuknallen? Guckt euch doch selber mal an!«
»Was hätten wir sonst tun sollen? Er hat das doch alles ausgelöst.«
»Jackie«, sagte ich und sah ihm in die Augen. »Guck dich doch mal an. Und Sie auch, Gill.«
»Du solltest doch gar nicht hier sein«, sagte Jackie. »Das ist nicht dein Problem. Wieso bist du überhaupt hier?«
»Hör mit dem Scheiß auf, okay? Du willst mich da raushalten, seit der ganze Mist angefangen hat. Und ich hoffe nur, du hast diese alte Flinte wenigstens gereinigt, um Himmels willen. Ich bin überrascht, daß sie dir nicht in den Händen explodiert ist.«
»Ich wollte Sie ja anrufen«, sagte Bennett. »Jackie hat dafür gesorgt, daß ich es nicht getan habe. Er macht sich doch nur Sorgen um Sie.«
»Und wieso wollten Sie mich anrufen, Bennett? Damit ich euer Aufgebot an Hilfssheriffs verstärkt hätte? Habt ihr wirklich geglaubt, er fällt darauf rein? Warum habt ihr ihn nicht gleich auf den Schießstand bestellt? Hier, stellen Sie sich doch bitte da hin, da, vor die Zielscheibe? Für wie blöd haltet ihr diesen Typen?«
»Alex, das war seine Idee.«
»Wovon reden Sie?«
»Er hat den
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