Nördlich von Nirgendwo – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)
den die nicht auf Anhieb erkennen würden, stimmt’s?«
Ich dachte darüber nach. »Da hast du allerdings recht. Blondie hat uns alle vier in Vargas’ Haus gesehen, und Ham hat er gesehen, als er in O’Dells Kneipe aufgekreuzt ist.«
»Und außerdem bin ich dein Partner.«
»Jetzt nicht mehr. Und ich war es, der die Partnerschaft aufgekündigt hat.«
»Schon. Aber ich nicht.«
Ich wandte den Kopf zu ihm hin. Da saß mein Partner, Leon, im matten Widerschein des Armaturenbretts. »Du zeigst mir das sehr eindrücklich«, sagte ich. »Und nicht zum erstenmal.«
»Ziehen wir es durch«, sagte er. »Da ist die Marina.«
Wir fuhren auf den Parkplatz. Etwa ein Dutzend Fahrzeuge parkte dort. Wir hielten direkt am Zaun. Das ganze Gelände war hell erleuchtet, was seinen guten Grund hatte, wenn man dachte, wieviel Geld da schwamm.
»Ich sehe niemanden am Eingangstor«, sagte er.
»Dann wollen wir hoffen, daß es offen ist.«
Wir stiegen aus und gingen zum Tor. Als ich es anstieß, schwang es offen.
»Schwein gehabt«, sagte Leon.
Darauf eine Stimme hinter uns: »Gentlemen.« Ein Mann kam aus dem kleinen Schuppen des Hafenmeisters und holte uns rasch ein. »Kann ich Ihnen helfen?«
»Wir sind mit Win Vargas an seinem Boot verabredet«, sagte ich. »wir wollen zusammen fischen.«
»Jeder Besucher zwischen neun Uhr abends und sieben Uhr morgens muß auf einer Liste stehen. Für Vargas steht da niemand.«
»Nein, nicht schon wieder«, sagte ich. »Win ist wirklich ein Idiot. Können Sie das begreifen?«
»Er ist so ein Idiot«, sagte Leon.
Der Mann fiel auf die Nummer nicht rein. Er hatte etwas von einem Ex-Militär und generell scharfem Hund an sich, der sich Punkt für Punkt an die Vorschriften hielt. »Sie stehen nicht auf der Liste«, sagte er. »Sie müssen leider warten, bis Mr. Vargas eintrifft. Wann hat er gesagt, daß er hier sein will?«
Da fiel mir etwas ein. Als ich das letzte Mal hier gewesen war, um Vargas auf seinem Boot zu treffen, hatte ich mit einer Frau gesprochen, die recht farbige Dinge über ihren Computer vom Stapel gelassen hatte und über den Mann, der die Reparatur nicht bezahlen wollte. Ich hoffte, daß das der Mann war.
»Eigentlich jede Minute«, sagte ich. »Hey, da fällt mir ein, vor ein paar Tagen habe ich mit Ihrer Frau gesprochen. Sie hat gesagt, Sie hätten Probleme mit dem Computer.«
»Ja. Und?«
»Mein Freund und ich würden uns das Gerät nur zu gern mal anschauen. Sie wissen doch, wie teuer Reparaturen sein können.« Ich war mir nicht sicher, was wir im Falle eines Falles mit dem Computer machen würden – vielleicht konnte Leon etwas daran herumfummeln. Es war das einzige, was mir einfiel, um die Gunst des Typen zu gewinnen.
»Zu spät, schon repariert. Aber ich weiß Ihre Hilfsbereitschaft zu schätzen.«
»Beim nächsten Mal rufen Sie uns einfach nur an.«
»Das werde ich«, sagte er. »Hier, Sie können gerne drinnen warten, bis Vargas kommt.«
»Das ist schon in Ordnung«, sagte ich. »Wir warten im Laster. Das gibt uns in einem Gelegenheit, unser Angelzeug fertig zu machen.«
»Ich habe frischen Kaffee da drinnen. Der hilft, Sie wachzukriegen. Vor allem Sie, Sir«, sagte er und betrachtete mein Gesicht, »Sie wirken so, als könnten Sie so etwas gut vertragen.«
»Nein, auf jeden Fall vielen Dank«, sagte ich, »wir warten draußen.«
»Ganz wie Sie wollen«, sagte er. »Aber machen Sie mir keine Vorwürfe, wenn Sie wieder einschlafen.«
Wir gingen zum Lastwagen zurück und stiegen ein.
»Was jetzt?«
»Oben auf dem Zaun ist Rasierklingendraht. Da klettern wir nicht drüber.«
»Wir könnten ihn schmieren. Wie hast du das noch mal genannt? Ihm einen Franklin zuschieben?«
»Ich glaube nicht, daß er ihn nimmt. Er sieht zu ehrlich aus.«
»Wir brauchen das Boot, Leon. Was sollen wir machen?«
»Versuchen wir das mit dem Franklin. Wenn das nicht wirkt, müssen wir irgendwo ein kleines Boot auftreiben und es vom Fluß aus versuchen.«
Wir stiegen aus und gingen wieder zum Eingangstor. »Du hast doch eine Hundertdollarnote, oder?« fragte ich.
»Nein, ich dachte, du hättest eine.«
»Scheiße.« Ich nahm die Brieftasche heraus und begann, Zwanzigernoten abzuzählen.
»Alex …«
»Sechzig, achtzig. Ich habe nur achtzig.«
»Alex …«
»Ja?«
»Sei still«, flüsterte er.
Ich blickte auf und sah, wie er neben dem Schuppen stand. Er winkte mich zu dem kleinen Fenster. Als ich nach drinnen linste, sah ich unseren Mann mit dem Kopf auf
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