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Nörgeln!: Des Deutschen größte Lust (German Edition)

Nörgeln!: Des Deutschen größte Lust (German Edition)

Titel: Nörgeln!: Des Deutschen größte Lust (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric T. Hansen
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nur nörgeltheoretisch, sondern auch ganz konkret: Ich hörte sie gemeinsam murren und knurren, bis eine der Freundinnen fragte: »Wann ist eigentlich das Essen fertig?« Kurz darauf hörte ich das Geschirr und Besteck klappern und wusste, dass meine Freundin den Tisch deckte.
    »Die Quiche ist fertig!«, rief Karen.
    Danach kamen keine verwertbaren Nörgeleien mehr.
    Allerdings brauchte ich auch nichts mehr hören, denn mir war irgendwo mittendrin etwas Rätselhaftes aufgefallen, etwas, was meine Freundin geäußert hatte. Sie tuschelten über allerlei, was ich nicht genau verstand, dann flüsterte sie: »… Nörgel-Experiment … Eric darf das nicht wissen … Tagebuch …« Dann vernahm ich gar nichts mehr. Irgendwas war runtergefallen.
    Nörgel-Experiment? Davon hörte ich zum ersten Mal.
    Bevor sie wieder nach Hause kam, durchsuchte ich ihr Zimmer. Und tatsächlich, ich fand ein Heft und darin ein paar Seiten vollgekritzelt mit persönlichen, erstaunlichen Notizen. Die will ich Ihnen nicht vorenthalten.
    Das Papier duftete übrigens dezent nach Quiche Lorraine.

14 ½. Meine geheime Nörgel-Diät
    Tagebuch eines gewissenlosen Experiments
    Er glaubt, ich kriege es nicht mit, aber Eric schreibt ein Buch übers Nörgeln. Ich höre ja seine ständigen Telefoninterviews mit Psychologen und solchen Leuten. Der Mann scheint Nörgeln für einen unersetzlichen Bestandteil menschlichen Miteinanders zu halten. Das macht mir schon ein bisschen Sorgen, und ich frage mich: Wie steht es mit mir? Ich will wissen, wie es sich ohne lebt. Ich habe mich entschlossen, ein Experiment zu machen, ohne ihm davon zu erzählen: Ich will mich zwei Wochen lang nicht beschweren, über nichts, bei niemandem. Egal, wie sehr ich provoziert werde.

Tag 1
    Langweilig! Es ist verdammt langweilig, wenn man sich nicht über irgendwas beschweren kann. Eine anständige Beschwerde ist manchmal das einzig Aufregende am ganzen Tag. Da kommen immerhin echte Gefühle ins Spiel: Frust, Wut, Zorn, verletzter Stolz. Was gibt’s sonst? Ein Einkauf bei Aldi? Ein Spaziergang im Park? Drei Stunden CSI hintereinander? Alles nicht halb so aufregend. Wo bleiben die großen Gefühle?

Tag 2
    Nur weil ich aufgehört habe zu nörgeln, heißt das nicht, dass er aufhört.

Tag 3
    Heute Morgen sah das Waschbecken mal wieder aus wie Sau. Voller Bartstoppeln, der Spiegel mit Zahnpasta verziert. Wie oft habe ich ihn gebeten, hinterher sauberzumachen? Ich putze es nicht mehr, weil ich keinen Bock habe, immer die Einzige zu sein, die das tut.
    So langsam sehe ich auch die Nachteile: Seit drei Tagen stelle ich keine Forderungen mehr, jedenfalls nicht an ihn. So war das nicht geplant. Zwar nutzt es nix, wenn ich ihn darauf hinweise, dass er auch mal aufwischen könne, doch normalerweise sage ich es trotzdem. Irgendwie hat es sich über die Jahre so eingeschlichen, dass Eric jede Forderung als eine Nörgelei versteht. Selbst wenn ich um etwas bitte, das eigentlich vereinbart war. Ich sage höflichst: »Könntest du vielleicht mal den Müll rausbringen?« Er hört: »Versager! Elender! Kannst du nicht mal ein einziges Versprechen einhalten?« Also halte ich meinen Mund. Warten wir’s ab. Vielleicht fällt es ihm ja doch noch auf, die Sache mit dem Waschbecken. Er ist ein Mann, aber er ist nicht blind.

Tag 4
    Das war jetzt eine Überraschung. Heute habe ich gemerkt, wie schwer es ist, sich zu ärgern, wenn man sich nicht beschweren kann. Ich dachte immer, man beschwert sich, weil man sich eben ärgert, dass der Ärger zuerst kommt und danach die Beschwerde. Heute früh war es genau umgekehrt.
    Ich schlurfte schlaftrunken in die Küche und die Milch war alle. Normalerweise würde ich jetzt in Erics Zimmer stürmen, wo er am Computer sitzt, neben sich seine riesige Tasse Milchkaffee, den er mit der letzten Milch im Haus fabriziert hat, obwohl er doch genau weiß, dass ich es ohne meinen Milchkaffee nicht mal unter die Dusche schaffe, und ihn anschnauze, warum er mir nicht wenigstens einen Teelöffel Milch übrig gelassen hat. Heute dachte ich: war bestimmt ein Versehen von ihm. Also warf ich mir irgendwas über und ging ungeduscht und ungeschminkt zum Laden und holte mir Milch. Das hatte ich noch nie getan.
    Dafür durfte ich mich über Erics Gesichtsausdruck amüsieren – er schlich den ganzen Vormittag auf Zehenspitzen herum, und als ich immer noch nicht wegen der Milch explodieren wollte, wusste er gar nicht, was er tun sollte.

Tag 5
    Vor allem in größerer

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