Nomadentochter
Schreiben beigebracht, aber meinen Namen bekomme ich korrekt hin.
Sein Hals wurde ganz rot, und er sagte: »Nein, diese Transaktion kann ich nicht vornehmen. Sie werden ihre Schecks woanders einlösen müssen.«
»Aber an meiner Unterschrift ist doch nichts falsch.«
Er starrte mich an und wiederholte langsam: »Die beiden Unterschriften stimmen nicht überein.«
Nachdem ich mich zu meiner vollen Größe aufgerichtet hatte, verlangte ich den Geschäftsführer zu sprechen.
Er kniff die Augen zusammen, als sei er gerade hinaus in die Sonne getreten, und warf sich in die Brust: »Der bin ich!« Das war er bestimmt nicht, versuchte aber, mich einzuschüchtern.
Mohammed packte mich am Arm und wollte mich wegziehen. »Lass uns gehen«, flüsterte er. »Du siehst doch, dass die Unterschriften nicht übereinstimmen. Komm, lass uns gehen.« Als ich mich nicht rührte, wurde er nervös. »Schau her, die Unterschriften stimmen wirklich nicht überein!« Er nahm die Schecks vom Tresen. »Komm schon, lass uns gehen.«
Ich konnte es nicht fassen, dass er so leicht aufgab. »Hör auf«, fuhr ich ihn an. Am liebsten hätte ich ihm eine Ohrfeige verpasst, weil er sich wie ein Kleinkind aufführte. »Red nicht in diesem Ton mit mir!«, zischte ich dann leise. »Ich weiß, was ich tue.« Wieder wandte ich mich dem selbst ernannten Geschäftsführer zu und fragte ihn, wo ich denn seiner Meinung nach hingehen sollte.
Er informierte mich: »Am anderen Ende der Stadt ist eine American-Express-Bank. Dort wird man die Echtheit Ihrer Schecks überprüfen können.« Ausführlich erklärte er uns, welchen Zug wir nehmen müssten, wo wir umsteigen sollten und so weiter.
Nochmals protestierte ich: »Wir sollen unsere Zeit verschwenden, um dorthin zu fahren, nur weil Sie nicht glauben, dass das meine Unterschrift ist?« Finster blickte er mich an, und als ich mich nicht rührte, winkte er der nächsten Person in der Schlange, vorzutreten. Ich konnte ihm jetzt entweder eine Szene machen oder nachgeben, da ich mit dem Menschen nicht weiterverhandeln wollte, ging ich jedoch lieber.
Während wir auf dem Weg zu der anderen Bank waren, nörgelte und brummte mein Bruder die ganze Zeit, dass alles meine Schuld sei. »Du hörst nie zu«, knurrte er. »Du solltest besser aufpassen. Die Unterschriften haben wirklich unterschiedlich ausgesehen.«
»Na ja, es war ein anderer Stift«, verteidigte ich mich. »Und ich glaube, in New York habe ich mit der linken Hand unterschrieben. Dieses Mal war es die rechte...«
Wir brauchten sehr lange bis zu der anderen Bank, weil wir ständig warten und umsteigen mussten. Die ganze Zeit über hackte Mohammed auf mir herum, aber ich schwieg. Ich bin der Meinung, dass man sich wehren muss und nicht zulassen darf, dass die Leute einen rumschubsen; aber ich hatte keine Lust, mit meinem Bruder zu streiten, zumal er mir sowieso nicht zuhörte.
Die andere Bank war eine Filiale von American Express, und sie hatten keine Probleme mit meiner Unterschrift auf den Reiseschecks. Der Angestellte nahm sie entgegen und fragte mich ohne Umschweife: »Wie wollen Sie das Geld?« Ich berichtete ihm die Begebenheit in der anderen Bank, und er war überrascht. »Tatsächlich? Warum wollten Sie denn Ihre Reiseschecks nicht einlösen? Wo lag das Problem?«
»Ich habe keine Ahnung. Vielleicht mochte er keine Afrikaner.«
Von dort fuhren wir eilig zu der Adresse, wo es die billigen Tickets geben sollte. Ich fragte meinen Bruder auch jetzt nicht, warum wir uns eigentlich so beeilten, sondern folgte ihm ohne Diskussion.
Mohammed betrat mit mir einen somalischen Laden, wo es somalische Musik, Landkarten und alle möglichen anderen Dinge gab. Ich wollte gerne ihre Angebote studieren, aber mein Bruder, der überhaupt keine Geduld hatte, ordnete an: »Setz dich hierhin, falls ich dich brauche.« So jemanden wie ihn habe ich wirklich lange nicht erlebt – aber vielleicht hatte ich ihn einfach noch nie in Aktion gesehen. Ständig war er in Bewegung, redete mit irgendeinem Freund oder anderen Männern. Er setzte sich nicht hin, dauernd schwenkte er die Arme oder wackelte mit den Beinen. Ich konnte das nicht mehr mit ansehen, deshalb ging ich nach draußen, obwohl es kühl und feucht war. Dann kam Mohammed mit seinem Freund Ali, und wir marschierten in ein nahe gelegenes Reisebüro. Die Tickets kosteten ungefähr zweitausend Dollar für jeden von uns, und ich gab Mohammed das Bargeld. Das war meine Aufgabe – als Geldgeberin zu fungieren.
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