Nonnenfürzle: Kriminalroman (German Edition)
an ›Barbara, Barbara, komm mit mir nach
Afrika‹. Da der Referendar immer noch nicht aufgetaucht war, musste ich mir mein
Fasnetsbier selbst holen. Es war ein tolles Gefühl, im Schulgebäude Alkohol zu trinken.
Ich schloss mich einer Gruppe lustfreundlicher Kolleginnen und Kollegen an und initiierte
eine gewagte Polonaise zum Abschlusssong. Danach trafen wir uns im Aufenthaltsraum
und aßen und tranken mit den heiteren Musikanten. Vor allem meine beiden motorradfahrenden
Freunde Butzi und Joe aus der Gruppe der Löchligugger sparten nicht mit Durst und
lobten die harte Schwarzwurst, die fein geschnitten mit Zwiebeln angeboten wurde.
Nach dem
musikalischen Befreiungsevent gab es das obligate Gruppenfoto, erstmalig in der
renommierten Geschichte der Schule mit drei Bands. Der Fotografenmeister schimpfte,
weil zunächst sein weitestes Weitwinkelobjektiv nicht ausreichte, alle Agierenden
samt Kollegium zu digitalisieren. Über ein ausgeklügeltes Stufensystem, eine Leiter
und letztendlich Vergrößerung der Distanz zum Objekt gelang es dann trotzdem, einen
netten Gesamteindruck des morgendlichen närrischen Geschehens zu verewigen.
Schlagartig
war dann Ruhe. Die outgeburnten Kolleginnen und Kollegen waren längst schon im Winterurlaub,
Heliskiing in den Alpen, Bungee-Jumping in Südkorea, die Älteren beim Rafting im
Grand Canyon. Die restlichen, nun Festuntauglichen verabschiedeten sich freundlich
mit einem Händedruck, und die zwei, drei Festerfahrenen nickten sich zu: »Bis heute
Abend dann!«
25
Stengelfreuden
Unser Leben sei ein Fest
Unser Leben sei ein Fest,
Jesu Geist in unserer Mitte,
Jesu Werk in unseren Händen.
Jesu Geist in unseren Werken.
Unser Leben sei ein Fest
an diesem Abend und jeden Tag.
Unser Leben sei ein Fest,
Brot und Wein für unsere Freiheit.
Jesu Wort für unsere Wege,
Jesu Weg für unser Leben.
Unser Leben sei ein Fest
an diesem Abend und jeden Tag.
Strophe 1: Alois Albrecht (*1936),
Bernhard Ferkinghoff (1934-1987), Karin Heinen (*1946), Josef Metternich (1915-2005);
Strophe 2: Kurt Rose (1908-1999)
»Siehst du, es hat sich gelohnt.«
Triumphierend
hielt ich den orangefarbenen Splitter vor Cäcis und Deos Gesicht, schwenkte ihn
stolz hin und her. Sie verdrehte die Augen, rümpfte die Nase auf ihre eigene Art.
Deo zuckte mit den stattlichen Schultern. Ich wartete darauf, dass Cäcis Zeigefinger
tippend zur Schläfe fuhr. Sie sparte es sich vermutlich für später auf, warf dafür
den Kopf in den Nacken. Die dunkelbraunen Augen glommen im Zwielicht des Bohnenstengels
noch eine Spur dunkler. Sie sah einfach umwerfend aus mit dem kecken Tankwartmützchen,
das schief auf ihrem Kopf saß. Ganz zu schweigen vom Nichts des restlichen Kostüms.
»Das kann
alles Mögliche sein!«
»Kann es
nicht, das ist von einem Blinker.«
»Na und,
trotzdem muss der nicht von dem Auto sein, das den Schränzle überfahren hat, wenn
der überhaupt überfahren wurde.«
»Es spricht
aber alles dafür. Den werde ich Herrmann zeigen, der kann vielleicht sogar sagen,
von was für einem Auto der stammt.«
»Ich kann
das Wort Auto nicht mehr hören! Seit dieser blöde Chevy in der Garage steht, hängst
du nur noch mit deinen Politurmitteln da rum. Da muss man mit einem Blinkersplitter
noch richtig zufrieden sein. Okay, dann sei halt stolz auf deinen Plastiksplitter.
Außerdem lag der viel zu weit vom Fundort der Narrenmütze entfernt.«
»Die Kappe
kann der Wind weiter geweht haben.«
»Okay, lass
mich in Ruhe mit deinem Ermittlungswichtiggetue. Überlass das der Blonden, das ist
nicht dein Job! Und es hat mich wirklich gefreut, die Strecke noch einmal abzufahren.
Gell Deo, für dich war es auch aufregend, im Schritttempo von Friedberg nach Wolfartsweiler
zu fahren? Hei Leute, ich möchte jetzt Party machen, es ist Fasnet!«
»Ja, waa
richtig schöna Faaht, und de Dani hat ja de tolla Splitta gefunda. Ab ea sieht nicht
da Balka in da eigana Augaa!«
Schlagartig
wieherte Deo los, Cäci, den Bruchteil einer Sekunde später. Sie riss ihre Hände
hoch und sang lachend:
»Die Hände
zum Himmel, kommt, lasst uns fröhlich sein, mein liebes Böööönelein mit deinem Splitterlein!«
Deo verschluckte
sich am eigenen Lachen und wäre beinahe erstickt. Cäci klopfte ihm leider auf die
Schulter, sodass er überlebte.
»Mein Gott,
sonst werft ihr mir immer vor, ich sei zu albern und jetzt, wo ich
hier tolle Ermittlungsergebnisse und wichtige Spuren präsentiere, die zum Täter
führen
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