Nonnenfürzle: Kriminalroman (German Edition)
Schraubendreher und mein
wertvolles Allzweckmesser und noch weitere nützliche Utensilien mitgenommen.
Schon bald
war sie geöffnet. Von dort ging es zur nächsten Tür, und dann standen wir in einem
schwach beleuchteten Gewölbe. Sabine drückte sich eng an mich. Sie hatte Angst.
Ich drückte mich eng an Sabine. Ich hatte Angst. Alles wirkte unwirklich hier –
wie aus einem Gruselfilm. Das Gewölbe, die Spinnweben, die Stille, die Schatten,
die sich mit uns im funzeligen Licht bewegten.
»Hier riecht
es aber komisch!«
Ich schnupperte,
tatsächlich lag ein chemischer Hauch in der Luft.
»Wie in
der Kirche.«
»Welcher
Kirche?«
Fest klammerte
sich Sabine an mich.
»In der
Kirche vom Kloster, der Tote hat genauso gerochen.«
Schlagartig
war mir bewusst, in welche Gefahr ich das Mädchen gebracht hatte.
»Wir kehren
um.«
»Okay.«
In diesem
Augenblick ging die Kellerbeleuchtung aus. Jemand hatte offensichtlich die Sicherung
herausgedreht. Sabine schrie kurz auf. Ihre Finger gruben sich in meinen Arm.
»Oh nein,
bitte nicht, da kommen wir nie wieder raus. Oh, bitte lieber Gott!«
»Psst, ich
habe eine Taschenlampe dabei.«
An meinem
Schlüsselbund hing auch eine Minitaschenlampe, die mir schon den ganzen Winter hindurch
gute Dienste beim Haus- und Autotüröffnen geleistet hatte. Mit deren bläulichem
Schimmer versuchte ich, etwas Licht in die Finsternis zu bringen.
»Komm, wir
kehren um.«
In alle
Richtungen schwenkte ich den winzigen Lichtkegel.
»Was ist
denn das da hinten?«
Sabine zuckte
zusammen.
»Da ist
doch was, ein Balken und ein Schrank.«
Ich zielte
auf die Objekte, die Sabine zu erkennen schien. Meine nahezu doppelt so alten Augen
erkannten nur Schemen. Ein Geräusch ließ uns anhalten.
»Was war
das?«
»Da ist
jemand, oder? Und was sind denn das für komische Figuren?«
»Da steht
doch jemand, das ist doch der Herr Finsterle? Die langen Haare?«
Tatsächlich
war vor uns im bläulichen Lichtschimmer etwas zu erkennen, was wie der Referendar
von hinten aussah. Langes dunkles Haar.
Als wir
kurz vor ihm standen, gab die Taschenlampenbatterie ihren Geist auf. Ich hatte zwar
immer eine Ersatzbatterie dabei, aber meine zitternden Hände fanden sie nicht so
schnell im Müll meiner Hosentasche.
Mit meinem
Fuß war ich gegen etwas Festes gestoßen.
»Herr Bönle,
schnell, ich habe Angst. Machen Sie Licht! Was ist das vor uns? Da steht doch jemand.«
Ich drückte
die winzige Batterie und die kleine Lampe Sabine in die Hand, in der Hoffnung, dass
ihre feinen Finger geschickter waren. Vorsichtig streckte ich meine Hand aus. Ich
spürte das lange Haar des Referendars.
»Hallo,
Franz Joachim, wir sind’s, keine Sorge, wir holen dich da raus.«
Finsterle
antwortete nicht. Ich ließ meine Hände vom Hinterkopf nach vorn gleiten, ich schrak
zurück, die unrasierte Haut wirkte eisig kalt. Oh, nein! Ich flüsterte mit bebender
Stimme noch einmal:
»Keine Angst,
Franz Joachim, wir sind’s, Bönle und Sabine.«
Wieder keine
Antwort. Mutig griff ich noch einmal von hinten in das Gesicht des kühlen Referendars.
Ich spürte seine Wimpern über den geschlossenen Augen und die Nase, die übergroße
Nase. Kalt. Zu kalt.
Licht! Endlich
wieder Licht, Sabine hatte die Batterie erfolgreich installiert.
Ruckartig
drehte ich den Kopf des Referendars zu uns her.
Ein Schweinekopf
mit Perücke bot ein absurdes Bild.
Sabine schrie
laut auf. Vor Schreck ließ sie das Handy des Referendars auf den Boden fallen.
»Hilfe!«
Aus der
Weite des Kellers war ein Rufen zu hören.
»Hilfe,
hier bin ich!«
Finsterle
lag gefesselt auf einer Matratze, er war sichtlich erfreut, uns zu sehen. Wir hatten
den Lichtschalter gefunden und blickten uns vor Angst fröstelnd in der Werkstatt
des Grauens um.
Überall
standen vollendete oder halb vollendete Tierpräparate herum. Es war aber immer dasselbe
Tier.
Überall
auf dem Boden lagen Zahnstocher, wie zu einem unsinnigen Mikado ausgeworfen. Sabine
befreite mit meinem Messer den völlig erschöpften Referendar.
»Wie kommt
denn ihr hierher?«
»Später,
wir müssen erst mal raus und die Polizei verständigen.«
28
Plan B
Ihr lieben
Christen, freut euch nun
Der Jüngste
Tag ist nun nicht fern.
Komm, Jesu
Christe, lieber Herr!
Kein Tag
vergeht, wir warten dein
und wollten
gern bald bei dir sein.
Der Teufel
brächt uns gern zu Fall
und wollt
uns gern verschlingen all;
er tracht’
nach Leib, Seel, Gut und Ehr,
Herr Christ,
dem alten Drachen
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