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Nora Morgenroth: Der Hüter

Nora Morgenroth: Der Hüter

Titel: Nora Morgenroth: Der Hüter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Michelsen
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an eine Walnuss dachte, als er die Tür aufsperrte. Der Mann schien nicht mehr sehr gut zu sehen und noch schlechter zu hören. Gerade, als ich mich entnervt und unverrichteter Dinge wieder verabschieden wollte, ging im Hintergrund des Ladens eine Tür auf und der lila Schopf wurde sichtbar. Sie erkannte mich offenbar wieder und winkte mir fröhlich zu. Ich erkannte die Frau ebenfalls sofort, aber das war in Anbetracht der auffälligen Haarfarbe ja auch nicht weiter schwierig.
    « Hallo, guten Morgen. Tut mir leid, ich bin etwas spät dran. Schorsch, du kannst jetzt ins Lager gehen!»
    « Was?»
    « Du kannst ins Lager gehen! Ins LAGER!»
    « Ha, is ja jut, musst nich so brüllen. Mann, Mann.»
    Grummelnd schob der alte Mann ab.
    «Wir kennen uns doch. Halt, sagen Sie nichts – das geschnitzte Bett. Kurz nach Ostern haben Sie es gekauft. Richtig?»
    « Ja, das stimmt. Sie haben ein gutes Gedächtnis.»
    « Schön wär’s. Wir verkaufen einfach nicht so viel, vor allem nicht so große Möbel, da ist es nicht so schwer, sich das zu merken. Ist etwas nicht in Ordnung mit dem Bett?»
    Ich schüttelte den Kopf.
    «Nein, das Bett ist prima. Ich habe es wochenlang bearbeitet, geschmirgelt und abgebeizt und jetzt ist es richtig schön geworden.»
    « Das freut mich. Ja, ist doch unfassbar, was manche Leute mit den schönen Erbstücken machen, nicht wahr? Kackbraune Lackfarbe, igitt!»
    Sie schüttelte sich im Scherz und lachte.
    «Was kann ich denn heute für Sie tun? Ich habe ein paar schöne Nachttische hereinbekommen, die wären vielleicht etwas für Sie. Die würden auch zum Bett passen. Wollen Sie mal sehen?»
    Ich wehrte ab, so höflich ich konnte.
    «Ein anderes Mal bestimmt gern, aber heute … eigentlich habe ich nur eine Bitte an Sie.»
    « Was denn? Wenn ich helfen kann, dann tue ich das gern!»
    « Nun, also“, druckste ich herum. Dann gab ich mir dann einen Ruck. „Würden Sie mir verraten, wo das Bett herkommt?»
    « Ach und wieso?»
    « Das kann ich nicht sagen …»
    « Hm.»
    Sie sah mich unschlüssig an.
    «Ich kann es Ihnen einfach nicht sagen. Ich kann Ihnen nur versichern, dass es nichts mit Ihrem Geschäft zu tun hat. Es ist … rein privat.»
    « Hm.»
    Ich merkte selbst, wie merkwürdig sich mein Ansinnen anhörte. Es war vermutlich ziemlich naiv von mir gewesen, hier einfach aufzukreuzen. Seit wann verrieten Geschäftsleute den eigenen Kunden ihre Lieferanten?
    Die Frau mit dem lila Schopf zuckte die Achseln.
    «Na gut, ich kann ja mal nachsehen. So ad hoc weiß ich das jetzt nicht mehr, es hat schon eine Weile bei uns herumgestanden.»
    Mir fiel ein Stein vom Herzen. Ich hatte schon aufgeben wollen. Damit wäre meine Suche nach der Herkunft unseres Bettes dann in einer Sackgasse geendet, ehe ich noch richtig angefangen hatte.
    « Echt? Das wäre so nett von Ihnen!»
    « Na, versprechen kann ich noch nichts. Mein Vater hat das Trumm angeschleppt.»
    « Schorsch ist ihr Vater?», entfuhr es mir.
    Die Frau mit den lila Haaren legte den Kopf in den Nacken und lachte. Dabei entblößte sie eine Lücke zwischen ihren Schneidezähnen, die mir beim letzten Mal nicht aufgefallen war.
    «Nein, um Himmels Willen, Schorsch ist nicht mein Vater. Schorsch ist … schon immer hier gewesen, glaube ich. Den haben wir quasi mitgepachtet. Aber ich gehe mal nachsehen, ob ich in den Unterlagen etwas finden kann. Manchmal hat Papa auch Sachen vom Sperrmüll eingesammelt, wenn er mit dem Lieferwagen unterwegs war. Er konnte einfach keine alten Möbel stehen lassen.»
    « Könnten wir ihn nicht einfach fragen, Ihren Vater, meine ich», fragte ich eifrig. Der Sperrmüll wäre eine weitere mögliche Sackgasse, außer, der Mann erinnerte sich noch genau an die Adresse, wo er das Bett eingesammelt hatte. Falls es denn so gewesen war.
    « Das wird schwierig», sagte die lila Dame, von der ich immer noch nichts wusste, wie sie hieß.
    « Warum?», fragte ich. „Ich kann auch warten oder morgen noch einmal wieder kommen.“
    « Er ist tot.»
    « Oh.»
    Ich hätte mich ohrfeigen können. Nora Morgenroth, seit wann bist du so eine unsensible, blöde Kuh?, fragte ich mich.
    « Das … das tut mir leid. Und ich frage auch noch so dämlich nach. Entschuldigen Sie bitte!»
    « Sie konnten es ja nicht ahnen, ist schon in Ordnung. Einen Moment, ich sehe mal eben im Büro nach, ob ich etwas finden kann.»
    « Ist gut, vielen Dank!»
    Der Moment dauerte dann allerdings etwas länger.
    Währenddessen schlenderte ich durch die

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