Nora Roberts
deine Brianna an jemand anderen als ihn verkauft.«
»Ich hätte es ihnen geschenkt.«
Murphy beugte sich näher heran und flüsterte: »Sag das bloß nicht zu laut. Rogan hat ein sehr gutes Gehör.«
Jetzt lachte sie, gab ihm ihre Hand und spazierte mit ihm weiter in den nächsten Raum.
Es dauerte über eine Stunde, ehe sie sich überreden ließ, in die nächste Etage hinaufzugehen, da es bereits unten zuviel zu sehen, zu bewundern, zu begehren gab. Das erste, was sie dann im oberen Wohnzimmer entdeckte, war eine lange, sinnliche, drachenförmige Glasskulptur. Sie sah die ausgebreiteten, schillernden Flügel, den gebogenen Hals, den leidenschaftlich gereckten Kopf und den geschwungenen Schwanz und strich sehnsüchtig über den gewundenen Leib.
»Das muß ich haben.« Natürlich war es Maggies Werk. Das erkannte Shannon, auch ohne daß sie das eingravierte M.M. am Ende des Schwanzes sah.
»Laß es mich für dich kaufen.«
»Nein.« Sie drehte sich zu Murphy um. »Ich will schon seit langem ein Stück von ihr, und ich weiß genau, was Rogan für ihre Arbeit verlangt. Jetzt kann ich es mir leisten. Wenn auch nur knapp. Es ist mein Ernst, Murphy«, sagte sie in entschiedenem Ton.
»Die Ohrringe hast du doch auch angenommen.« Und sie trug sie sogar, wie er voller Freude sah.
»Ich weiß, und es ist nett von dir, mir anzubieten, daß du es kaufst. Aber es ist mir wichtig, selbst etwas zu kaufen, das von einer meiner Schwestern gemacht worden ist.«
Sein Blick wurde weich. »Ah, wenn es so ist, freue ich mich.«
»Ich mich auch. Sehr sogar.« Als er sie zärtlich küßte, umspielte ein glückliches Lächeln ihre Lippen.
»Verzeihung«, sagte Rogan in der Tür. »Offenbar störe ich im Augenblick.«
»Nein.« Mit ausgestreckten Händen ging sie auf ihn zu. »Ich kann dir gar nicht sagen, was für ein Gefühl es ist, meine Arbeit hier zu sehen. Es ist etwas, was ich mir nie erträumt hätte. Etwas, was meiner Mutter immer am Herzen lag. Vielen Dank.« Sie nahm seine Hände und küßte ihn. »Danke, daß du dafür gesorgt hast, daß einer ihrer Träume in Erfüllung gegangen ist.«
»Es ist mir ein Vergnügen. Und ich bin sicher, daß es für uns beide während der nächsten Jahre ein Vergnügen bleiben wird.« Als er sah, daß sie zögerte, wandte er sich einem anderen Thema zu. »Brianna ist in die Küche gegangen. Ich konnte sie einfach nicht davon abhalten. Kommst du mit und trinkst einen Tee mit uns?«
»Ich habe gerade erst angefangen, mich hier oben umzusehen, aber falls du einen Augenblick für mich Zeit hättest, wäre ich sehr froh.«
»Rogan, da bist du ja.« Grinsend kam Maggie in den Raum. »Ich habe Liam bei Gray abgeladen und ihm erklärt, auf diese Weise hätte er bereits ein bißchen Übung, wenn Kayla erst mal laufen kann.« Sie hakte sich bei Rogan ein. »Der Tee ist fertig, und natürlich hat die liebe Brianna auch noch eine Dose ihrer Zuckerplätzchen von zuhause mitgebracht.«
»Ich komme sofort.« Er tätschelte ihr geistesabwesend die Hand. »Sollen wir vielleicht in mein Büro gehen, Shannon?«
»Nein, das ist nicht nötig. Ich möchte mit dir über den Drachen sprechen.« Sie brauchte gar nicht erst auf die Skulptur zu zeigen, als er bereits nickte. »Maggies Feueratem«, sagte sie. »Ein wirklich außergewöhnliches Stück.«
»Und ob es das ist«, mischte Maggie sich ein. »Bei der Arbeit habe ich mir regelrecht den Arsch aufgerissen. Ich habe dreimal von vorne angefangen, bis es endlich richtig war.«
»Ich möchte ihn haben.« Shannon hatte ihr Metier von den gerissensten Händlern im Diamantenbezirk, in den kleinen Galerien von Soho gelernt, und so war sie eine hervorragende Verhandlungsführerin, aber in diesem Fall gewann ihr Verlangen nach dem Stück die Oberhand. »Ich würde es gerne kaufen und möchte, daß du es an meine New Yorker Adresse schickst.«
Niemandem außer Maggie fiel auf, daß Murphy mit einem Mal vollkommen reglos war.
»Ich verstehe.« Rogan sah Shannon nachdenklich an. »Es ist eins ihrer außergewöhnlicheren Stücke.«
»Da hast du wohl recht. Am besten schreibe ich dir einen Scheck.«
Maggie wandte sich von Murphy ab und stürzte sich in den Kampf. »Rogan, ich lasse nicht zu, daß du ...«
Es amüsierte Shannon zu sehen, wie Maggie mit zornblitzenden Augen verstummte, als Rogan abwehrend die Hand anhob. »Künstler neigen dazu, ihren Werken gefühlsmäßig verbunden zu sein«, sagte er in mildem Ton, während seine Frau ihn mit wütenden
Weitere Kostenlose Bücher