Nora Roberts
Blicken maß. »Und genau das ist der Grund, weshalb sie einen Partner brauchen, der, wenn es ums Geschäft geht, einen kühlen Kopf bewahrt.«
»Dickschädel«, murmelte Maggie. »Blutsauger. Verdammte Verträge. Er läßt mich die Dinger immer noch unterschreiben, als hätte ich ihm nicht bereits ein Kind geboren und liefe mit dem nächsten im Bauch herum.«
Er bedachte sie lediglich mit einem kurzen Seitenblick. »Fertig?« fragte er und fuhr, noch ehe sie weiterfluchen konnte, bereits fort. »Als Maggies Partner führe ich die Verhandlungen für sie, und ich sage dir, daß wir dir die Skulptur gerne schenken möchten.«
Noch während Shannon protestieren wollte, rang Maggie schockiert nach Luft. »Rogan Sweeney, ich hätte niemals erwartet, daß dir je ein solcher Satz über die Lippen kommt.« Sie begann fröhlich zu lachen, nahm seinen Kopf zwischen beide Hände und gab ihm einen begeisterten Kuß. »Ich liebe dich.« Immer noch strahlend, wandte sie sich Shannon zu. »Wag es ja nicht, ihm zu widersprechen«, befahl sie ihr. »Dies ist ein Augenblick, in dem ich sehr stolz und sehr überrascht bin von dem Mann, den ich geheiratet habe. Also gebt euch die Hände und besiegelt das Geschäft, ehe er wieder zur Besinnung kommt.«
Von all der Freundlichkeit überwältigt, tat Shannon, wie ihr geheißen war. »Das ist sehr großzügig. Vielen Dank. Ich schätze, jetzt trinke ich tatsächlich erst mal einen Tee und genieße meine Freude, ehe ich die anderen Räume besichtige.«
»Ich zeige dir, wo die Küche ist. Maggie, Murphy, kommt ihr mit?«
»Wir kommen sofort.« Maggie bedachte ihren Mann mit einem bedeutungsvollen Blick, und dann wartete sie, bis das Geräusch der Schritte der beiden verklang. Sie hielt es für das beste, erst einmal nichts zu sagen, und schlang einfach die Arme um Murphy.
»Sie war sich nicht bewußt, was sie sagte«, setzte sie an, »als sie Rogan fragte, ob er ihr die Skulptur nach New York schicken kann.«
Das war das schlimmste daran, dachte er, während er schmerzerfüllt die Augen schloß. »Der Gedanke, wieder zurückzufliegen, ist für sie offenbar ganz normal.«
»Du mußt kämpfen, wenn du willst, daß sie bleibt.«
Er blickte auf seine geballte Faust hinab, die ihm in einem Kampf gegen einen Gegner aus Fleisch und Blut von Nutzen gewesen wäre. Doch hier ging es um einen Feind, der nicht greifbar war, der sich ihm entzog wie ein unseliger Geist. Um einen Ort, um ein Bewußtsein, um ein Leben, das er noch nicht einmal gedanklich zu fassen bekam.
»Ich bin noch nicht fertig.« Er sprach so leise und so entschlossen, daß Maggie neue Hoffnung bekam. »Bei Gott, ebensowenig wie sie.«
Er fragte nicht, ob sie nach dem Besuch der Galerie mit auf die Farm kommen wollte, sondern fuhr einfach hin. Als sie ausstiegen, führte er sie allerdings nicht hinein, sondern ums Haus herum aufs Feld.
»Mußt du noch irgendwelche Tiere versorgen?« Sie blickte auf seine Füße und sah, daß er statt seiner Gummistiefel seine Sonntagsschuhe trug.
»Später.«
Er war mit seinen Gedanken woanders. Das hatte sie bereits während der Fahrt von Ennistymon gespürt, und nun war sie in Sorge, daß er immer noch in Grübeleien über ihre Worte am Loop Head versunken war. Hinter der gelassenen Fassade verbarg er neben lodernder Leidenschaft eine unverbrüchliche Starrsinnigkeit, und der Gedanke, daß er darauf bestehen könnte, daß sie abermals über die Träume sprach, rief Panik in ihr wach.
»Murphy, ich sehe, daß du böse bist. Können wir die ganze Sache nicht einfach vergessen?«
»Das habe ich bereits viel zu lange versucht.« Er sah seine Pferde grasen. Er hatte einen Kunden für das braune Fohlen, das im Augenblick mit stolz gerecktem Kopf in seiner Nähe stand. Es aufzugeben war eine Notwendigkeit.
Aber es gab Dinge, die aufzugeben kein Mann jemals in der Lage war.
Er spürte das Zittern ihrer Hand, die Anspannung, die sie den Rest ihres Körpers kerzengerade halten ließ, als er sie in den Steinkreis zog. Dann ließ er sie los und trat einen Schritt zurück.
»Dies ist der einzige Ort dafür. Das weißt du ebenso wie ich.«
Obgleich sich ihr Herz zusammenzog, sah sie ihn weiter an. »Ich weiß nicht, was du meinst.«
Er hatte keinen Ring. Er wußte genau, was er für sie haben wollte – den Claddagh, der Herzen, Hände und Krone miteinander verband. Aber im Augenblick hatte er nur sich selbst.
»Ich liebe dich, Shannon, so wie ein Mann eine Frau nur lieben kann. Und ich sage
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