Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nora Roberts

Nora Roberts

Titel: Nora Roberts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Töchter der See
Vom Netzwerk:
zwei von deinen Schwestern im Genick.«
    Aber Gray war das letzte, woran Shannon dachte, als sie durch das Fenster des Flugzeugs auf die grünen Felder und die schwarzen Klippen Irlands sah. Es war wunderschön, erschreckend schön, und eigenartig vertraut.
    Sie wünschte sich bereits, sie hätte diese Reise nie gemacht.
    Aber jetzt war es zu spät, sagte sie sich. Es war närrisch, überhaupt so etwas zu denken. Vielleicht hatte sie die Entscheidung tatsächlich sehr impulsiv gefällt, beeinflußt von ihrer Trauer und ihrem Schuldgefühl und auch von dem schlichten Verständnis, das aus Briannas Brief an sie sprach. Aber sie hatte dem Impuls nachgegeben, hatte sich beurlauben lassen, ihr Appartement verschlossen und sich auf eine Viereinhalbtausend-Kilometer-Reise gemacht, deren Ziel sie bereits vor Augen sah.
    Sie hatte aufgehört, sich zu fragen, welche Erwartungen sie mit dieser Reise verband. Sie hatte einfach keine Antwort darauf. Alles, was sie wußte, war, daß dieser Flug unabänderlich gewesen war. Daß sie sehen mußte, was vor Jahren ihre Mutter gesehen hatte. Trotzdem wurde sie von Zweifeln geplagt – von der Sorge, dem einzigen Vater, den sie je gekannt hatte, unrecht zu tun, von der Angst, plötzlich von Verwandten umgeben zu sein, deren Existenz sie lieber leugnete.
    Kopfschüttelnd griff sie in ihre Handtasche und zog die Puderdose heraus. Sie hatte sich in ihrem Antwortschreiben deutlich genug ausgedrückt, erinnerte sie sich, während sie ihr Make-up aufzufrischen begann. Sie hatte den Text dreimal umgeschrieben und überprüft, ehe sie mit dem Brief zur Post gegangen war. Sie hatte sich höflich ausgedrückt, ein wenig kühl und ohne jedes Gefühl.
    Und genauso würde sie sich während ihres Besuches auch verhalten.
    Sie versuchte sich zu entspannen, als das Flugzeug auf der Rollbahn aufsetzte. Sie hatte immer noch genügend Zeit, um ihre Fassung zurückzuerlangen, versicherte sie sich. Die häufigen Reisen mit ihren Eltern hatten sie mit der Routine des Aussteigens, der Zoll- und der Paßkontrollen vertraut gemacht. Sie ließ alles automatisch über sich ergehen, während sie innerlich um Ruhe rang.
    Als sie das Gefühl hatte, wieder einigermaßen gefaßt zu sein, schloß sie sich dem Menschenstrom in Richtung Ausgang an.
    Darauf, daß sie die Concannon-Schwestern sofort erkennen würde, hatte sie sich nicht gefaßt gemacht. Auf die absolute Gewißheit, daß die beiden Frauen inmitten der anderen Wartenden die Töchter desselben Mannes waren wie sie. Sie hätte sich einreden können, daß es der Teint, die klare, cremefarbene Haut, die grünen Augen, die roten Haare waren. Sie sahen einander ähnlich, obgleich die größere der beiden sanfter wirkte und ihr Haar im Gegensatz zum flammendroten Haar der zweiten Frau eher golden war.
    Aber es war nicht die äußere Ähnlichkeit, die sie inmitten der zahlreichen weinenden, lachenden und sich umarmenden Menschen nur auf zwei Frauen blicken ließ. Es war ein tiefes, instinktives Erkennen, das überraschend schmerzlich war.
    Sie hatte nur wenige Augenblicke Zeit, um sich die beiden Schwestern anzusehen. Die größere der beiden trug ein adrettes blaues Kleid, während die andere in einem schlabberigen Hemd und fleckigen Jeans neben ihr stand. Und sie merkte, daß das Erkennen gegenseitig war, denn eine der beiden sah sie mit einem strahlenden Lächeln an, während die andere sie mit kühlen, prüfenden Blicken maß.
    »Shannon. Shannon Bodine.« Ohne zu zögern, eilte Brianna ihr entgegen und küßte sie auf die Wange. »Willkommen in Irland. Ich bin Brianna.«
    »Angenehm.« Shannon war dankbar, daß sie mit den Händen den Gepäckwagen umklammern konnte, aber schon schob Brianna sie beiseite und bemächtigte sich des Gefährts.
    »Und das ist Maggie. Du ahnst gar nicht, wie wir uns freuen, daß du gekommen bist.«
    »Ich schätze, daß du dem Gedränge hier so schnell wie möglich entfliehen willst.« Maggie musterte die arrogante Person in der teuren Garderobe, doch dann nickte sie mit dem Kopf. »Schließlich ist man von Amerika aus ziemlich lange unterwegs.«
    »Ich bin Reisen gewöhnt.«
    »Eine Reise ist doch immer wieder etwas Aufregendes, nicht wahr?« Obgleich ihre Nerven vibrierten, sprach Brianna im Plauderton, während sie den Wagen in Richtung Ausgang schob. »Maggie hat bereits viel mehr von der Welt gesehen als ich. Jedesmal, wenn ich ein Flugzeug besteige, habe ich das Gefühl, nicht mehr ich selbst zu sein. Hattest du einen angenehmen

Weitere Kostenlose Bücher