Nora Roberts
Hügel hinaus. »Mach dich lieber auf eine Enttäuschung gefaßt, Brie.«
»Du scheinst fest entschlossen zu sein, ihren Besuch als Belästigung anzusehen.«
»Der Brief, mit dem sie deine Einladung angenommen hat, klang ja wohl nicht gerade begeistert, oder was meinst du?«
Brianna, die gerade die Kopfkissen ein zweites Mal aufschüttelte, richtete sich auf und sah den steifen Rücken ihrer Schwester an. »Sie ist allein, und wir sind zu zweit, Maggie. Wir hatten immer einander, und wir werden einander auch dann noch haben, wenn sie wieder nach Amerika fliegt. Außerdem ist vor weniger als einem Monat ihre Mutter gestorben, so daß eine allzu freudige Reaktion wohl kaum zu erwarten war. Ich bin froh, daß sie sich überhaupt zu diesem Besuch entschlossen hat.«
»Dem Detektiv hat sie erklärt, daß sie nichts mit uns zu tun haben will.«
»Du hast natürlich in deinem ganzen Leben noch nie eine Entscheidung rückgängig gemacht.«
Die Antwort zauberte ein Lächeln auf Maggies Gesicht. »Nicht, soweit ich mich erinnern kann.« Als sie sich wieder umdrehte, lächelte sie immer noch. »Wieviel Zeit haben wir noch, bis wir zum Flughafen müssen?«
»Ein bißchen. Ich muß Kayla vorher stillen, und dann ziehe ich mich noch schnell um.« Als sie Maggies Miene sah, schnaubte sie. »Eine Schürze und eine staubige Hose scheinen mir für die erste Begegnung mit der Schwester, die ich noch nie gesehen habe, nicht unbedingt die passende Garderobe zu sein.«
»Tja, ich für meinen Teil bleibe, wie ich bin.« Maggie hatte sich ein übergroßes Baumwollhemd in eine alte Jeans gesteckt.
»Das kannst du halten, wie du willst«, sagte Brianna leichthin und wandte sich zum Gehen. »Aber vielleicht kämmst du dir ja wenigstens noch das Rattennest auf deinem Kopf.«
Obgleich Maggie das Gesicht verzog, blickte sie doch in den Spiegel über dem Ankleidetisch. Eine passende Beschreibung, dachte sie amüsiert, als sie die wirren flammendroten Locken sah.
»Ich habe gearbeitet«, rief sie und lief Brianna eilig hinterher. »Meinem Glas ist es egal, ob mein Haar ordentlich ist oder nicht. Schließlich habe ich nicht wie du Tag und Nacht mit fremden Leuten zu tun.«
»Wofür diese sicher dankbar sind. Mach dir ein Sandwich oder so, Margaret Mary«, fügte sie hinzu, während sie die Küche fegte. »Du siehst spitz aus.«
»Tue ich nicht.« Trotzdem wandte sich Maggie knurrend dem Brotkasten zu. »Ich sehe höchstens schwanger aus.«
Brianna blieb stehen, wie vom Donner gerührt. »Was? Oh, Maggie.«
»Und falls es so ist, ist das allein deine Schuld«, murmelte Maggie, während sie mit gerunzelter Stirn dicke Scheiben von dem frischen Brot abschnitt.
Lachend nahm Brianna ihre Schwester in den Arm. »Das ist eine interessante Feststellung, die in Medizinerkreisen sicher große Beachtung finden wird.«
Maggie legte den Kopf auf die Seite und sah ihre Schwester belustigt an. »Ich frage dich, wer hat denn gerade erst ein Baby gekriegt? Und wer hat mir das wunderschöne kleine Mädchen, kaum daß es auf der Welt war, in den Arm gedrückt, so daß mir dieser verrückte Gedanke kam?«
»Du ärgerst dich doch nicht wirklich darüber, daß du vielleicht ein zweites Kind bekommst?« Brianna trat einen Schritt zurück und maß Maggie mit einem besorgten Blick. »Und Rogan freut sich doch wohl auch, oder nicht?«
»Ich habe es ihm noch nicht erzählt. Bis jetzt habe ich noch nicht mal einen Test machen lassen.« Instinktiv legte sie eine Hand auf ihren Bauch. »Und nein, ich ärgere mich nicht, ich habe nur Spaß gemacht. Ich hoffe, daß ich tatsächlich schwanger bin.« Sie tätschelte Brianna die Wange und wandte sich wieder ihrem Sandwich zu. »Heute morgen war mir schlecht.«
»Oh.« In Briannas Augen blitzten Tränen auf. »Das ist wunderbar.«
Knurrend öffnete Maggie die Kühlschranktür. »Ich bin nicht so verrückt, das ebenso zu sehen. Aber sag niemandem etwas davon, bis ich ganz sicher bin. Auch Gray nicht.«
»Ich werde schweigen wie ein Grab – wenn du dein Brot im Sitzen ißt und einen Tee dazu trinkst.«
»Abgemacht. Aber jetzt siehst du besser zu, daß meine Nichte etwas zu essen bekommt und daß du dich umziehst. Nicht, daß die Königin am Flughafen auf uns warten muß.«
Brianna setzte zu einer bösen Erwiderung an, doch dann atmete sie tief ein und wandte sich der Tür zu ihren Zimmern zu.
Seit ihrer Heirat im vergangenen Jahr hatten sie angebaut. Die obere Etage und das Dachgeschoß des Haupthauses waren
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