Nora Roberts
für die Gäste von Blackthorn Cottage reserviert, aber hier, neben der Küche, war ihr Privatbereich.
Für sie allein hatten das kleine Wohnzimmer und das Schlafzimmer vollauf genügt, nun aber hatten sie ein helles, sonnendurchflutetes Kinderzimmer mit großen Doppelfenstern angebaut, mit Blick auf die Hügel und auf das Mandelbäumchen, das am Tag von Kaylas Geburt von Murphy gepflanzt worden war.
Über der Wiege hing das Glasmobile mit seinen Einhörnern, Flügelpferden und Meerjungfrauen, das Maggies Geschenk gewesen war und dessen Lichterspiel und Bewegung dem Baby sehr zu gefallen schien.
»Da ist ja mein Schatz«, murmelte Brianna, und wie am ersten Tag wallten Liebe und Ehrfurcht in ihr auf. Ihr Kind. Endlich hatte sie ihr Kind. »Und, beobachtest du das Licht, mein Herz? Das hat deine Tante Maggie wirklich toll gemacht.«
Sie nahm Kayla auf den Arm und genoß den Duft und die Weichheit des Babys. »Heute lernst du eine zweite Tante kennen. Deine Tante Shannon aus Amerika. Und, freust du dich?«
Das Baby auf einem Arm, setzte sich Brianna in den Schaukelstuhl und knöpfte ihre Bluse auf. Sie blickte an die Decke und lächelte, da sie wußte, daß direkt über ihr Gray in seinem Arbeitszimmer saß und über Mord und Totschlag schrieb.
»Guten Appetit«, flötete sie und erschauderte wohlig, als Kaylas Mund erst suchte und dann an ihrer Brust zu saugen begann. »Und wenn ich dich gefüttert und gewickelt habe, bleibst du schön brav bei deinem Dad. Immerhin bist du schon groß. Dabei ist es erst einen Monat her, seit du geboren wurdest. Auf den Tag genau.«
Gray trat lautlos in die Tür, und der Anblick der beiden überwältigte ihn. Voller Demut dachte er, niemand, wirklich niemand hätte ihm vorher erklären können, was für ein Gefühl es war, seine Frau zu sehen und sein Kind. Eine Frau zu haben und ein Kind. Kaylas Faust ruhte auf der Brust ihrer Mutter, Elfenbein auf Elfenbein. Die Sonne spielte sanft mit ihrem Haar, dessen Schattierung fast identisch mit dem Briannas war. Sie sahen einander an, miteinander verbunden in einer Weise, die seine Vorstellungskraft überstieg.
Dann blickte Brianna lächelnd zu ihm auf. »Ich dachte, du arbeitest.«
»Ich habe dich über die Gegensprechanlage gehört.« Auf sein Drängen hin hatten sie derartige Geräte im gesamten Haus installiert. Er ging zu ihnen und hockte sich neben den Schaukelstuhl. »Meine beiden Ladies sind einfach wunderschön.«
Mit einem hellen Lachen beugte sich Brianna über ihn. »Küß mich, Grayson.«
Nur zu gern kam er dieser Bitte nach, ehe er mit seinen Lippen über Kaylas Köpfchen strich. »Sie scheint ganz schön hungrig zu sein.«
»Sie hat eben den Appetit ihres Vaters geerbt.« Was ihre Gedanken auf praktischere Dinge lenkte. »Ich habe dir etwas kalten Braten in den Kühlschrank gestellt, und das Brot ist frisch von heute morgen. Falls noch Zeit ist, mache ich dir etwas fertig, bevor wir fahren.«
»Mach dir darüber keine Gedanken. Und falls irgendwer von unseren Gästen vor dir zurückkommt, serviere ich Brötchen und Tee.«
»Du bist ein richtig guter Hotelier geworden, Grayson. Aber ich will nicht, daß du wegen meiner Gäste deine Arbeit unterbrichst.«
»Ich kann ruhig eine kleine Pause machen – ich komme hervorragend voran.«
»Das sehe ich. Du runzelst die Stirn, und ich habe dich schon seit Tagen nicht mehr in deinem Zimmer auf und ab gehen gehört.«
»Ich habe einen Mord, gefolgt von einem Selbstmord, inszeniert«, klärte er sie augenzwinkernd auf. »Oder zumindest sieht es so aus. Seitdem bin ich bestens gelaunt.« Genüßlich fuhr er mit der Fingerspitze oberhalb des Kopfes seiner Tochter über Briannas Brust. Da er seine Frau nicht aus den Augen ließ, erfuhr er die Befriedigung, das aufblitzende Verlangen in ihrem Blick zu sehen. »Wenn ich dich wieder liebe, Brianna, wird es sein wie beim allerersten Mal.«
Sie atmete keuchend aus. »Ich finde es nicht fair, daß du mich zu verführen versuchst, während ich unsere Tochter stille.«
»Der Versuch, dich zu verführen, ist immer fair.« Er hob seine Hand, so daß das glitzernde Sonnenlicht auf das Gold seines Eheringes fiel. »Schließlich sind wir verheiratet.«
»Reiß dich zusammen, Grayson Thane«, rief Maggie aus dem Nebenraum. »In weniger als zwanzig Minuten müssen wir los, damit wir nicht zu spät am Flughafen sind.«
»Spielverderberin«, murmelte er, wobei er sich allerdings grinsend erhob. »Ich nehme an, in Zukunft sitzen mir gleich
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