Nora Roberts
drehte den Kopf hin und her. »In den Adern des Alten floss mein
Blut, nicht ihres. Das Geld hat mir gehört.«
»Du hast
ihm genug abgenommen, bevor er starb. Aber du kriegst ja den Hals nie voll,
stimmt's?«
»Behalt
deine Weisheiten für dich, du kleiner Scheißkerl.« Sie zündete sich die
nächste Zigarette an. »Du hast nach all den Jahren offenbar auch endlich
kapiert, wo's langgeht, und dir eine echte Goldgrube geangelt. Drusilla
Whitcomb Banks.« Gloria stieß ein anerkennendes Pfeifen aus. »Nobel. Und
steinreich. Dass du dir die angelacht hast, ist das einzig Clevere, was du
bisher in deinem Leben auf die Beine gestellt hast. Damit hast du ausgesorgt.«
Sie griff
nach dem Glas, sobald es der Barkeeper vor ihr abgesetzt hatte. »Natürlich bist
du selbst auch ganz gut dran mit deiner Zeichnerei. Besser, als ich dachte.«
Sie zerbiss einen Eiswürfel. »Auch wenn ich einfach nicht kapiere, warum
Leute ihr Geld zum Fenster rausschmeißen, um sich so ein Zeug an die Wände zu
hängen. Aber es gibt eben solche und solche.«
Seth legte
eine Hand auf Glorias Handgelenk und umschloss es langsam mit den Fingern. Der
Griff war fest genug, um sie zusammenzucken zu lassen. »Merk dir eins: Wenn du
auch nur in die Nähe von meiner Familie oder von Dru oder sonst irgendjemandem
kommst, der mir etwas bedeutet, wirst du herausfinden, wozu ich fähig bin. Und
das wird um einiges schlimmer werden als damals, als dir Sybill eine verpasst
hat, und du auf deinem verdammten Hintern gelandet bist.«
Sie beugte
sich zu ihm hinüber. »Soll das etwa eine Drohung sein, mein Sohn?«
»Nein, das
ist ein Versprechen.«
Trotz der
Drogen und des Alkohols in ihrem Blut ahnte Gloria beim Blick in seine Augen
wohl, was ein solches Versprechen bedeutete, und sie wich instinktiv zurück.
»Ist das dein letztes Wort?« Sie griff mit der freien Hand nach ihrem Drink,
und ihr hageres, verlebtes Gesicht nahm einen berechnenden Ausdruck an. »Du
willst also, dass ich mich von deinen Liebsten fern halte?«
»Genau
das.«
»Dann werde
ich dir jetzt mal verraten, was mein letztes Wort ist.« Sie riss ihre
Hand los und griff nach ihrer Zigarette. »Du und ich, wir haben jetzt lange
genug mit Kleingeld herumgespielt. Du scheffelst die Kohle nur so mit deinen
Bildern und fickst dich gerade zum ganz großen Geld durch. Ich will meinen
Anteil. Eine einmalige Sache, keine Angst. Du zahlst mir die Summe, die ich haben
will, und ich bin aus deinem Leben verschwunden. Das ist doch genau das, was du
willst, oder?«
»Wie viel?«
Zufrieden nahm
sie einen weiteren Schluck und pustete ihm den Zigarettenrauch ins Gesicht.
Sie hatte schon immer leichtes Spiel mit ihm gehabt. »Eine Million.«
Er
blinzelte nicht einmal. »Du willst eine Million Dollar?«
»Ich habe
meine Hausaufgaben gemacht, mein Schatz. Du sackst mit deinen Bildern eine
Menge Schotter ein. Du hast schon in Europa einen Haufen verdient. Wer weiß,
wie lange diese Idioten deinen Scheiß noch kaufen? Und dazu kommt noch dieses
kleine, stinkreiche Flittchen, das du vögelst.«
Sie veränderte
ihre Sitzposition, schlug die Beine zur anderen Seite übereinander. Die
Mischung aus Drogen und Alkohol, die durch ihren Körper jagte, verlieh ihr ein
Gefühl der Macht. Gab ihr das Gefühl, lebendig zu sein.
»Die
schwimmt doch in Geld. Und das sind keine Neureichen. In deren Kreisen hasst
man Skandale. Es würde dir bestimmt die Tour vermasseln, wenn es durch die Presse
ginge, dass die reinrassige Enkelin des Senators ihre Beine für einen Bastard
breit macht. Noch dazu einen, der den Armen seiner Mutter entrissen wurde, als
sie den Vater, den sie nie gekannt hat, um Hilfe bat. Egal, wie ich die Sache
auch drehe«, fügte sie hinzu. »Du und die Quinns, ihr kommt bei keiner Version
gut weg. Und der Dreck wird auch an deiner Freundin kleben bleiben. Die wird
bestimmt nicht bei dir bleiben, wenn die Scheiße erst einmal durch die Gegend
fliegt.«
Sie
bestellte den dritten Drink beim Barkeeper und veränderte erneut ihre
Sitzposition. »Die wird dich ganz schnell fallen lassen, und vielleicht werden
die Leute auch nicht mehr gewillt sein, so viel Kohle für deine Bilder hinzublättern,
wenn sie erst einmal meine Version der Dinge gehört haben. Oh, und dabei habe
ich dir deinen ersten Malkasten gekauft, schnief-schnief.«
Sie warf
den Kopf zurück und lachte, und ihr Lachen war so voller Bosheit und
Schadenfreude, dass die Männer am Billardtisch zu spielen aufhörten und
herüberblickten.
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