Nora Roberts
steigst, wenn ich mal Durst auf ein paar Drinks habe. Das hier ist eher
mein Ding als ein paar höfliche Schlückchen Champagner bei irgendeiner
langweiligen politischen Galaveranstaltung. Wenn du damit nicht klarkommst, ist
das dein Problem.«
Damit hatte
er sie getroffen, und sie reckte das Kinn in die Höhe. »Ich war verpflichtet,
zu dieser Party zu gehen. Du nicht. Die Entscheidung hast du selbst getroffen.
Und wenn du dich mit Whiskey betrinken willst, ist das mit Sicherheit auch
deine eigene Entscheidung. Aber ich lasse mich nicht belügen. Und ich lasse
mich nicht zum Narren halten.«
Er zuckte
unbekümmert mit der Schulter und glaubte in seinem alkoholvernebelten Zustand
zu wissen, was das Beste für sie war. Er musste ihrem Stolz nur noch ein paar
Stiche versetzen, dann würde sie schon verschwinden.
»Weißt du,
was das Problem mit euch Frauen ist? Man schläft ein paar Mal mit euch, man
erzählt euch, was ihr hören wollen, man zeigt euch, wie man Spaß hat – und
schon fangt ihr an, einen zu bedrängen, hängt an einem wie die Läuse an einem
Affen. Gott, ich wusste, dass ich gestern Abend nicht mit dir zu dieser
Zirkusveranstaltung hätte gehen sollen. Ich wusste, dass du auf dumme Gedanken
kommen würdest.«
»Dumme
Gedanken?«, wiederholte Dru. Sie spürte, wie ihr die Kehle eng wurde. »Dumme
Gedanken?«
»Du kannst
es einfach nicht lassen, was?« Er schüttelte den Kopf und goss sich ein
weiteres Glas ein. »Immer musst du nach vorn schauen. Was ist mit Morgen, was
passiert nächste Woche? Du planst unsere Zukunft, mein Engel, und für so was
bin ich einfach nicht der Richtige. Es macht verdammt viel Spaß mit dir, wenn
du auftaust, aber wir sollten die Sache besser beizeiten beenden.«
»Du – du
willst mich loswerden?«
»Ach, wenn
du das so sagst, mein Schatz, klingt es aber gar nicht nett. Nein, nein, wir
sollten die Sache nur ein wenig drosseln.«
Ein Gefühl
von Traurigkeit stieg in Dru auf und schien sie zu betäuben. »Das alles war
also nichts weiter als Sex und bestenfalls ein Opfer für die Kunst? Das glaube
ich nicht. Das glaube ich einfach nicht.«
»Lass uns
doch keine große Sache daraus machen.« Er griff erneut nach der Flasche. Goss
Whiskey auf Whiskey. Bloß, um ihr nicht in die Augen sehen zu müssen, die in
Tränen schwammen.
»Ich habe
dir vertraut. Mit meinem Körper und mit meinem Herzen. Ich habe dich nie um
etwas gebeten. Du hast mir alles aus freien Stücken gegeben. Ich habe es nicht
verdient, dass du mich so behandelst, mich einfach so abservierst, nur weil ich
mich in dich verliebt habe.«
In diesem
Moment musste er sie doch ansehen, und die Mischung aus Stolz und Traurigkeit
auf ihrem Gesicht versetzte ihm einen Dolchstoß. »Dru ...«
»Ich liebe
dich.« Sie sagte es ganz ruhig, solange sie noch die Beherrschung besaß, ruhig
zu bleiben. »Aber das ist mein Problem. Ich werde dich jetzt mit deiner Flasche
allein lassen.«
»Ach,
verdammt, verdammt, geh nicht?«, rief Seth verzweifelt,
als sie auf die Tür zueilte. »Dru, bitte lauf nicht einfach so weg. Bitte
nicht!« Er knallte das Glas auf den Boden und ließ den Kopf in die Hände
sinken. »Ich kann das einfach nicht. Ich kann nicht zulassen, dass sie mir das
auch noch wegnimmt.«
»Glaubst du
etwa, dass ich hier stehen bleibe und vor dir in Tränen ausbreche? Oder auch
nur Lust habe, mit dir zu reden, wenn du betrunken bist und beleidigend
wirst?«
»Es tut mir
Leid. Oh Gott, es tut mir so Leid!«
»Nein, mir tut es Leid.« Ihre Hand, die die Türklinke gepackt hatte, zitterte, und
eine Träne lief ihre Wange hinunter. Das machte Dru erst recht zornig. »Ich
will dein jämmerliches schlechtes Gewissen nicht, bloß weil ich ein paar Tränen
vergieße, weil du mir wehgetan hast. Ich will nur eins: dass du dich zum Teufel
scherst!«
»Bitte geh
nicht! Ich würde es nicht ertragen!« Die widerstreitenden Gefühle in seinem
Innern – Kummer, schlechtes Gewissen, Hass und Liebe – drohten seine Kehle wie
mit würgenden Händen zusammenzudrücken. »Ich dachte, ich könnte dich einfach
loswerden, bevor du mit in den Dreck hineingezogen wirst. Aber das kann ich
nicht. Ich halte das einfach nicht aus! Ich weiß nicht, ob es richtig oder
falsch ist, aber ich kann dich einfach nicht gehen lassen. Um Himmels willen,
bitte verlass mich nicht!«
Sie starrte
ihn an, erblickte den gequälten Ausdruck auf seinem Gesicht, und ihr Herz, das
bereits so schlimm gelitten hatten, schien zu zerreißen. »Seth, bitte
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