Nora Roberts
werde ich ja sehen, was
sie tut.«
»Aber wir
werden ganz bestimmt nicht tatenlos dasitzen und zuschauen«, versprach
Phillip. »Wann sollst du dich wieder mit ihr treffen?«
»Morgen
Abend, mit einer Anzahlung in Höhe von zehntausend Dollar.«
»Wo?«
»In dieser
Proleten-Bar in St. Michael's.«
»Phil denkt
nach.« Cam grinste über das ganze Gesicht. »Das ist immer ein gutes Zeichen.«
»Und ob ich
nachdenke.«
»Ich werde
uns jetzt erst einmal Frühstück machen.« Grace stand auf. »Und dann kannst du
uns allen erzählen, zu welchem Schluss du gekommen bist.«
Dru
lauschte den Vorschlägen,
den Diskussionen, den unglaublichen Ausbrüchen von Heiterkeit und den kleinen
Sticheleien, während der Plan langsam Gestalt annahm.
In der
Pfanne brutzelten Schinken und Eier, und die ganze Küche duftete nach frisch
aufgebrühtem Kaffee. Dru fragte sich, ob es am Schlafmangel lag, dass sie kaum
in der Lage war, mit dem, was diese Familie ausheckte, Schritt zu halten.
Als sie
aufstehen wollte, um beim Tischdecken zu helfen, legte Anna ihr eine Hand auf
die Schulter und drückte sie.
»Bleiben Sie nur sitzen, meine Liebe. Sie sehen erschöpft aus.«
»Es geht
mir gut. Aber ich fürchte, ich kann nicht so ganz nachvollziehen, wie Sie an
die Sache herangehen wollen. Gloria hat vielleicht noch kein wirkliches Verbrechen
begangen, aber meiner Ansicht nach wäre es das Beste, wenn Sie mit der Polizei
oder einem Anwalt reden würden, anstatt zu versuchen, die Dinge selbst in die
Hand zu nehmen.«
Die
Gespräche verstummten. Einige Sekunden lang war nichts weiter zu hören als das
Gurgeln der Kaffeemaschine und das Geräusch des bratenden Schinkens.
»Nun ja,
das wäre wohl eine Möglichkeit«, sagte Ethan in seiner nachdenklichen Art.
»Aber Sie sollten bedenken, dass die Polizei Seth lediglich erklären würde, was
für ein Idiot er gewesen ist, weil er ihr überhaupt jemals Geld gegeben hat.
Und das haben wir ja eigentlich schon zur Genüge selbst erledigt.«
»Sie hat
ihn schließlich erpresst.«
»In
gewisser Weise schon«, stimmte Ethan ihr zu. »Aber man würde sie deswegen nicht
verhaften, oder?«
»Nein, aber
...«
»Wahrscheinlich
würde ein Anwalt jede Menge Schreiben aufsetzen, und vielleicht könnten wir
Gloria sogar wegen irgendeiner Sache verklagen – man kann schließlich jeden
wegen irgendetwas verklagen. Möglicherweise ginge der Fall sogar vor Gericht.
Aber dann würde sich die Sache wahrscheinlich endlos lange hinziehen.«
»Sie sollte
aber für das bezahlen, was sie getan hat«, beharrte Dru. »Sie wissen doch, wie
unser Rechtssystem arbeitet«, fuhr sie an Anna gewandt fort.
»Ja, das
weiß ich. Und ich glaube auch daran. Aber ich kenne auch seine Schwächen. So
sehr ich es mir auch wünsche, dass diese Frau für jeden Schmerz und jede
Sorge, die sie Seth jemals zugefügt hat, bezahlen muss – ich weiß, dass es über
den Rechtsweg nicht dazu kommen würde.«
»Wir regeln
das auf unsere Weise«, sagte Cam mit fester Stimme. »Als Familie stehen wir
füreinander ein. Mehr gibt es da nicht zu sagen.«
Dru lehnte
sich vor. »Glauben Sie etwa, ich würde nicht für Seth einstehen?«
Cam beugte
sich ebenfalls vor. »Dru, Sie sind ein Bild von einer Frau, aber Sie sitzen
nicht zu Dekorationszwecken an diesem Tisch. Natürlich werden Sie für ihn einstehen.
Die Männer der Quinn-Familie suchen sich Frauen, die auch Rückgrat haben.«
Drus Blick
war unverwandt auf Cam gerichtet. »War das ein Kompliment?«
Er grinste
sie an. »Das waren zwei Komplimente. Und von jetzt ab sollten wir uns hier alle
duzen, findet ihr nicht auch?«
Sein
Vorschlag fand allgemeine Zustimmung, und auch Dru lehnte sich wieder etwas
entspannter in ihrem Stuhl zurück und nickte zustimmend. »Nennt mich doch bitte
Dru statt Drusilla. – Ihr habt mich übrigens davon überzeugt, dass ihr die
Sache auf eure Weise regeln solltet. Auf die Quinn'sche Weise«, fügte sie
hinzu. »Aber ich finde, es könnte nicht schaden, einen Blick auf Glorias
Vergangenheit zu werfen, um herauszufinden, ob zufällig irgendwo ein
Haftbefehl gegen sie vorliegt. Ein Anruf bei meinem Großvater sollte genügen,
um diese Information vor morgen Abend zu beschaffen. Es wäre doch nicht
schlecht, wenn sie erkennen müsste, dass auch wir mit harten Bandangen
kämpfen.«
»Die Kleine
gefällt mir«, sagte Cam zu Seth.
»Mir auch«,
erwiderte Seth, ergriff Drus Hand und fuhr an sie gewandt fort: »Ich möchte
aber deine Familie da nicht mit
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