Nora Roberts
so nervös bin. Ich kenne Jeds Familie
schon mein ganzes Leben, aber irgendwie ist alles anders, wo wir doch im
Dezember heiraten werden. Ich habe Dru erzählt, dass ich die Dekoration in
Mitternachtsblau und Silber haben möchte. Ich will kein Rot und Grün, weißt
du, aber irgendwie soll es doch festlich und ein bisschen weihnachtlich
wirken. Meinen Sie wirklich, dass das geeignete Farben sind?« Carla biss sich
auf die Lippe und sah Dru fragend an. »Für die Blumen und so weiter?«
»Auf jeden
Fall.« Dru lächelte die Kundin freundlich an. »Festlich, wie Sie schon sagten,
und auch romantisch. Ich werde einige Ideen zusammenstellen, und dann können
Sie gemeinsam mit Ihrer Mutter alles durchgehen. Machen Sie sich keine
Sorgen.«
»Ach, ich
kann einfach nicht anders. Bis Dezember werde ich bestimmt alle verrückt
gemacht haben. Aber jetzt muss ich los.« Sie nahm die Blumen schwungvoll von
der Theke. »Sie werden in einer Stunde da sein.«
»Einen
schönen Abend«, sagte Dru.
»Danke. Bis
bald mal, Aubrey.«
»Ja, bis
bald. Grüße an Jed.«
Die Tür
schloss sich hinter Carla, und sobald die Glöckchen aufhörten zu läuten, kühlte
sich die freundliche Atmosphäre im Laden merklich ab.
»Sie sind
wohl kaum gekommen, um Blumen zu kaufen, wenn ich mich nicht irre.« Dru
faltete die Hände. »Was kann ich für Sie tun?«
»Aufhören
mit Seth herumzumachen und mir die Rolle der heimlichen Geliebten
zuzuschieben.«
»Ich hatte
eigentlich den Eindruck, das sei meine Rolle – und ich hatte, ehrlich gesagt,
keine Lust, sie zu spielen.«
All die
kühlen, kontrollierten, rasiermesserscharfen Worte, die Aubrey sich
zurechtgelegt hatte, waren mit einem Mal aus ihrem Gedächtnis verschwunden.
»Was zum Teufel ist los mit Ihnen? Glauben Sie etwa, Seth würde Sie befummeln,
wenn er an einer anderen interessiert wäre?«
»Mich befummeln?«
Aubrey zog
die Schultern hoch. »Das war jetzt vielleicht nicht so glücklich ausgedrückt«,
murmelte sie. »Wofür halten Sie Seth eigentlich? Er würde sich nie an Sie
heranmachen und dabei gleichzeitig versuchen, eine andere anzubaggern. So ist
er nicht, und wenn Sie das noch nicht gemerkt haben, dann sind Sie schön blöd.«
»Wenn Sie
so weitermachen, ist diese Unterhaltung vorbei, bevor Sie überhaupt richtig
begonnen hat.«
»Wäre es
Ihnen lieber, wenn ich Ihnen eins auf die Nase gebe?«
Dru hob
herausfordernd ihr Kinn. Feige war sie nicht, das musste Aubrey ihr lassen, und
auch der verächtliche Tonfall war nicht schlecht. »Ist das etwa ihre Art, Meinungsverschiedenheiten
zu klären?«
»Manchmal.
Zumindest ist es effektiv.« Aubrey zeigte ihre Zähne. »Und ich habe noch eine
Rechnung mit Ihnen zu begleichen wegen der > drallen Blondine im kleinen
Schwarzen < .«
Dru zuckte
zusammen, doch ihre Stimme blieb frostig. »Das war eine blöde Bemerkung von
mir, was aber noch lange nicht heißt, dass ich auch blöd bin. Aber sie war deplatziert
und unklug, und dafür entschuldige ich mich. Sie waren sicherlich noch nie in
der Situation, dass Ihnen etwas herausrutscht, was sie sofort bedauern.«
»Passiert
mir andauernd«, erwiderte Aubrey. Ihre Stimme hatte einen vergnügten Tonfall
angenommen. »Ich nehme Ihre Entschuldigung an. Aber das gilt nicht für die
Sache mit Seth. Sie sind schuld, dass er ganz durcheinander und unglücklich
ist. Und deswegen verdienen Sie aus meiner Sicht eine verdammte Menge mehr als
bloß einen Schlag auf die Nase.«
»Das war
nicht meine Absicht.« Dru spürte, wie sich ihr schlechtes Gewissen rührte. Sie
hatte kein Problem damit, Seth verrückt zu machen, aber er sollte ihretwegen
nicht unglücklich sein. Trotzdem hatte sie ihrer Ansicht nach getan, was für
alle Beteiligten das Beste war.
»Ich werde
nicht zulassen, dass ein Mann mit mir spielt, auch wenn ihm gar nicht bewusst
ist, dass er es tut. Ich habe sie beide zusammen gesehen. Und ich habe gesehen,
wie Sie mich gestern angeschaut haben, als ich in der Bootswerkstatt war. Und
im Moment würden Sie mir am liebsten an die Kehle gehen, weil Sie und Seth
einander so viel bedeuten.«
»Soll ich
Ihnen einmal erzählen, was wir einander wirklich bedeuten?« Aubrey stützte
sich, inzwischen wieder ziemlich verärgert, auf den Ladentisch. »Wir gehören
zur selben Familie. Und wenn Sie nicht wissen, dass man sich in einer Familie
liebt und einer für den anderen da ist und man sich Sorgen macht, wenn man
glaubt, ein Mitglied der Familie würde sich auf eine Sache einlassen, die
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